Hall

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„Hall“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

In einem abgeschiedenen Hotel begegnen sich durch Zufall zwei Frauen: Naomi (Yumiko Shaku) und Val (Carolina Barczak). Die Japanerin ist schwanger und sucht für eine Weile etwas Zuflucht im Hotel, vor allem aber Ruhe vor ihrer Familie und dem Vater ihres ungeborenen Kindes. Val, ihr Mann Branden (Mark Gibson) und ihrer der gemeinsamen Tochter Kelly (Bailey Thain) wollen ein paar Tage Urlaub machen. Dabei zeigen sich hinter der Fassade der heilen Familie Vals bald schon Abgründe. Branden kontrolliert sie nämlich und neigt zu Gewaltausbrüchen. Durch Zufall bemerkt Val dann auch an Kelly einen seltsamen blauen Fleck sowie eine sonderbare Traurigkeit, als sie ihre Tochter auf diesen anspricht. Gemeinsam beschließen sie, Branden, wenn dieser schläft, zu verlassen und mit dem Auto vor ihm zu fliehen. Parallel hat Naomi ein Telefonat mit ihrer Mutter in Japan. Bevor Naomi aber das Gespräch beenden kann, hat sie einen Schwächeanfall und bricht auf dem Boden des Zimmers zusammen, geschüttelt von Krämpfen und Schmerzen, die es ihr gerade noch erlauben, aus dem Raum zu kriechen, wo sich auf dem Flur ihr ein Bild des Grauens bietet.

Eine ungeahnte Wirklichkeit

Mit Hall legt der kanadische Regisseur Francesco Giannini seinen ersten Langfilm vor, der zum einen inspiriert ist von seiner Passion für das Horrorkino der 1960er und 1970er sowie den Diskussionen mit Drehbuchautor Derrick Adams darüber, inwiefern pharmazeutische Unternehmen die Viren, für die sie Gegenmittel verkaufen, nicht selbst herstellen. Da derlei Verschwörungstheorien mittlerweile einen mehr als faden Beigeschmack haben, betont der Regisseur in seinem Videostatement für die Besucher der HARD:LINE Festivals, dass Hall vor der Pandemie gedreht wurde und keiner, am wenigsten er selbst, mit der ungewollten Aktualität des Szenarios gerechnet hätte.

Die Wirklichkeit holt auch die beiden Frauen schneller als ihnen liebt ist auf grausame Weise ein, denn was zu Beginn eine Randnotiz in den Nachrichten eines Radiosenders war, wird schließlich zu einer Realität in jenem Hotel, welches ihnen eigentlich als Zuflucht dienen sollte. Der Horror des Virus ist verbunden mit jenem Horror, den sie in ihren Familien durchleiden, durch einen abwesenden und verständnislosen Mann auf der Seite und einen gewaltbereiten auf der anderen. Giannini verlässt sich in erster Linie auf seine beiden Hauptdarstellerinnen, wenn es darum geht, den recht dünnen Plot von Hall über dessen Laufzeit zu tragen. Daneben erweist sich zudem die junge Bailey Thain als ein wahres Naturtalent und erinnert nicht von ungefähr an Carol-Anne aus Tobe Hoopers Poltergeist sowie dessen Fortsetzungen.

Die Überwindung der Furcht

Darüber hinaus ist Hall ein Film, der in erster Linie durch eine Atmosphäre sich definiert. Der Flur des Hotels wird zu einer Art Metapher für die Überwindung der Furcht der beiden Frauen, zu einem Symbol für die Trennung und zugleich jenes Horrors, den sie durchleiden und der sich in den grausam entstellten Opfern des Virus zeigt. Beim visuellen Eindruck des Terrors und jener Stimmung des ungefähren Schreckens bliebt es dann auch über die eigentlich recht knappe Laufzeit des Filmes, der aber durch seine Ereignislosigkeit doch recht tranig und zäh wird. Zumindest aber auf visueller Ebene funktioniert Hall, denn besonders das Make-up der Infizierten weiß zu überzeugen.

Daneben will Giannini die Geschichte der beiden Frauen noch mit einer Handlung verknüpfen, die auf seine Inspiration anspielt, was aber nicht nur albern wirkt, sondern auch unnötig ist. Als Kurzfilm hätte Hall sicherlich gut funktioniert, aber als Spielfilm überzeugt dies leider nicht.

Credits

OT: „Hall“
Land: Kanada
Jahr: 2020
Regie: Francesco Giannini
Drehbuch: Derrick Adams, Adam Kolodny
Musik: Michael Vignola
Kamera: Graham Guertin Santerre
Besetzung: Julian Richings, Carolina Bartczak, Yumiko Shaku, Vlasta Vrana, Christopher James Giannini, Dawn Ford, Kathleen Fee, Bailey Thain, Mark Gibson

Trailer

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Hall
Fazit
„Hall“ ist ein Horrorfilm, der von seinen Bildern, seinen Darstellern und seiner Atmosphäre lebt. Den Mangel an Handlung und Spannung kann Francesco Giannini jedoch in seinem Spielfilmdebüt jedoch nicht kaschieren, was Hall zu einer recht zähen Angelegenheit macht.
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