Zu Beginn des 21. Jahrhunderts befindet sich die Menschheit in einer misslichen Lage. Statt der natürlichen Auslese, die den Stärksten und Klügsten begünstigt, setzen sich nun andere Eigenschaften durch. Darunter: pure Dummheit. Die Intelligenz stirbt dagegen nach und nach aus. Mit Joe (Luke Wilson) und Rita (Maya Rudolph), die einzigen Teilnehmer des wissenschaftlichen Forschungsprojekts „Winterschlaf“, welches ursprünglich für militärische Zwecke konzipiert wurde, gibt es jedoch einen Hoffnungsschimmer. Statt einem Jahr in der Kryokammer vergehen 500 Jahre, währendem die Verdummung der Menschheit dramatisch fortschreitet. Nachdem die zwei Hoffnungsträger im Jahr 2505 aus ihren Schlafsärgen aufwachen und die neue Welt vorfinden, in der es riesige Müllberge gibt und die Menschen einen stark unterdurchschnittlichen IQ aufweisen, haut es sie regelrecht aus den Socken. Der zu seiner Zeit „durchschnittlichste Durchschnittsamerikaner“ Joe wird so zum schlausten Menschen der Welt – eine Gabe, die von den Politikern nicht unbemerkt bleibt. So obliegt es allein an Joe, die Welt zu retten und die Menschen wieder auf die richtige Bahn zu lenken, während Rita mit ihren eigenen Problemen beschäftigt ist.
Ironie des Schicksals
Als Idiocracy 2006 herauskam und Mike Judge – seines Zeichens Macher der verrückten Beavis and Butt-Head Serie – einen modernen Kultfilm schuf, war das Gelächter über seine überspitzte Komödie noch groß, obgleich sein Film an den Kinokassen enorm floppte und scheinbar als bedeutungslose Unterhaltung abgetan wurde. Das Gelächter ist jedoch noch immer im Gange, wenn man Idiocracy heutzutage schaut, der von seiner Aktualität absolut nichts eingebüßt hat. Ganz im Gegenteil. Die gesellschaftskritische Komödie zählt eher zu diesen Werken, die von Jahr zu Jahr relevanter werden. Schon beim Intro zeigen sich die Parallelen zur echten Welt, in der die Umweltzerstörung durch riesige Müllberge festgehalten wird – WALL·E – Der letzte räumt die Erde auf lässt grüßen. Der generelle Trend, dass die Menschheit von Jahr zu Jahr dümmer wird, birgt außerdem viel Potential für Gags jeglicher Art.
Wie auch in Don’t look up, welcher sehr oft mit Judges Werk verglichen wurde und als das Idiocracy der Gegenwart bezeichnet wird, gibt es jede Menge globale Baustellen, die dem Publikum vor die Nase gehalten werden. Dabei bleibt niemand verschont, darunter: das Bildungs-, Justiz- und Ernährungssystem sowie das Fernsehen und die Kinolandschaft – die, so würden manche vermutlich argumentieren, immer dümmere Produktionen hervorbringen. Assi-TV, wie es gern genannt wird, sowie die Oscars werden damit herrlich durch den Kakao gezogen. Doch nicht nur das – Idiocracy versteht es die unterschiedlichsten Probleme aufzugreifen, die vor 16 Jahren, wie auch heute noch brandaktuell sind.
Feinster Humor
Im Zeitalter von stark ansteigender Inflation (auch ein Thema in Idiocracy) und Präsidentschaftskandidaten wie Kanye West, der an den verrückten Präsident Camacho (Terry Crews) erinnert, zeigen sich heutzutage noch viel mehr Parallelen als damals zum Release. Es finden sich gar regelrechte Listen, inwiefern unsere Welt auf die Krise in der Komödie zusteuert. Eine Krise, so lernen wir, der jedoch entgegengewirkt werden kann – mit Intelligenz. Joe, als schlauster Mensch der Welt, hält so das Schicksal der Zukunft in der Hand – eine utopische Vorstellung in der doch recht dystopischen Welt von 2505. Idiocracy übertreibt dabei so maßlos, dass es gleichermaßen erschreckende und belustigende Dimensionen annimmt. Der Film ist eine brillante Komödie, in der man in so ziemlich jeder Minute etwas zum Lachen hat, obgleich der Humor oftmals ist herausstellt. Der Don’t look up-Vorgänger ist damit deutlich anspruchsloser, in seinem Zynismus jedoch unübertroffen.
OT: „Idiocracy“
Land: USA
Jahr: 2006
Regie: Mike Judge
Drehbuch: Mike Judge, Etan Cohen
Musik: Theodore Shapiro
Kamera: Tim Suhrstedt
Besetzung: Luke Wilson, Maya Rudolph, Dax Shepard, Terry Crews, Justin Long
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