Katie Fforde: Zimmer mit Meerblick TV Fernsehen ZDF Mediathek
© ZDF/Rick Friedman/Keiko Hiromi

Katie Fforde: Zimmer mit Meerblick

„Katie Fforde: Zimmer mit Meerblick“ // Deutschland-Start: 14. November 2018 (ZDF) // 21. Juni 2019 (DVD)

Inhalt / Kritik

Die New Yorker Schuldirektorin Julia Gardener (Catherine Bode) ist überglücklich: Endlich hat sie ihren Mann der Träume gefunden. Mehr noch, sie wollen sogar heiraten! Bevor es so weit ist, will sie mit John aber noch einen richtig schönen Sommerurlaub verbringen. Zu dem Zweck haben sie ein auf einer verträumten Insel idyllisch gelegenes Haus gekauft, mit den Ersparnissen von Gardeners Familie. Zumindest dachte sie das. Als sie bei „Fisherman’s Cove“ ankommt, trifft sie aber lediglich auf den wortkargen Rick Seymour (Thomas Unger). Auch das Haus ist weit und breit nicht zu sehen. Während Julia anfangs noch an ein Missverständnis glaubt und sich über die bescheidenen Lebensverhältnisse echauffiert, dämmert ihr langsam, dass John nicht ganz die Wahrheit gesagt hat …

Raus auf die Indel

Ganz so filmisch produktiv wie ihre Kolleginnen Rosamunde Pilcher und Inga Lindström, die es zusammen auf über 240 Filme bringen, ist Katie Fforde nicht. Dennoch: Mit bislang mehr als 40 Filmen, die auf den Werken der britischen Schriftstellerin basieren, gehört auch sie zu den Eckpfeilern der sonntäglichen ZDF-Fernsehreihe Herzkino. 2010 ging es mit Eine Liebe in den Highlands los, zuletzt erschien vor rund anderthalb Jahren Du lebst nur einmal, die bislang letzte Adaption der Programmschiene. Dazwischen tummelten sich mehrere Dutzend Liebesdramen, die in den USA spielten. Bei Zimmer mit Meerblick, dem 36. Teil dieser Reihe, ist es eine fiktive Insel, die irgendwo an der Ostküste gelegen sein soll. Richtig konkret wird es nicht, wo wir uns aufhalten. Muss aber auch nicht, da der Film in erster Linie Eskapismus sein soll. Wer braucht da schon Koordinaten?

Wobei, verlässlich ist der Film schon. Wer einen der anderen Teile kennt oder auch das Herzkino im allgemeinen, der weiß im Vorfeld bereits sehr genau, was ihn oder sie bei Katie Fforde: Zimmer mit Meerblick erwartet. Schon in dem Moment, in dem Julia und Rick sich gegenüberstehen, ist klar, worauf das alles hinausläuft. Der Verlobte von Julia verschwindet auf irgendeine Weise. Die starken Konflikte, welche die zwei auf der Insel haben, werden überwunden und stellen sich als reine Oberflächlichkeit heraus. Am Ende haben wir ein neues und attraktives Paar, welches den Glauben an die Romantik wiederherstellt und alles andere vergessen lässt. Sogar die Realität. Vor allem die Realität.

Eine Änderung ohne Entwicklung

Das darf man natürlich mögen. Viele tun das. Man sollte das hier nur nicht mit tatsächlichen Gefühlen verwechseln. Von denen gibt es in Katie Fforde: Zimmer mit Meerblick praktisch nichts zu sehen, ebenso wenig interessante Figuren. Anfangs ist Julia noch überspitzt dargestellt, als versnobter Stadtmensch, während Rick dem Stereotyp des grimmigen Dorfbewohners entspricht. Beides wird mit der Zeit abgeschwächt, auch wenn der Film nicht versucht, eine Erklärung dafür zu bieten. Irgendwann sind die beiden Charaktere einfach anders. Gleiches gilt für die Liebe, die urplötzlich da ist, ohne dass sich jemand die Arbeit gemacht hätte, diese erst entwickeln zu wollen. Gerade zum Ende hin geht es irritierend schnell. Da darf nicht nur das Umfeld verwundert dreinschauen, als Zuschauer bzw. Zuschauerin geht es einem ganz ähnlich, zumindest wenn man Maßstäbe wie Plausibilität mitbringt.

Immerhin, das Thema des Heiratsschwindlers ist nicht ganz alltäglich. Dadurch bleibt einem Katie Fforde: Zimmer mit Meerblick stärker in Erinnerung als andere Teile aus der Reihe. Besser ist der Film dadurch aber nicht, zumal er vieles nie so wirklich auflöst. Anders gesagt: Es ergibt keinen Sinn. Auch bei einem späteren Konflikt gab man sich keine Mühe im Hinblick auf die Aufarbeitung. Dafür gibt es, wie so oft bei diesen Liebesdramen, ganz schöne Bilder, wodurch sie so etwas wie ein kleiner Urlaubsersatz werden. Ein Reisekatalog tut es da aber auch. Der hat dann zwar keine bewegten Aufnahmen, muss sich inhaltlich aber nicht vor dieser oberflächlichen Nullnummer verstecken.

Credits

OT: „Katie Fforde: Zimmer mit Meerblick“
Land: Deutschland, USA
Jahr: 2018
Regie: Helmut Metzger
Drehbuch: Astrid Ruppert
Musik: Jens Fischer
Kamera: Meinolf Schmitz
Besetzung: Catherine Bode, Thomas Unger, Beatrice Richter, Petra Kleinert, Michael Lott, Merle Collet

Bilder

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Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.

Herzkino Kritiken

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Katie Fforde: Zimmer mit Meerblick
Fazit
„Katie Fforde: Zimmer mit Meerblick“ ist typisches Herkino um zwei attraktive Menschen, die anfangs gar nicht miteinander können, sich dann aber doch verlieben. Wer Eskapismus mit falschen Gefühlen und schönen Bildern will, kommt auf seine Kosten. Mit der Welt da draußen hat das oberflächliche Liebesdrama aber nichts zu tun.
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