Entrevias Netflix
© Telecinco / Netflix

Entrevías – Staffel 1

Entrevias Netflix
„Entrevías – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 20. Mai 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Der Kriegsveteran Tirso Abantos (José Coronado) wohnt seit Jahren in einem heruntergekommenen Viertel und unterhält einen kleinen Baumarkt. Sein Leben verläuft in immer gleichen, überwiegend ruhigen Bahnen, bis eines Tages seine Enkelin Irene (Nona Sobo) alles durcheinander bringt. Da sie mit ihrem Freund Nelson (Felipe Londoño) durchbrennen wollte, haben sich die beiden auf schlimme Typen eingelassen, Drogendealern, die sich in der Stadt breit gemacht haben. Als der Großvater versucht, die rebellische Teenagerin auf seine Weise zu beschützen, führt das zu fast noch mehr Problemen. Bald haben sie es nicht mehr nur mit Verbrechern zu tun, auch die Polizei entwickelt ein immer größeres Interesse an ihnen …

Spanisch bevorzugt

Man muss ja schon fast dankbar dafür sein, dass Netflix bei fiktionalen Produktionen, anders als bei Dokumentationen wie etwa Der Fotograf und der Postbote: Der Mord an José Luis Cabezas, die Synchronfassung nicht einfach parallel über die Originalversion laufen lässt. Wer weder Englisch noch Spanisch versteht, muss sich bei der Serie Entrevías mit deutschen Untertiteln begnügen. Selbst wer Rnglisch versteht, möchte vielleicht doch lieber das spanische Original hören, während er die Untertitel in der von ihm präferierten Sprache liest. Die englischen Sprecher sind sicher durch die Bank weg professionell und haben eine saubere Artikulation vorzuweisen, dennoch klingt das alles eher wie einfach drübergesprochen statt nach richtigem Voiceacting. Die Stimmen passen zwar für sich genommen, das Acting jedoch weniger. Obwohl die letzte Folge der zweiten Staffel in Spanien bereits in der vergangenen Woche ausgestrahlt wurde, ist die Serie auf Netflix erst seit Kurzem verfügbar, genauer gesagt die halbe Serie, da die Streamingplattform bisher nur die erste Staffel bereitstellt. Mit acht Episoden, welche allesamt deutlich über eine Stunde Laufzeit haben – die erste 80, die restlichen jeweils zwischen 69 und 75 Minuten –, verlangt diese dem Zuschauer aber bereits einiges an Sitzfleisch ab.

Das Grundsetting mit einem Kriegsveteranen, der Probleme in der Nachbarschaft hat und mit neumodischen Gepflogenheiten oder Ausländern nicht unbedingt gut zurechtkommt, ist grob mit Gran Torino vergleichbar. Genügend Fantasie vorausgesetzt, erinnert das Aussehen oder eher die Ausstrahlung von Tirso Abantos sogar vage an den von Clint Eastwood gespielten Walt Kowalski. Natürlich ist die Serie jedoch ein eigenständiges Werk und erinnert nicht konstant an diesen oder andere Filme; Entrevías ist ein real existierendes und zugleich das ärmste Viertel im Stadtteil Puente de Vallecas von Madrid, welches immer mehr mit Drogenproblemen und allgemeiner Kriminalität zu kämpfen hat.

Geduld bitte

Die Rolle lebt dann auch von Coronados Performance, welcher international wohl am besten für Der unsichtbare Gast bekannt ist. Nona Sobo absolviert ihr Schauspieldebüt mit Bravour; die wenigsten würden wohl vermuten, dass sie bisher keinerlei Erfahrungen in dem Metier gesammelt hat. Der ihren Freund verkörpernde Felipe Londoño hat ihr in dieser Hinsicht zwar einiges voraus, kann aber nicht ganz mit ihr mithalten. Er scheint jeder Situation mit mehr oder weniger dem gleichen Gesichtsausdruck gegenüberzutreten und lässt generell etwas emotionale Varianz vermissen.

Entrevías fühlt sich wirklich lang an, und obwohl der Zeitbedarf für die Geschichte nicht ungerechtfertigt erscheint und das Pacing tatsächlich weniger Raum für Leerläufe zulässt, als die Gesamtdauer suggerieren könnte, mag das für manche ein Ausschlusskriterium sein. Ausnahme hiervon ist die erste Folge selbst, die in vielerlei Hinsicht recht unausgeglichen wirkt, nicht nur inhaltlich, und eindeutig zu lang geraten ist. Wer das dennoch durchhält, nach der zweiten Episode jedoch immer noch nicht angefixt ist, der wird mit dem Rest vermutlich auch keine Freude haben. Alle anderen bekommen mit der Serie so etwas wie eine Charakter- beziehungsweise Milieustudie geboten, auf welche sich der Zuschauer zugegebenermaßen erst einmal einlassen muss.

Credits

OT: „Entrevías“
Land: Spanien
Jahr: 2022
Regie: Iñaki Mercero, Alberto Ruiz Rojo, Oriol Ferrer, Luis Oliveros, Aitor Gabilondo
Drehbuch: David Bermejo, Jordi Terradas, Víctor Pedreira, Patricia Trueba, Juan Ramón Ruiz de Somavía
Musik: Victor Reyes
Kamera: Jaime Pérez, Jesús Haro
Besetzung: José Coronado, Nona Sobo, Felipe Londoño, Laura Ramos, Manolo Caro, Manuel Tallafé, Itziar Atienza

Bilder

Trailer

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Entrevías – Staffel 1
Fazit
Die erste Staffel der Serie „Entrevías“ nimmt sich sehr viel Zeit dafür, ihre Geschichte zu erzählen. Obwohl das Pacing überwiegend angemessen ist, mag es dem ein oder anderen Zuschauer nicht schnell genug vorangehen. Weiß die Mehrheit der Schauspieler mit ihrer Performance zu überzeugen, wirken manche Rollen vielleicht ein wenig fehlbesetzt.
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