Das Leben auf einer kleinen Insel kennen die erfahrenen Seemänner Thomas (Peter Mullan) und sein Kollege James (Gerard Butler) nur zu gut. Schon seit vielen Jahren verdienen sie sich ihren Lebensunterhalt als Leuchtturmwärter und sind deswegen meist viele Monate nicht bei ihren Familien, was die beiden im Gegenzug zusammengeschweißt hat, sodass sie sich aufeinander verlassen können. Während James dem bevorstehenden Tripp auf den Flannan Inseln eher skeptisch gegenüber steht, stürzt sich Thomas geradezu in die Arbeit. Beide werden von Donald (Connor Swindells) begleitet, der noch jung ist und von seine erfahrenen Kollegen geschult werden soll, was die Pflichten eines Leuchtturmwärters sind. In den ersten Tagen machen sich die drei Männern daher vor allem miteinander vertraut, spielen sich aufeinander ein und teilen die verschiedenen Aufgaben im und um den Leuchtturm herum untereinander auf. Eins Tages jedoch kommt es zu einem Zwischenfalle, denn am Abgrund eines Kliffs entdeckt Donald einen leblosen Mann zusammen mit einer großen Holzkiste.
Nach einer Legende
Am 15, Dezember 1900 notierte der Kapitän eines vorbeifahrenden Schiffes, dass der Leuchtturm der Flannan Isles erloschen sei, sodass nur wenige Tage später eine weitere Crew auf der kleinen Insel anlegte und nur noch das Verschwinden der Leuchtturmwärter feststellen konnten, von denen man vermutete, dass sie wahrscheinlich bei Reparaturarbeiten nach einem Sturm ins Meer gerissen worden waren. Bis heute ranken sich diverse Mythen um das Verschwinden der drei Männer und bilden auch die Basis von Filmen wie Keepers – Die Leuchtturmwärter, mit dem Regisseur Kristoffer Nyholm, bisher bekannt für seine Arbeit an Serien wie The Killing oder Taboo, sein Spielfilmdebüt vorlegt. In seiner Geschichte geht es um die Dynamik innerhalb der Gruppe, deren Vertrauen und Loyalität auf die Probe gestellt wird, als ein Goldfund eine mögliche Lösung für ihre finanziellen Probleme auf dem Festland bietet.
Genau ein Jahr bevor Robert Eggers in seinem zweiten Film Der Leuchtturm ähnliche Themen aufgriff, befasst sich Nyholms Film mit der Isolation und dem Zusammenleben von Figuren auf einer Insel, während sie sich tagtäglich den Herausforderungen dieses Lebens und der Natur stellen müssen. Während sich jedoch der erste Beitrag auf eine Vielzahl an Legenden und Mythen rund um das Meer an sich konzentriert und schon bald eine Parallelwelt zwischen Wirklichkeit und Fantasie kreiert, hat Keepers eine wesentlich realistischere Perspektive. Insbesondere die erste halbe Stunde befasst sich das Drehbuch, geschrieben von Celyn Jones und Joe Bone, mit den drei Männern, die ganz unterschiedliche Motive haben, warum sie einen solch harten Job annehmen oder schon seit vielen Jahren machen, was von Realitätsflucht bis hin zu wirtschaftlicher Notwendigkeit reicht.
Neben dem erfahrenen Charakterdarsteller Peter Mullan, der die innere Zerrissenheit eines von unbeschreiblicher Trauer geplagten Menschen zeigt, überzeugt vor allem Gerard Butler als Familienvater, der an seiner Verantwortung als Vater und Ehemann sowie seinem Wunsch, sich aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit zu befreien, zu zerbrechen droht. Mehr als einmal verweisen Drehbuch und Inszenierung auf die bittere Ironie von Männern, die in ihrem Leben orientierungslos scheinen, doch deren Job es ist durch die Instandhaltung des Leuchtturms für eben jene lebensnotwendige Orientierung für andere zu sorgen.
Eine Dynamik der Gier
Neben den Einzelschicksalen geht es Drehbuch und Inszenierung zudem um die Dynamik in der Gruppe. Aufgrund ihres emotionalen oder wirtschaftlichen Status als Außenseiter gebrandmarkt, etabliert sich schon bald eine verschworene Gemeinschaft unter den drei Männern, betont durch die immer gleichen Abläufe, Routinen sowie die Hierarchie innerhalb der Gruppe, wobei der jüngste unter ihnen naturgemäß auf der untersten Sprosse steht. Die Bilder von Kameramann Jørgen Johansson unterstreichen die Isolation der Männer, sodass nicht nur die Innenräume, sondern eben auch die Außenaufnahmen immer wieder klaustrophobisch wirken und die Figuren als Spielball von Mächten gezeigt werden, welche sie weder beeinflussen noch kontrollieren können. Der Fund der Holzkiste wird als Katalysator eines Prozesses des Zerfalls gezeigt, der Möglichkeiten raus aus dem Status des Außenseiters bietet, aber einhergeht mit Aspekten wie Misstrauen, Paranoia und Schuld, was insbesondere Butler sehr überzeugend darstellt in einer der wohl besten Leistungen seiner Karriere.
OT: „The Vanishing“
Land: UK
Jahr: 2018
Regie: Kristoffer Nyholm
Drehbuch: Celyn Jones, Joe Bone
Musik: Benjamin Wallfisch
Kamera: Jørgen Johansson
Besetzung: Peter Mullan, Gerard Butler, Connor Swindells, Søren Malling, Ólafur Darri Ólafson, Emma King
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