Die Kunst der Stille
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Die Kunst der Stille

„Die Kunst der Stille“ // Deutschland-Start: 5. Mai 2022 (Kino) // 25. November 2022 (DVD)

Inhalt / Kritik

Ein wenig eigenartig ist es schon. Gerade mal ein paar Monate ist es her, dass Marcel Marceau ein filmisches Denkmal gesetzt wurde. In Résistance – Widerstand war es Hollywood-Start Jesse Eisenberg, der in die Rolle des berühmten Pantomimen und Widerstandskämpfers auftrat. Wem das noch nicht genug war, für den gibt es jetzt noch einmal Nachschlag. Denn auch der Dokumentarfilm Die Kunst der Stille nimmt sich des französischen Künstlers an, der mit Ringelhemd und dem weiß geschminkten Gesicht zu einer ikonischen Gestalt wurde. Warum die beiden Filme so kurz hintereinander auf den Markt kommen, darüber kann man natürlich diskutieren. Zumindest aber ergänzen sie sich auf ihre Weise ganz gut.

Ein Film, viele Themen

Ein Dokumentarfilm hat dabei natürlich ganz eigene Möglichkeiten und Einschränkungen. Die Möglichkeiten bestehen beispielsweise darin, andere Menschen zu befragen, welche den Protagonisten kannten oder etwas über ihn sagen können. Regisseur Maurizius Staerkle Drux lässt etwa den Enkel des Künstlers zu Wort kommen, der in die Fußstapfen seines berühmten Großvaters getreten ist, sich deswegen aber auch immer mit ihm messen lassen muss. Die Kunst der Stille bringt auf diese Weise Details und verschiedene Perspektiven mit in seine Betrachtungen, ohne sich Gedanken machen zu müssen, wie das sinnvoll miteinander verknüpft werden kann. Wo ein reguläres Biopic in den meisten Fällen linear erfolgt und eine Form der inhaltlichen Klammer sucht, da gibt es hier keinerlei Einschränkungen.

Staerkle Drux nimmt das dann auch dankbar an und versucht erst gar nicht, so etwas wie einen roten Faden einzubauen. Zwar bleibt Marceau der Dreh- und Angelpunkt seines Filmes. Immer wieder kehrt der Regisseur zu diesem zurück. Von dort aus reist er aber in verschiedene Richtungen. An manchen Stellen geht es beispielsweise um das Pantomimenspiel als solches. Der berühmte Franzose ist an diesen Stellen mehr Anlass, um über die Kunst zu reden. Die Kunst der Stille verlässt dort das reine Biografische und sucht nach einem größeren Thema. Nur reicht der Raum dann doch nicht, um wirklich in die Tiefe zu gehen. Es bleibt vielmehr bei kleinen Exkursen, um den Horizont des Publikums ein wenig zu erweitern. Dieses sollte deshalb auch offen dafür sein, inhaltlich ein bisschen abzuschweifen.

Eine Lebensgeschichte aus zweiter Hand

Ein größeres Thema ist dabei der Holocaust. Auch wenn Marceau in erster Linie seiner künstlerischen Ausdrucksform wegen Geschichte schrieb, so ist seine Zeit im Widerstand gegen die Nazis doch ein fester und prägender Teil seiner Biografie. Im Gegensatz zu seinen öffentlichen Auftritten sind diese natürlich nicht in Form von Originalaufnahmen für die Nachwelt festgehalten worden. Das haben geheime Aktivitäten nun einmal so an sich. Das ist dann auch der Nachteil von Dokumentarfilmen, zumindest solchen, die ausschließlich „echte“ Bilder wollen: Diese Leerstellen müssen durch Erzählungen aus zweiter Hand gefüllt werden. Notlösungen wie nachgestellte Szenen oder auch Voice over von Texten sind in Die Kunst der Stille offensichtlich keine Option gewesen.

Das führt dazu, dass der Dokumentarfilm oft etwas fragmentarisch und willkürlich wirkt. Man nahm, was man finden konnte und irgendwie interessant fand und fügte das dann zusammen. Je nach eigenem Geschmack ist das dann positiv oder negativ. Während die einen sich mehr Fokus wünschen würden, freuen sich andere über die Vielfalt, inhaltlich wie visuell, wenn Interviews und Tanzszenen sich abwechseln. Sehenswert ist der Beitrag vom Max Ophüls Preis 2022 aber durchaus. Das Thema Pantomime als solches ist interessant, die Lebensgeschichte von Marceau sowieso. Es hat schon einen Grund, warum er ein für Filme so dankbares Thema ist. Dass der im Jahr 2007 Verstorbene nicht mehr selbst zu Wort kommen kann, ist natürlich schade. Wie so viele andere biografische Dokumentarfilme neigt dann auch dieser dazu, ein bisschen sehr ehrfürchtig zu sein. Aber es hält sich im Rahmen, weshalb das nicht zu störend auffällt.

Credits

OT: „Die Kunst der Stille“
Land: Schweiz, Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Maurizius Staerkle Drux
Drehbuch: Maurizius Staerkle Drux
Musik: Nils Frahm, Julian Sartorius
Kamera: Raphael Beinder

Bilder

Trailer

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Die Kunst der Stille
Fazi
„Die Kunst der Stille“ erinnert an den Pantomimen Marcel Marceau, erzählt aus seinem Leben, befasst sich aber auch ganz allgemein mit seiner Kunst. Das ist etwas fragmentarisch, aber durchaus interessant und abwechslungsreich, weil der Dokumentarfilm alles Mögliche einmal anspricht und sich nicht um eine inhaltliche Klammer schert.
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