High Crimes – Im Netz der Lügen
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High Crimes – Im Netz der Lügen

High Crimes – Im Netz der Lügen
„High Crimes – Im Netz der Lügen“ // Deutschland-Start: 24. Oktober 2002 (Kino) // 21. Januar 2010 (DVD)

Inhalt / Kritik

Bislang führten die Anwältin Claire (Ashley Judd) und der Handwerker Tom Kubik (Jim Caviezel) eigentlich ein recht glückliches, beschauliches Leben. Doch damit ist es schlagartig vorbei, als Tom eines Tages von der FBI festgenommen wird. Der Vorwurf: Er soll, damals noch unter seinem richtigen Namen Ronald Chapman, in einem kleinen Dorf in El Salvador neun Menschen ermordet haben, im Rahmen eines militärischen Einsatzes. Seither war er auf der Flucht und nahm eine neue Identität an. Tatsächlich gibt Tom zu, bei dieser Aktion dabei gewesen zu sein, bestreitet aber, die Morde begangen zu haben. Vielmehr wolle man ihm die Schuld in die Schuhe schieben. Da Claire von dem ihm zugeteilten Anwalt First Lieutenant Terence Embry (Adam Scott) nicht überzeugt ist, will sie ihn selbst vor Gericht vertreten und sucht sich dabei die Hilfe von Charlie Grimes (Morgan Freeman). Der bringt die notwendigen Erfahrungen vor einem Militärgericht mit, hat aber mit seiner Alkoholabhängigkeit zu kämpfen …

Der Drang zum Gericht

In den 1990ern und frühen 2000er Jahren wimmelte es geradezu vor Gerichtsfilmen, die irgendwo zwischen Drama und Thriller angesiedelt waren, auf prominenten Büchern basierten und ein illustres Ensemble versammelten. Von dieser Welle ist heute praktisch nichts mehr übrig, die meisten dieser Filme sind in der Versenkung verschwunden. Einige wenige erfreuen sich zwar noch immer einer größeren Beliebtheit, etwa Die Firma oder Der Klient, die auf Romanen von John Grisham basierten. Die meisten sind aber in Vergessenheit geraten. Wenn sie nicht hin und wieder mal im Fernsehen laufen würden, man wüsste schon gar nicht mehr, dass sie existieren. Einer davon: High Crimes – Im Netz der Lügen. Der lief seinerzeit zwar nicht schlecht, war aber sicher kein Blockbuster. Die Kritiken waren überwiegend bescheiden.

Erneut lieferte ein literarisches Werk die Vorlage. Genauer schnappte man sich den 1998 veröffentlichten gleichnamigen Roman von Joseph Finder, der später auch den ebenfalls prominent besetzten Paranoia – Riskantes Spiel inspirierte. Wie bei vielen dieser Gerichtsfilme geht es darum, dass die Hauptfigur jemanden freikämpfen muss, der eines Verbrechens angeklagt wurde. Das ist bei High Crimes – Im Netz der Lügen nicht anders, wenngleich es dieses Mal ein besonders abscheuliches Verbrechen ist. Wahllos irgendwelche unbewaffneten Menschen in einem kleinen Dorf abschlachten? Das geht schon über die herkömmliche Krimikost hinaus, bei denen die Morde weniger zahlreich, dafür motivierter sind. Das, was Tom zur Last gelegt wird, ist auch aufgrund der fehlenden nachvollziehbaren Begründung zu barbarisch.

Zweifel? Keine

Eine Besonderheit von High Crimes – Im Netz der Lügen ist dabei, dass die Anwältin in einem direkten Bezug zum Angeklagten steht: Sie will ihren eigenen Mann verteidigen. Ob das eine gute Idee ist oder nicht, das sei mal dahingestellt. Zumindest ist es nachvollziehbar, dass sie sich in den Fall persönlich einmischt, um zu einem guten Ergebnis zu kommen. Es hätte auch viel Potenzial, wenn die Protagonistin selbst mit den Zweifel kämpft, ob ihr Mann schuldig ist oder nicht. Zuletzt handelten die Serien Anatomie eines Skandals und The Undoing, wie eine Ehefrau sich mit dem Gedanken auseinandersetzen muss, ihr Mann könnte ein brutales Geheimnis haben. Hier wird das hingegen kaum genutzt. Es geht Claire ausschließlich um die Frage, wie sie Tom freibekommen kann, nicht ob er schuldig ist.

Regisseur Carl Franklin will das natürlich möglichst lange offen halten und bietet dem Publikum eine Alternativerklärung: Das Militär will etwas vertuschen. Da dürften sich manche an Eine Frage der Ehre zurückerinnert fühlen, wo ebenfalls vor Gericht gegen das Schweigen der militärischen Führung angekämpft wurde und eine unter Verschluss gehaltene Schweinerei aufgedeckt wird. Und doch hinkt auch dieser Vergleich ein wenig. Es fehlt ein eindeutiger Gegenspieler, an dem man das alles aufziehen könnte. Vor allem fehlen die großen Gerichtsszenen, welche den obigen Titel zu einem Hit machten. Bei High Crimes – Im Netz der Lügen befasst man sich stärker mit der Beziehung zwischen den Figuren.

Kein Film zum Erinnern

Grundsätzlich kann man das natürlich schon so machen, selbst wenn manche sicher enttäuscht waren, dass es hier nicht zu den erhofften Dialogduellen kommt. Dann sollten die Figuren aber auch irgendwie interessant sein. Das sind sie aber ebenso wenig wie die Geschichte, die der Film erzählt. Auch wenn da immer mal wieder etwas auftaucht, aus dem man etwas Spannendes hätte machen können, genutzt wird es nicht. Immerhin: Ashley Judd und Morgan Freeman holen aus der wenig inspirierten Vorlage schon ein bisschen was raus. Genug, um sich zwei Stunden irgendwie die Zeit vertreiben zu können. Aber es hat schon seine Gründe, warum High Crimes – Im Netz der Lügen heute nicht mehr so vielen Leuten präsent sein dürfte: Der Film ist so nichtssagend, dass man ihn im Anschluss schon wieder vergessen hat.

Credits

OT: „High Crimes“
Land: USA
Jahr: 2002
Regie: Carl Franklin
Drehbuch: Yuri Zeltser, Grace Cary Bickley
Vorlage: Joseph Finder
Musik: Graeme Revell
Kamera: Theo van de Sande
Besetzung: Ashley Judd, Morgan Freeman, Jim Caviezel, Adam Scott, Amanda Peet, Bruce Davison

Trailer

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High Crimes – Im Netz der Lügen
Fazit
Eine Anwältin erfährt, dass ihr Mann jemand anderes ist und als Soldat viele Menschen ermordet haben soll: Das klang eigentlich ganz spannend. Stattdessen ist die Romanadaption „High Crimes – Im Netz der Lügen“ ein völlig austauschbarer Thriller, den man trotz einer prominenten Besetzung gleich wieder vergessen hat und der viel zu wenig aus dem Szenario macht.
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