Als unter einer Autobahnbrücke die übel zugerichtete Leiche eines jungen Mannes gefunden wird, ist die einzige Spur ein rotes Auto, das am Tatort gesehen wurde. Auf der Suche nach dem Besitzer des Wagens stattet Kommissar Robert Marthaler (Matthias Koeberlin) auch einer Hochzeitsgesellschaft einen Besuch ab. Tatsächlich stellt sich heraus, dass es sich bei dem Toten um den Bräutigam handelt, der aber ebenso wie dessen Trauzeuge nie bei der Hochzeit ankam. Als kurze Zeit später noch eine weitere Leiche auftaucht, steht fest: Der Mordfall muss irgendwie mit dem Junggesellenabschied zusammenhängen, auf dem die drei Männer zuvor zusammen gefeiert haben. Und es wird nicht der letzte Mordfall bleiben …
Zurück zu den Anfängen
Na endlich, werden sich Fans bei Kommissar Marthaler: Ein allzu schönes Mädchen gedacht haben. Zwei Filme hatte es zuvor mit dem Frankfurter Polizisten gegeben, zuerst Die Braut im Schnee, danach Partitur des Todes. Doch erst mit dem dritten Teil wurde die erste Geschichte verfilmt, die sich Jan Seghers in seiner Romanreihe ausgedacht hatte. Das Buch war bereits 2006 erschienen, neun Jahre später folgte dann die Adaption. Die vorangegangenen Filme basierten auf späteren Bänden. Für die Kontinuität spielte das aber keine größere Rolle. Die Filme stehen mehr oder weniger für sich. Lediglich die Beziehung der Titelfigur zu seiner Freundin Tereza Prohaska (Ellenie Salvo González) ist ein fortlaufendes Element, das sich über mehrere Teile hinwegzieht.
Wobei auch bei diesem die Entwicklung überschaubar ist. Mal wieder kommen sie wegen der vielen Arbeit des Polizisten nicht so recht zusammen. Dieses Mal darf er noch recht eifersüchtig werden, als plötzlich ein anderer Mann auftaucht, der ihm gefährlich werden könnte. Immer mal wieder unterbricht Kommissar Marthaler: Ein allzu schönes Mädchen daher die Mördersuche, um ein bisschen am Beziehungsdrama zu feilen. Tatsächlich interessant ist dieses noch immer nicht. Der Reihe fehlte auch beim dritten Anlauf eine Idee, wie sich der Protagonist charakterisieren lässt. Von seiner Freundin ganz zu schweigen, die sich nur darüber definiert, dass sie eben die Freundin ist. Dass sie Charakter hat, wird zwar angedeutet, etwa bei dem Gespräch über das kommende Kind. Viel draus gemacht wird aber nicht.
Billige Auflösung
Nun soll Kommissar Marthaler: Ein allzu schönes Mädchen natürlich in erster Linie ein Krimi sein, das mit der immer mal wieder kriselnden Beziehung ist nur ein Nebenschauplatz. Ist der Fall spannend, könnte man über diesen langweiligen Aspekt hinwegsehen. Leider taugt der Film aber auch als Genrebeitrag nur bedingt. Anfangs ist die Neugierde noch groß, wenn es jemand ausgerechnet auf die Teilnehmer eines Junggesellenabschieds abgesehen hat. Was hat es mit diesem auf sich? Wer könnte es auf die Männer abgesehen haben? Die Möglichkeiten sind recht breit gefächert, entsprechend lang dürfen Polizei und das Publikum daher rätseln. Marthaler und seine Kollegin Kirsten Höpfner (Julia Jentsch) kommen dabei auch ganz gut herum. Einen Mangel an Schauplätzen kann man dem Film nicht vorwerfen.
Es ist vielmehr die Geschichte an sich, die hier – wie schon im vorangegangenen Film – missglückt ist. Wer gerne selbst über die Lösung nachgrübelt, ist hier chancenlos, da Kommissar Marthaler: Ein allzu schönes Mädchen Wesentliches vorenthält und erst ganz zum Schluss mit entscheidenden Informationen rausrückt. Die Erklärung selbst ist zudem billig, da hätte man sich bei der Suche nach einem Motiv schon etwas Raffiniertes einfallen lassen können. Dass das Ganze nicht so wirklich glaubwürdig ist, kommt erschwerend noch hinzu. Da hilft dann auch eine dramatische Zuspitzung zum Ende hin nicht mehr. So vielversprechend der Krimi begonnen hat, so enttäuschend ist er zum Schluss.
OT: „Kommissar Marthaler: Ein allzu schönes Mädchen“
Land: Deutschland
Jahr: 2015
Regie: Lancelot von Naso
Drehbuch: Lancelot von Naso, Kai-Uwe Hasenheit
Vorlage: Jan Seghers
Musik: Oliver Thiede
Kamera: Lars Liebold
Besetzung: Matthias Koeberlin, Julia Jentsch, Jürgen Tonkel, Claudio Caiolo, Tim Seyfi, Peter Lerchbaumer, Ellenie Salvo González, Ella-June Henrard
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