Nach drei Niederlagen in Folge scheint die Kampfkarriere von Mike Wade (Scott Adkins) vorbei zu sein. Sein neuer Job führt ihn ins Castle Heights Hospital, das gesprengt werden soll. Während seine Kollegen und er das Gebäude für das Unterfangen vorbereiten, stößt er auf einige Taschen, welche insgesamt drei Millionen Dollar enthalten. Er ahnt nicht, dass das Geld seinerzeit von dem mittlerweile inhaftierten Robert Glass (Robert Berlin) dort deponiert wurde und dass dessen Bruder Deacon (Scott Hunter) auf dem Weg ist, um es einzusammeln. Es gibt aber noch einen weiteren Interessenten: Gefängniswärter Richard Ericson (Dolph Lundgren), der die Behandlung seiner todkranken Tochter (Ida Lundgren) bezahlen muss und daher durch nichts zu stoppen ist …
Für Mixed Martial Arts Fans
Die Kampfszenen wie auch sonst so einiges in Castle Falls sind eindeutig für Fans von Mixed Martial Arts gemacht worden. Bereits zu Beginn wird im Trophäenbereich des Büros von Gymbetreiber Vince (Dave Halls) unter anderem eine eingerahmte Urkunde des Rickson Gracie Jiu-Jitsu Cup 09 gezeigt. Die Urkunde hätte nicht dort sein müssen, erstens wird sie Laien überhaupt nichts sagen, zweitens wird sie selbst vielen MMA-begeisterten Leuten nichts sagen und drittens ist sie lediglich für ein paar Sekunden während eines Kameraschwenks im Bild, sodass selbst Zuschauer, die damit etwas anfangen können, sie übersehen könnten. Dennoch hat sich jemand die Mühe gemacht, dieses und andere Details bewusst in den Film einzubauen.
Die Fightchoreographien selbst halten sich so strikt wie es in einem fiktionalen Werk möglich ist an das, was wir heutzutage als effektivste unbewaffnete Kampfkunst kennen. Scott Adkins, der in seinen sonstigen Filmauftritten eher für einen auf wilden Tritten basierenden Kampfstil bekannt ist, kann sich einen Dropkick zwar nicht verkneifen, gibt sportlich gesehen ansonsten aber eine gute Figur als MMA-Kämpfer ab. Mit der Info, dass Wade dreimal in Folge zur Aufgabe gezwungen wurde, etabliert Castle Falls zudem direkt am Anfang, dass er ein Striker ist, das Grappling also nicht zu seinen Stärken gehört, womit die Rolle mit Rücksicht auf Adkins Fähigkeiten angelegt wurde. Vince erwähnt Mike gegenüber eine in MMA-Kreisen weit verbreitete Binsenweisheit: „It’s a young man’s game.“ Trotz seiner 64 Jahre beweist Dolph Lundgren hier allerdings, dass er – zumindest in der kontrollierten Umgebung eines Filmdrehs – seine Gegner körperlich durchaus immer noch glaubhaft vor ernste Probleme stellt. Einmal würgt er einen der Handlanger gar mit einem standing arm triangle bis zur Bewusstlosigkeit, ein Aufgabegriff, der im echten Leben so schwierig erfolgreich anzuwenden ist, dass viele Uneingeweihte ihn vielleicht als unrealistische Erfindung für den Film abtun werden.
Nicht ganz geglücktes Drama
Der Fokus von Castle Falls liegt nicht komplett auf den Kampfszenen, nicht einmal ansatzweise. Sie werden strategisch eingesetzt, um die Story auf ihre Weise zu erzählen beziehungsweise voranzubringen. Aber vielleicht wäre ein reiner MMA-Film die bessere Entscheidung gewesen. Die Handlung ist keineswegs schlecht, jedoch auch nicht sonderlich originell oder unvorhersehbar. Die Kameraführung, die Bildqualität, die Ausstattung, das sieht alles schon ziemlich nach B-Movie aus; diesbezüglich ist vermutlich das Beste aus dem Budget herausgeholt worden. Schauspielerisch gibt es wenig zu bemängeln, allerdings versagt Lundgrens Regie manchmal ausgerechnet in den Momenten, in denen das überhaupt nicht möglich sein sollte. Richards Tochter Emily wird von Dolphs Tochter Ida gespielt, womit die Chemie zwischen den beiden bereits automatisch vorhanden sein sollte. Die teilweise uninspirierte Montage ihrer Dialoge wie auch die nachlässige Schauspielerführung sorgen dafür, dass die Vater-Tochter-Szenen lange nicht so stark sind, wie sie hätten sein können und müssen. Lundgren und Adkins, die nicht das erste Mal gemeinsam in einem Film auftreten, funktionieren aber wunderbar zusammen.
OT: „Castle Falls“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Dolph Lundgren
Drehbuch: Andrew Kramer
Musik: David Rosengren
Kamera: Frances Chen
Besetzung: Scott Adkins, Dolph Lundgren, Vas Sanchez, Scott Hunter, Kim DeLonghi, Robert Berlin, Dave Halls, Ida Lundgren
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