Als Ted Crawford (Anthony Hopkins) erfährt, dass seine Frau Jennifer (Embeth Davidtz) eine Affäre mit dem Polizisten Rob Nunally (Billy Burke) hat, fackelt er nicht lange. Kaltblütig ermordet er sie und ruft im Anschluss die Polizei. Nunally, der als erster den Tatort betritt, attackiert beim Anblick seiner getöteten Geliebten Crawford. Der macht auch keinen Hehl aus seiner Tat und gesteht seinem Widersacher sofort die Tat. Für den jungen Staatsanwalt Willy Beachum (Ryan Gosling), der den Fall übernimmt, ist die Sachlage daher klar. Eine Verurteilung wegen Mordes ist nur noch reine Formsache. Umso mehr, da der Verdächtige sich selbst verteidigen will, ohne jegliche Erfahrungen in diesem Bereich zu haben. Doch dabei hat er den älteren Mann unterschätzt, der alles genau geplant hat …
Ein ganz klarer Fall
Wenn zu Beginn eines Films die Polizei eine Leiche entdeckt, dann dreht sich üblicherweise die daran anschließende Geschichte darum, den Täter oder die Täterin zu finden. Bei Das perfekte Verbrechen fällt das weg. Wer die Frau erschossen hat, ist allen klar. Dem Publikum, dem alles verraten wird. Der Polizei, die dank des schnellen Geständnisses im Bilde ist. Und auch die Staatsanwaltschaft weiß Bescheid. Da dürfte bei manchen Zuschauern und Zuschauerinnen die Frage provozieren: Und worum soll es dann in der Geschichte gehen? Es ist ja nicht einmal so, dass der Mörder in dem Fall auf der Flucht ist und durchs halbe Land gejagt werden muss. Der ältere Herr sitzt brav in seiner Zelle und harrt der Dinge, die da kommen. Das ist nicht unbedingt die beste Voraussetzung, um Spannung zu erzeugen.
Und doch, langweilig wird einem bei Das perfekte Verbrechen nicht. Zu wissen, was geschehen ist, das ist das eine. Aber lässt es sich auch beweisen? Regisseur Gregory Hoblit, der bereits mit seinem ersten Kinofilm Zwielicht einen mit Stars gespickten Justizthriller ablieferte, zeigt auch hier, dass er eine solche Geschichte ansprechend in Szene setzen kann. Stärker noch als bei dem genannten Werk läuft das hier auf ein Duell hinaus. Ein Duell, bei dem jedoch keine physischen Waffen zum Einsatz kommen, sondern Worte. Vor allem aber ist es ein psychisches Duell, bei dem sich zwei grundverschiedene Männer gegenüberstehen und die jeweils versuchen, die Oberhand zu behalten. Mit wechselnden Erfolgen.
Schafft er es oder nicht?
Die Spannung besteht natürlich in erster Linie in der Frage, ob es Crawford gelingen wird, sich aus der Situation herauszureden. Der deutsche Titel Das perfekte Verbrechen weckt in der Hinsicht größere Erwartungen, da er impliziert, dass da tatsächlich jemand davonkommen könnte. Ganz so perfekt ist das Verbrechen aber nicht, sonst gäbe es keine Geschichte zu erzählen. Beeindruckend ist beim Plan des Mörders auch gar nicht mal so sehr, wie ausgeklügelt er ist. Das ist er gar nicht, verlässt sich auf Punkte, die nicht in der eigenen Macht stehen. Vielmehr ist es die Kaltschnäuzigkeit, mit der Crawford seine Tat verübt und anschließend jede Schuld von sich weist, die einem hier in Erinnerung bleibt. Diese Form von Dreistigkeit muss man erst einmal hinbekommen.
Das ist auch adäquat von Anthony Hopkins (The Father, Das Schweigen der Lämmer) gespielt, der die zynische Boshaftigkeit seiner Figur zelebriert. Das Zusammenspiel mit Ryan Gosling (Wie ein einziger Tag, Blade Runner 2049) funktioniert ebenfalls. Beide Charaktere sind auf ihre Weise arrogant, weshalb die Frage nach der Verurteilung auch eine Frage zweier wettstreitender Egos ist. Bei Beachum hat man dann auch nicht unbedingt das Gefühl, dass es ihm um Gerechtigkeit geht. Darum, dass da der Mord an einer Frau gesühnt wird. Für ihn ist es mehr eine persönliche Demütigung und auch ein berufliches Ärgernis, welches seinen eigenen Ambitionen im Wege steht. Auch wenn Das perfekte Verbrechen natürlich schon einen Kampf zwischen gut und böse darstellt, so richtig gut ist unser Held nicht.
Unglaubwürdig, aber unterhaltsam
Leider wird aus der Ambivalenz nicht so wahnsinnig viel gemacht, da der Film doch mehr mit Stereotypen arbeitet. Überhaupt sollte man nicht mit den ganz großen inhaltlichen Erwartungen an den Thriller gehen. Zwischendurch entwickelt sich die Geschichte anders weiter, als man das vorher vermutet hätte. Das hängt aber auch damit zusammen, dass die Ereignisse nicht allzu glaubwürdig sind. Da wird unterwegs schon einiges konstruiert. Wer sich bei Filmen darüber aufregt, wenn sie nicht wirklich plausibel sind, sollte sich das hier vielleicht sparen. Der Unterhaltungswert stimmt aber bei Das perfekte Verbrechen. Man kann sich zumindest über weite Strecken doch ganz gut die Zeit damit vertreiben, den beiden bei ihrem Wettstreit zuzusehen.
OT: „Fracture“
Land: USA
Jahr: 2007
Regie: Gregory Hoblit
Drehbuch: Glenn Gers, Daniel Pyne
Musik: Jeff Danna, Mychael Danna
Kamera: Kramer Morgenthau
Besetzung: Anthony Hopkins, Ryan Gosling, David Strathairn, Rosamund Pike
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