In der Cyber-Hölle Schrecken im Internet Netflix
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In der Cyber-Hölle: Schrecken im Internet

In der Cyber-Hölle Schrecken im Internet Netflix
„In der Cyber-Hölle: Schrecken im Internet“ // Deutschland-Start: 18. Mai 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Den Inhalt selbst vorerst außer Acht gelassen, ist In der Cyber-Hölle: Schrecken im Internet für ein Publikum, welches der koreanischen Sprache weder in Wort noch Schrift mächtig ist, bereits rein formal sicher schwierig zu rezipieren. Dass in anderssprachigen Netflix-Dokumentationen oft einfach nur die deutsche beziehungsweise englische Tonfassung übers Original geklatscht und parallel laufen gelassen wird, ist ja mittlerweile ein alter Hut. Die (zum Schutze der Opfer teilweise veränderten) Textnachrichten und Chatverläufe werden in Echtzeit abgespielt und füllen den ganzen Bildschirm aus, wohl um die Immersion zu vereinfachen. Ein Stilmittel, auf welches auch fiktionale Werke bereits zurückgriffen, etwa der kanadische Kurzfilm Noah aus dem Jahre 2013; beliebt ist es des Weiteren in den Bereichen Horror und Thriller, siehe beispielsweise Unknown User oder Searching; alle drei nehmen durchgehend die Perspektive einer Person ein, welche auf einen Computerbildschirm schaut, was mittlerweile als eigenes Genre gilt.

Als Dokumentation setzt In der Cyber-Hölle: Schrecken im Internet diesen Kniff nicht durchgängig ein, aber für die erwähnten Stellen, an denen es zur Anwendung kommt, funktioniert das mit der Immersion ja ganz gut – zumindest im Original. Die deutschen wie auch die englischen Untertitel werden aber gerne mal ohne Vorwarnung zu Obertiteln, bevor sie zu ihrem ursprünglichen Standort zurückfinden. Das gelegentliche Hin- und Herspringen kann leicht aus der Immersion herausreißen, zusätzlich erschwerend kommt hinzu, dass die weiße Schrift manchmal auf weißem Hintergrund gezeigt wird, das Versetzen dieses Problem aber nicht behebt, also kaum der Grund dafür sein kann.

Skrupellosen Online-Erpressern ausgeliefert

Natürlich wäre es zu viel gesagt, dass einer internationalen Zuschauerschaft der Zugang zu In der Cyber-Hölle: Schrecken im Internet verweigert wird, unnötig erschwert wird er jedoch definitiv, was eine ziemliche Schande ist. Die Doku beginnt mit der Smartphonebildschirmsicht. Jemand – eine junge Dame, wie sich alsbald herausstellen wird – sucht in einem Onlineshop nach neuen Outfits, als plötzlich eine neue Twitternachricht aufploppt. Ein Unbekannter schickt einen Link mit dem Kommentar, dort seien ihre Fotos geleakt worden. Mit dem Klicken auf den Link besiegelt sie allerdings ihr Schicksal und liefert sich dem Erpresser unwissentlich aus. Wie sich im weiteren Verlaufe zeigen wird, ist das weder ein isolierter Vorfall noch handelt es sich um einen Einzeltäter. Was folgt, ist für sich genommen schon schockierend genug, sodass eine zusätzliche Dramatisierung nicht notwendig ist, worauf In der Cyber-Hölle: Schrecken im Internet im Gegensatz zu Kernschmelze: Der Unfall von Three Mile Island glücklicherweise weitgehend verzichtet.

Stattdessen zeichnet die Dokumentation die Ereignisse nach, die dazu führten, dass Journalisten beziehungsweise die Polizei in der Lage war, schlussendlich die Verantwortlichen im Jahre 2021 aus dem Verkehr zu ziehen, und die Verbrechen einer anonymen Gruppe aufzeigen, welche zwischen 2019 und 2020 begangen wurden. Nachdem der Erpresser die persönlichen Daten einer Frau – oft waren es Mädchen – hatte, verlangte er, dass sie sich die App Telegram herunterladen und einem Chat beitreten sollte, wo sie dann sehr viel Schlimmes erwartete. Vielleicht sollte nicht zu viel vorweggenommen werden, ein westliches Publikum dürfte auch noch um einiges schockierter sein, da der Fall nie groß über die Grenzen von Korea hinaus bekannt geworden ist. Selbst dort erweckte er in der Öffentlichkeit, zumindest zu Beginn, kaum Interesse. Auch dies arbeitet die Doku auf.

Credits

OT: „Cyber Hell: Exposing an Internet Horror“
Land: Südkorea
Jahr: 2022
Regie: Jin-seong Choi

Trailer

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In der Cyber-Hölle: Schrecken im Internet
Fazit
Die koreanische True-Crime-Dokumentation „In der Cyber-Hölle: Schrecken im Internet“ gibt detaillierte Einblicke in furchtbare Internet-Verbrechen einer anonymen Gruppe, welche mittels Phishing an sensible Daten von Frauen und vor allem jungen Mädchen gelang und diese zu unsagbaren Dingen zwang. Immersionsbehindernde formale Unzulänglichkeiten mögen für ein internationales Publikum anfangs ein Problem sein, der Inhalt verliert dadurch aber nichts von seinem Schrecken.
Leserwertung35 Bewertungen
5.7