Half Brothers
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Half Brothers

Half Brothers
„Half Brothers“ // Deutschland-Start: 9. Mai 2022 (Sky Ticket)

Inhalt / Kritik

Als Kind konnte nichts Renato von seinem Vater Flavio (Juan Pablo Espinosa) trennen. Das dachte er zumindest. Aber es kam anders: Als sich die finanzielle Lage der mexikanischen Familie immer weiter verschlechtert und Flavio nicht mehr in der Lage ist, alle zu versorgen, reist er in die USA. Es soll nur ein vorübergehender Aufenthalt sein. Gerade lang genug, um genügend Geld zu verdienen. Doch aus Tagen werden Wochen, werden Monate und Jahre. Inzwischen ist Renato (Luis Gerardo Méndez) ein erwachsener Mann, hat einen gut bezahlten Beruf und steht kurz davor, Pamela (Pia Watson) zu heiraten. Da erreicht ihn ein Anruf einer Frau, die ihm von dem bevorstehenden Tod von Flavio erzählt, der noch immer in den USA lebt. Zunächst weigert sich Renato, der nie darüber hinweggekommen ist, verlassen worden zu sein, den sterbenden Mann zu besuchen. Doch dann lässt er sich darauf ein, nur um festzustellen, dass er einen erwachsenen Halbbruder namens Asher (Connor Del Rio) hat. Und das ist nur die erste von vielen Überraschungen, die er auf seiner anschließenden Reise erlebt …

Großer Unterschied = großer Spaß?

Es gehört zu den ganz beliebten Szenarien im Bereich der Komödie: Man nehme zwei grundverschiedene Menschen und zwinge sie dazu, länger Zeit miteinander zu verbringen. Das klappt am Anfang natürlich gar nicht, zum Ärger der Beteiligten und zur Freude des Publikums. Gut umgesetzt, kann es noch immer Spaß machen, ein ungleiches Paar beim chaotischen Miteinander zu beobachten, wenn es versuchen muss, irgendwie diese Situation zu meistern. Am Ende steht meist die Annäherung, nach langer harter Arbeit und vielen peinlichen Momenten. Half Brothers nimmt dieses Prinzip auf und kreuzt es mit einem Roadmovie. Das ist durchaus naheliegend, denn auch dort geht es oft darum, zwei Menschen zusammenzuführen. Die gemeinsame Reise wird da zum Anlass einer inneren Verwandlung umgedeutet.

Ungewöhnlich an Half Brothers ist, dass hier – der Titel nimmt es vorweg – zwei Halbbrüder die Reise antreten. Zwei Halbbrüder, die sich vorher gar nicht kannten und die unterschiedlicher nicht sein könnten. Beim zweiten Punkt setzt das Drehbuchduo Eduardo Cisneros und Jason Shuman auf die ganz groben Striche. Auf der einen Seite ist der komplett distanzierte Renato, der alles ganz ordentlich und richtig haben will und das Ingenieurstalent des Vaters geerbt hat. Asher ist das Gegenteil: laut, übergriffig und chaotisch. Dass das hier ziemlich knallt, ist keine Überraschung, sondern Teil des Konzeptes. Das Publikum soll schließlich Spaß dabei haben, wenn sich die zwei wieder und wieder in die Haare bekommen.

Zwischen Tragik und Blödelei

So ganz geht dieser Plan aber nicht auf. Zwar geben sich die Hauptdarsteller Luis Gerardo Méndez (Time Share) und Connor Del Rio (Unknown User: Dark Web) sehr viel Mühe dabei, die jeweiligen Besonderheiten herauszuspielen. Tatsächlich sind die zwei Figuren derart überzogen, dass sie mehr Karikatur als Mensch sind. Es fehlen aber die Ideen, was man aus dieser Konstellation machen könnte. Die Witze, die sich in Half Brothers daraus ergeben, sind entweder völlig einfallslos, neigen auch dazu, sich zu wiederholen. Oder sie sind so willkürlich, dass sie in keinem wirklichen Zusammenhang mit den Charakteren stehen, sondern einfach nur irgendwie reingequetscht wirken. Aber mit dem Inhalt ist das eh so eine Sache. Die Schnitzeljagd, auf welche sie der sterbende Vater schickt, ist ziemlicher Unsinn.

Deutlich besser und interessanter ist die Lebensgeschichte des Vaters, die sie mittels der besagten Schnitzeljagd erfahren. Natürlich wollte Renato immer wissen, warum Flavio nie aus den USA zurückkam. Stück für Stück erfahren die Protagonisten und damit auch das Publikum, was vor vielen Jahren geschehen ist. Half Brothers erzählt eine im Grunde sehr tragische Geschichte von Wirtschaftsflüchtlingen und Familien, die auseinandergerissen werden. Zwischendurch kommen wie aus dem Nichts sogar Momente, die einen emotional sehr durch die Mangel nehmen. Dafür gibt es aber als Nachschlag die zu erwartende Portion Zuckerguss, mit der alles zugekleistert wird. Das darf man dann bewegend finden oder plump. So wie der Film insgesamt gemischte Gefühle hinterlässt: Da treffen Klischees auf Absurdes, Albernheit auf Gesellschaftskritik, Satire auf Kitsch. Viel Halbes und nichts Ganzes.

Credits

OT: „Half Brothers“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Luke Greenfield
Drehbuch: Eduardo Cisneros, Jason Shuman
Musik: Jordan Seigel
Kamera: Thomas Scott Stanton
Besetzung: Luis Gerardo Méndez, Connor Del Rio, Juan Pablo Espinosa, Pia Watson

Trailer

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Half Brothers
Fazit
„Half Brothers“ begleitet zwei Halbbrüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten und versuchen, die Familiengeschichte zu rekonstruieren. Als Komödie ist das nur mäßig geglückt, da trotz der engagierten Darsteller die Ideen fehlen. Interessanter ist der Film als Geschichte über das Schicksal mexikanischer Wirtschaftsflüchtlinge.
Leserwertung8 Bewertungen
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von 10