In Stasikomödie spielt David Kross einen jungen DDR-Bürger, der von der Stasi angeheuert wird, um undercover eine Künstlerszene zu unterwandern und auszuspionieren. Das geht mit viel Chaos einher, vor allem als er plötzlich zwischen zwei Frauen steht. Wir haben uns mit dem Schauspieler anlässlich des Kinostarts am 19. Mai 2022 unterhalten.
Was hat dich an deinem neuen Film gereizt? Warum wolltest du bei der Stasikomödie mitmachen?
Ich habe sonst eher ernste Filme gedreht und wollte schon immer einmal eine Komödie machen. Es hatte sich bislang aber nie ergeben. Dieses Mal wollte ich unbedingt dabei sein, auch weil Leander Haußmann ein Meister seines Faches ist. Er ist wirklich der ideale Regisseur für so etwas, weil er einen nie hängen lässt und immer eine geniale Idee hat. Er lässt am Set ein Chaos entstehen im positiven Sinne, sodass sich daraus alles entwickeln kann.
Der Film spielt in den 80ern in der DDR, also eine Zeit und ein Ort, die du selbst nie kennengelernt hast. Hast du überhaupt einen Bezug zur DDR?
Das stimmt. Ich kannte das nur aus den Geschichtsbüchern. Aber ich habe mich schon für Ballon damit auseinandergesetzt und viel zu dem Thema gelesen. Es ist noch eine sehr junge Geschichte, weshalb du viele Leute findest, die dir etwas dazu erzählen können. Leander Haußmann kennt die DDR natürlich oder auch der Fotograf Harald Hauswald, der ebenfalls dabei war und schon damals Fotograf war in dieser Szene. Wir hatten dadurch einige Leute am Set, die das nacherzählen und eigene Anekdoten einbringen konnten.
Der Film beginnt mit dieser wundervollen Szene, in der deine Figur vor einer roten Ampel steht und es ist weit und breit kein Auto in Sicht. In solchen Momenten scheiden sich ja ein wenig die Geister. Wie hättest du selbst reagiert?
Wenn jetzt nicht gerade ein Kind in der Nähe wäre, dem ich ein schlechtes Beispiel geben würde, würde ich selbst auf jeden Fall rübergehen. Ich fand die Prämisse so schön, einen jungen Mann zu haben, der so systemtreu ist, dass er nicht einmal eine rote Ampel überquert, der gleichzeitig aber auch diese Sehnsucht zu der Künstlerszene hat und frei sein möchte.
In dem Film spielt ihr auch sehr mit dem Kontrast zwischen den absolut Systemtreuen und den Künstlern und Künstlerinnen, die alles komplett anders machen wollen. Wo würdest du dich zwischen diesen beiden Extremen sehen?
Ich kann diesen Zwiespalt auf jeden Fall verstehen. Ich komme selbst aus keiner Künstlerfamilie, sondern bin mit 15 in diese Welt gekommen. Das war alles neu und ich musste mich darin erst einmal zurechtfinden. Deswegen kann ich mich total in Ludger hineinversetzen, für den das alles am Anfang völlig fremd ist, weil ich selbst ein wenig hin und her gerissen bin. Ich habe auch beide Seiten in mir.
Hinzu kommt, dass auch innerhalb dieser Künstlerszene sich gar nicht alle einig sind. Da wird viel darüber gestritten, was überhaupt Kunst ist, etwa in der Szene mit den Perlen. Wie würdest du das für dich beantworten? Was ist Kunst und was soll Kunst?
Das ist wirklich eine schwierige Frage, auf die es glaube ich keine eindeutige Antwort gibt. Kunst darf für mich auch stören oder anregen und dir eine neue Perspektive ermöglichen. Gleichzeitig darf Kunst auch einfach schön sein. Etwas, das du dir gerne anschaust. Das ist das Tolle an Kunst: Kunst darf alles sein. Sie ist völlig frei. Deswegen haben Diktatoren oft Angst vor ihr, weil sie eben diese Freiheit vermittelt, die sie selbst unbedingt verhindern wollen.
Du hast vorhin gemeint, dass deine Familie keinen künstlerischen Hintergrund hat. Was hat dich dann dazu veranlasst, Kunst zu machen bzw. zu schauspielern?
Da war auf jeden Fall diese Neugierde, in eine fremde Welt einzutauchen und etwas Neues kennenzulernen, jemand anderes zu sein. Die Imagination. Aber auch eine gewisse Spielfreude.
Stasikomödie ist nicht nur eine Komödie, sondern über weite Strecken auch ein Liebesfilm. Der Film handelt aber auch von Leuten, die sich verstecken und als jemand anderes ausgeben, als sie wirklich sind. Kann es in einem solchen Umfeld überhaupt echte Gefühle geben?
Gute Frage. Aus Ludgers Perspektive würde ich sagen, dass es sie auf jeden Fall gibt. Manchmal kommt die Form vor dem Inhalt, manchmal der Inhalt vor der Form. Das geht meiner Meinung nach in beide Richtungen. In dem Film lassen wir das auch ein bisschen offen, wo die vorgetäuschten Gefühle aufhören und die echten beginnen. Ich denke, dass es letztendlich auch keinen Unterschied macht, wie echt diese Gefühle sind, solange du glaubst, dass sie echt sind.
Nachdem du jetzt die DDR in den 80ern kennengelernt hast: Wenn du eine beliebige Epoche oder Ort kennenlernen dürfest, was würdest du dir aussuchen?
Ich würde gerne mal einen Western spielen und einen Cowboy spielen. Reiten. Schießen. Dieses ganze Genre des Westerns, das finde ich spannend und cool.
Und bis es so weit ist, worin dürfen wir dich als nächstes sehen? Welche Projekte sind geplant?
Ich habe gerade Der Pfau gedreht. Darin geht es um mehrere Investmentbanker, die zusammen an einem Teambuilding-Event in Schottland teilnehmen, wo ein Pfau ums Leben kommt. Und die Frage ist: Wer ist der Mörder? Das ist auch eine Komödie und soll dann nächstes Jahr ins Kino kommen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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