Früher einmal, da waren Chip und Chap unzertrennlich. In der Schule waren sie beste Freunde. Später waren sie die Stars einer erfolgreichen Fernsehserie, die es auf mehrere Staffeln brachte und zahlreiche Fans hatte. Doch das ist lange her. Während Chap sich trotz einer CGI-Operation nicht so wirklich als Solostar durchsetzen konnte und sich von einer Fan-Convention zur nächsten hangelt, hat Chip dem Showgeschäft den Rücken gekehrt und verkauft nun Versicherungen. Kontakt haben die beiden schon seit Jahren nicht mehr, seitdem die Serie vorzeitig beendet wurde. Doch dann meldet sich eines Tages Samson bei ihnen, der ebenfalls Teil von „Die Ritter des Rechts“ war und dringend Hilfe braucht. Kurze Zeit später ist er verschwunden, weshalb die beiden noch einmal zusammenarbeiten müssen, um ihren alten Freund zu befreien …
Ein unerwartetes Comeback
Nicht wenige dürften mit den Augen gerollt haben, als Disney Chip und Chap: Die Ritter des Rechts ankündigte, eine Neuauflage der gleichnamigen Zeichentrickserie, die zwischen 1989 und 1991 produziert wurde. Schließlich setzt keines der großen Hollywood-Studios auf eine vergleichbar zynische Franchise-Ausschlachtung wie das des Mäuseimperiums. Auch wenn der Erfolg diesem Recht gibt, zwischen den unzähligen Remakes, Reboots, Sequels, Prequels und Spin-offs ist der Name zu einem Synonym für kreative Einfallslosigkeit geworden. Braucht es da wirklich drei Jahrzehnte später ein Comeback der Backenhörnchen, die ältere Semester noch als Ahörnchen und Behörnchen kennen und die ihre Ursprünge in zwei Dutzend Kurzfilmen hatten? Vermutlich nicht. Und doch ist das Ergebnis deutlich besser, als man erwarten durfte.
Es ist auch ganz anders, als man erwarten durfte. So zeigte der Trailer die zwei alten Freunde in einer unerwarteten Fassung. Während Chip noch im bekannten Zeichentrickstil gehalten ist, wagte Chap, der eigentlich Dale heißt, den Sprung in die dritte Dimension. Im Animationsbereich ist das nicht unüblich. Tatsächlich gab es in den letzten Jahren reihenweise Neuauflagen bekannter Zeichentrickfiguren als vermeintlich moderne 3D-Computervariante – etwa Die Biene Maja, Die Peanuts oder Asterix. Chip und Chap: Die Ritter des Rechts nimmt diese Entwicklung auf, macht sich gleichzeitig aber darüber lustig, indem dieser Wandel als CGI-Schönheits-OP bezeichnet wird. So wie auch im wahren Leben in die Jahre gekommene Schauspieler und Schauspielerinnen sich unters Messer begeben, um noch mal mithalten zu können und neue Rollen zu bekommen.
Schaulaufen der Stars
Und das ist nur der Anfang. Regisseur Akiva Schaffer (Popstar: Never Stop Never Stopping) hat einen Film gedreht, der über weite Strecken mehr ein Meta-Film ist, mit dem Spezialgebiet Animation. Zu viel sollte man im Vorfeld nicht verraten. Nur eines vorweg: Am meisten kommt hier auf die Kosten, wer nicht nur die Serie seinerzeit gesehen hat, sondern allgemein viele Filme und Serien aus dem Bereich. Damit einher gehen nämlich unzählige Gastauftritte von früheren wie heutigen Stars, seien es Zeichentrickfiguren oder reale Schauspielgrößen. Tatsächlich wird Chip und Chap: Die Ritter des Rechts zu einer derart vollgestopften Zitatesammlung, dass man sich fragen muss, für wen der Film eigentlich produziert wurde. Während die Serie sich seinerzeit an Kinder richtete, ist das hier nicht so klar, wenn eine kindliche Geschichte auf Fanservice-Momente trifft, die so exzessiv sind, dass selbst Spider-Man: No Way Home zurückhaltend wirkt.
Wie viel Spaß man an dem Disney+ Film hat, hängt daher maßgeblich davon ab, ob man selbst mit diesen Anspielungen und Gastauftritten etwas anfangen kann. Ohne diese ist die Mischung aus Abenteuer und Krimi dann doch eher ein wenig schwach auf der Brust. Puristisch veranlagte Zuschauer und Zuschauerinnen werden zudem bemängeln, dass die als traditionelle Animationsvarianten verkauften Figuren – neben Zeichentrick noch Stop-Motion – ebenfalls am Computer erstellt wurden, was den anfänglichen Konflikt ein wenig ad absurdum führt. Wer aber die notwendigen Voraussetzungen mitbringt und sich auch absurden Geschichten erfreuen kann – Chip und Chap: Die Ritter des Rechts ist zum Teil herrlich bescheuert –, kann hier aber viel Spaß haben. Ob das genug ist, um weitere Filme oder Serien zu rechtfertigen, darüber kann man sich zwar streiten, da das Gimmick ein weiteres Mal eher weniger funktionieren dürfte. Als in sich geschlossener Film macht das Wiedersehen aber durchaus Freude.
OT: „Chip ’n Dale: Rescue Rangers“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Akiva Schaffer
Buch: Dan Gregor, Doug Mand
Musik: Brian Tyler
Kamera: Larry Fong
Besetzung: KiKi Layne
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