Um seine Familie finanziell zu unterstützen, nimmt der Klavierlehrer Kim Dong-sik (Kim Jin-kyu) eine Stelle als Leiter eines Werkschors an. Die Fabrik, zu dem der Chor gehört, beschäftigt vornehmlich weibliche Mitarbeiter, die gegenseitig um die Gunst ihrer Mitstreiterinnen für ihre Klubs und Vereine buhlen. Da Herr Kim jedoch der einzige Mann im Betrieb ist, muss er sich keinerlei Sorgen um mangelnden Zulauf machen, obwohl ihm die Bewunderung der anderen Frauen sehr unangenehm ist und vom Arbeiten abhält. Als er schließlich vor eine Musikstunde mit dem Chor einen Liebesbrief einer Arbeiterin erhält, beschwert er sich, sodass die junge Frau gar entlassen wird. Was Kim aber nicht weiß, ist, dass eigentlich Cho Kyung-hee (Um Aing-ran) hinter dem Brief steckte, die nun unter dem Vorwand, private Klavierstunden nehmen zu wollen, den Musiker anspricht, der sie daraufhin zu sich nach Hause einlädt.
Zeitgleich heuert er mithilfe Chos mit Myung-sook (Lee Eun-shim) eine Haushaltshilfe an, da seine Frau (Ju Jeung-ryu) entlastet werden muss. Nun, da die Familie in eine neues, noch größeres Haus umzieht, ist die Hilfe mehr als willkommen, auch wenn die junge Frau bereits früh ihre Eigenarten zeigt und sich seltsam gegenüber den Kindern verhält. Mit der Zeit findet sie jedoch ihre Routine im Haushalt der Kims und wird zu einer großen Hilfe für Kims Frau, die auch noch hochschwanger ist und dankbar ist für die Entlastung. Doch die Situation beginnt bald zu eskalieren.
Zwischen Realismus und Expressionismus
Nach dem Ende des Koreakriegs nutzte Regisseur Kim Ki-young Filmmaterial und Equipment, was als unbrauchbar deklariert war, um seine ersten Filme zu machen, welche dann so erfolgreich waren, dass er Geld genug hatte, um seine eigene Produktionsfirma zu gründen, mit der er dann Das Hausmädchen produzierte, einen Film, der in den Augen vieler Filmkritiker einer der besten koreanischen Filme überhaupt ist. Nicht nur markiert der Filme die Vermischung des Realismus mit dem Expressionismus hin zu einem für den Filmemacher sehr eigenen Stil, sondern zeigt auch ein für diese Zeit ungewöhnlich hartes Bild der koreanischen Gesellschaft, die er als von Statusdenken und repressiven Rollenbildern definiert zeigt.
In einem Interview gab Regisseur Bong Joon-ho auf die Frage nach den Inspirationen für seinen Film Parasite an, er habe sich ein Beispiel an Kim Ki-youngs Das Hausmädchen genommen, der bereits Anfang der 1960er jene Themen behandelte, mit denen sein Film sich auseinandersetzt. Es ist aber nicht nur der thematische Rahmen, der beide Werke miteinander verbindet, denn ebenso formal haben Bongs und Kims Dramen sehr viel gemein. Die in der Wirklichkeit verankerten Konzepte von Klasse und Status werden durch eine Form repräsentiert und widergespiegelt, beispielsweise in dem Haus, das die Familien in beiden Werken bewohnen und in dem sich ein Großteil der Handlung abspielt. In Kims Film stellt es nicht nur den weltlichen Besitz der Familie dar und wird dadurch zum Symbol für ihre Zusammengehörigkeit, durch entsprechenden Kameraeinsatz und den Schnitt wird es zugleich zu einer Metapher für jene Mechanismen der Kontrolle und Verführung, mit denen sich die einzelnen Charaktere in Schach zu halten versuchen. Der Bruder, der seiner Schwester die Treppen vorausgeht und diese triezt, wenn sie es nicht schnell genug schafft, mit ihren Krücken diese hochzukommen, zeigt mehr über die Rollenbilder und die emotionale Grausamkeit, die im Herzen von Das Hausmädchen ist, als es jegliche Dialogzeilen vermögen.
Der Ruf und die Stellung
Wie die Neuverfilmung von 2010 ist auch das Original in erster Linie ein Ensemblefilm, bei dem es dem Zuschauer schwerfallen wird, einen Schauspieler herauszugreifen. Im Zentrum steht jedoch das Zusammenspiel von Lee Eum-shin und Kim Jin-kyu, welches nach außen hin jenes Verhältnis von Meister und Diener zu sein scheint, aber sich mehr und mehr zu einem Machtspiel entwickelt, bei dem jeder versucht die Oberhand zu gewinnen. Es geht um Verführung und Kontrolle wie auch um Status, wenn beispielsweise die Frauen um die Gunst ihres Mannes buhlen oder sich Kims Frau nicht scheiden lassen will, vornehmlich aus wirtschaftlichen Gründen. Wie die „Parasiten“ in Bongs Film hat sich hier jemand in dieses Haus, diese Gemeinschaft eingenistet und ist nicht gewillt, diesen Status aufzugeben, will man doch diesen eher verbessern. Die Tatsache, dass dies in erster Linie über die Ehe geht, besonders für Frauen, sagt sehr viel über patriarchale Muster aus.
Neben den Schauspielern ist Das Hausmädchen vor allem ein visuell cleverer wie auch ausnehmend eleganter Film. Kameramann Kim Deok-jin findet die passenden Bilder für das sich verändernde Machtgefüge in diesem Haushalt, was bisweilen eher an einen Horrorfilm oder die starke Lichtsymbolik im Film Noir erinnert.
OT: „Hanyeo“
Land: Südkorea
Jahr: 1960
Regie: Ki-young Kim
Drehbuch: Ki-young Kim
Musik: Sang-gi Hang
Kamera: Deok-jin Kim
Besetzung: Jin-kyu Kim, Jeung-ryu Ju, Eun-shim Lee, Aing-ran Um, Seon-ae Ko, Sung-ki Ahn
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