American Riot
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American Riot

American Riot
„American Riot“ // Deutschland-Start: 6. Mai 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Seitdem in den USA die Gruppe der „Freiwilligen“ die Macht übernommen haben, wird offen Jagd auf Minderheiten gemacht. Wer nicht dem gängigen Bild dieser selbsternannten Bewahrer Amerikas entspricht, etwa durch eine falsche Hautfarbe, einen falschen Glauben oder auch die falsche sexuelle Orientierung, muss sich darauf gefasst machen, überwacht und unterdrückt zu werden. Die Muslimin Zabi (Nadine Malouf) ist dieses Leben leid und möchte daher mit ihrem Mann David (Nick Westrate) und dem befreundeten Ehepaar Sarah (Sarah Wharton) und Jarret (Jarret Kerr) nach Kanada fliehen. Bis sie so weit sind, verstecken sie sich auf dem Anwesen von Gabe (Michael Raymond-James), der selbst ein Freiwilliger ist. Als Sarah jedoch den ebenfalls verfolgten Homosexuellen Arjay (Brandon Perea) mitbringt und Unterschlupf gewährt, sorgt dies für Spannungen …

Ein falsches Bild

Das mit den DVD-Covern oder auch Artworks von Filmen allgemein ist immer so eine Sache. Sie sollen auf der einen Seite natürlich neugierig machen, irgendwie auffallen und damit die Leute dazu verleiten, sich den Film anzuschauen. Sind sie gut gemacht, können sie auch ein Publikum ansprechen, das sich anderweitig vielleicht nie für das Werk interessiert hätte. Schwierig wird es aber, wenn diese Werbemaßnahme nichts mit dem Inhalt zu tun hat. Ein besonders krasses Beispiel hierfür ist American Riot. Der Titel zusammen mit dem Bild einer vermummten Kämpferin lässt einen bürgerkriegsähnliche Zustände mit reichlich Action erwarten. In etwa so, als hätte man The Purge – Die Säuberung mit der Kapitol-Stürmung Anfang 2021 kombiniert.

Richtig viel Action gibt es aber gar nicht. Man könnte sogar so weit gehen und sagen: Es gibt keine wirkliche Handlung. Statt eines dystopischen Thrillers, bei dem jede Minute ums Überleben gekämpft wird, erwartet einen bei American Riot vielmehr ein Drama. Ein Großteil des Films besteht aus den Gesprächen der fünf Flüchtlinge, die sich über ihre Situation, aber auch ganz universelle Themen unterhalten. Dann und wann werden diese Dialoge unterbrochen. Vor allem Flashbacks standen bei Regisseur und Co-Autor William Sullivan hoch im Kurs, um auf diese Weise ein bisschen mehr über die Figuren und die Lage der Nation zu verraten. So etwas kann ziemlich danebengehen, wie kürzlich das Beispiel The Survivalist – Die Tage der Menschheit sind gezählt zeigte, das durch die ständigen Rückblicke völlig aus dem Tritt kam.

Langsam und nachdenklich

Bei American Riot muss man das nicht befürchten. Denn das würde implizieren, dass überhaupt etwas im Tritt war. Das wird einen Teil der Zuschauer und Zuschauerinnen nerven, die sich auf einen sehr gemächlichen Film einstellen müssen. Nicht wenige dürften von dem dialoglastigen Drama sogar schnell gelangweilt sein. Der andere Punkt, an dem sich die Geister vermutlich scheiden werden, ist die Darstellung eines geteilten Amerikas. Dass es dieses gibt, ist unstrittig. Ebenso dass Rassismus, Bigotterie und Homophobie weit verbreitet sind. Wer jedoch einfach nur unterhalten werden möchte, der könnte sich daran stören, erneut auf die Probleme aufmerksam gemacht zu werden – vor allem wenn man diese als Teil der Mehrheit gar nicht als Problem ansieht. Da werden nicht wenige meckern, sich mal wieder von vermeintlichen Moralaposteln und Weltverbesserern den Spiegel vorhalten lassen zu müssen.

Aber auch die erklärten Feinde und Feindinnen der hasserfüllten White Supremacy haben hier ein bisschen was zu schlucken. Denn nur weil jemand ein offeneres und freundlicheres Weltbild hat und alle darin aufnehmen möchte, macht ihn das noch nicht zwangsläufig zu einem guten Menschen. Damit einher geht die Frage: Was ist eigentlich gut? Gerade der Umgang mit Gabe deckt hier einige Unterschiede in der Denkweise auf. Während die einen in ihm einen derart verabscheuungswürdigen Dreck sehen, dass er selbst keine Menschenrechte mehr hat, sind andere da großzügiger und versuchen den Menschen im Feind zu entdecken. Ähnlich zum kontroversen Thriller The Hunt verwischen da schon einmal die Grenzen. So richtig in die Tiefe geht das dann zwar nicht, da bleibt einiges recht schematisch. Zumindest aber funktioniert American Riot ganz gut als Denkanstoß und Aufforderung an die Zuschauer und Zuschauerinnen, nicht zu sehr auf das Feindbild zu pochen, sondern sich mehr mit den Leuten dahinter auseinanderzusetzen und eigene Verantwortungen zu hinterfragen – selbst wenn das nicht angenehm ist.

Credits

OT: „American Insurrection“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: William Sullivan
Drehbuch: William Sullivan, Jarret Kerr
Musik: Nathan Matthew David
Kamera: Brandon Roots
Besetzung: Nadine Malouf, Nick Westrate, Brandon Perea, Sarah Wharton, Jarret Kerr, Michael Raymond-James, Toby Leonard Moore

Bilder

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American Riot
Fazit
„American Riot“ klingt wie ein actiongeladener Thriller, ist aber stattdessen ein dialoglastiges Drama, das sich mit der Unterdrückung von Minderheiten in den USA befasst. Das wird nicht allen gefallen, zumal auf eine zu eindeutige Einteilung in gut und böse verzichtet wird. Da wäre schon noch mehr Tiefgang möglich gewesen. Als Denkanstoß ist der Film aber durchaus brauchbar.
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