Der Geburtstag von Akemi (Masumi) steht bevor, 21 Jahre wird die junge Frau. Doch das ist nicht unbedingt ein großer Grund zur Freude, bedeutet dies doch, dass sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss. So ist sie die Enkelin eines mächtigen Yakuza-Bosses, der zusammen mit einem Großteil der Familie ermordet wurde. Akemi konnte seinerzeit dem Blutbad entkommen und führt ein ruhiges Leben in Brasilien, ohne zu wissen, wo sie herkommt. Das hat sie mit Shiro (Jonathan Rhys Meyers) gemeinsam, der eines Tages in einem Krankenhaus aufwacht und sich an nichts erinnern kann, nicht einmal an sich selbst. Takeshi (Tsuyoshi Ihara) hingegen weiß sehr wohl, wo er herkommt. Vor allem weiß er, wohin er will. Und so macht er sich auf die lange Reise von Japan nach Brasilien …
Drei Handlungsstränge, wenig Sinn
Wenn Musiker und Musikerinnen ins Schauspielfach wechseln, dann ist das nicht unbedingt immer ein schöner Anblick. Natürlich gibt es sie, die Erfolgsgeschichten, von Bette Midler und Cher über Justin Timberlake bis zu Lady Gaga. Die meisten Versuche, sich in einer anderen Kunstform zu beweisen, fallen dann aber doch mehr unter „einmal ist keinmal“. Ob die japanisch-amerikanische Sängerin Masumi nach ihrem Filmdebüt Yakuza Princess noch einmal vor die Kamera treten wird, ist bislang nicht bekannt. Argumente für eine große Schauspielkarriere liefert sie in der Rolle der Gangsternachkommen nicht gerade. Das wäre aber auch schwierig, weil der Actionfilm nicht unbedingt viele Gelegenheiten gibt, ein etwaiges Talent auszuspielen.
Dabei hat die Adaption eines Comics des Brasilianers Danilo Beyruth, der unter anderem an mehreren Marvel-Titeln gearbeitet hat, durchaus etwas zu erzählen. Genauer sind es drei Handlungsstränge, die in dem Film parallel gezeigt werden. Dass diese irgendwie zusammenhängen, ist klar. Ebenso, dass sie sich irgendwann irgendwo treffen müssen. Das macht Yakuza Princess aber nicht zwangsläufig komplex. Komplex würde voraussetzen, dass da jemand eine tatsächliche Idee hatte. Ein Konzept, was mit den Strängen anzufangen ist. Stattdessen war ganz offensichtlich das Ziel lediglich, cool zu sein. So wie Yakuzas immer cool sein müssen. Richtig? Nein, nicht richtig. Leider. Zum Cool-sein gehört dann doch noch ein bisschen mehr dazu, als möglichst böse zu schauen und möglichst wenig zu sagen.
Zu wenig draus gemacht
Wobei man irgendwann ganz dankbar ist, wenn mal nichts gesagt wird. So ist es zwar löblich, wenn der Film kontinuierlich zwischen mehreren Sprachen hin und her wechselt, mal aus Englisch, dann Japanisch oder eben Brasilianisch kommuniziert wird. Zu oft versteift sich Yakuza Princess aber auf irgendwelche Plattitüden, die vermutlich viel klüger gedacht waren, als sie es letztendlich sind. Bedeutungsschwangere Reden zu Ehre funktionieren nicht so gut, wenn man den Eindruck hat, dass sie auf Bootlegs aus dritter Hand basieren. Wenn der Film sich an der japanischen Kultur versucht, dann mit einer Authentizität billiger Asia-Restaurants, die von Menschen anderer Nationalität geführt werden. Yakuza und Samurai in einem: Kann man machen. Aber wozu? Schade ist in dem Zusammenhang vor allem, dass das an und für sich spannende Setting des japanischen Viertels in São Paulo kaum genutzt wurde. Hier gibt es eben kein Zusammenkommen zweier Kulturen, die sich gegenseitig beeinflussen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass der Film deswegen automatisch schlecht wäre. Der Actionstreifen, der auf dem Fantasia Film Festival 2021 Premiere hatte, kann durchaus Spaß machen, wenn man sich darauf einzulassen verstehen. Man sollte hier grundsätzlich nichts ernst nehmen, auch wenn Regisseur Vicente Amorim das offensichtlich tut. Der Wille zur Coolness ist so ausgeprägt, dass es fast schon wieder komisch ist. Dafür sieht Yakuza Princess teilweise ganz schick aus. Zudem gibt es nicht gerade wenig Blut. Sofern man daran Gefallen findet, hat der Actionfilm also schon einiges zu bieten. Die Kombination aus zahlreichen Klischees mit völlig überzogenen bis bescheuerten Elementen, geht sicher nie wirklich auf. Die Auftritte von Jonathan Rhys Meyers (The Survivalist – Die Tage der Menschheit sind gezählt, American Night) wirken darüber hinaus so, als stünde er gerade unter Drogen. Aber es reicht, um sich damit die Zeit zu vertreiben.
OT: „Yakuza Princess“
Land: Brasilien
Jahr: 2021
Regie: Vicente Amorim
Drehbuch: Fernando Toste, Kimi Lee
Vorlage: Danilo Beyruth
Musik: Lucas Marcier, Fabiano Krieger
Kamera: Gustavo Hadba
Besetzung: Masumi, Jonathan Rhys Meyers, Tsuyoshi Ihara, Eijiro Ozaki
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