Als der Bauschutt-Entsorger Lutz Köhm in dem Müll in einer Entsorgungsanlage gefunden wird, mangelt es nicht gerade an Verdächtigen. Vor allem dessen Freundin Jasmin Schulte (Ceci Chuh) wie auch Kai Milas (Emanuel Fellmer), der mit dem Verstorbenen bei der Anlage arbeitete, rücken dabei ins Zentrum der Ermittlungen. Gleichzeitig haben Marie Brand (Mariele Millowitsch) und Jürgen Simmel (Hinnerk Schönemann) privat einiges um die Ohren. Während Brand mit einem Wasserrohrbruch in ihrer Wohnung zu kämpfen hat, ist Simmel frisch verliebt. Leider war er bei dieser neuen Beziehung nicht ganz ehrlich, was zu diversen heiklen Szenen führt …
Moralischer Abfall
Offensichtlich haben deutsche Filmschaffende kein besonders positives Bild von der Müllentsorgungsindustrie. Zumindest ist es auffällig, wie oft diese in Krimis als Feindbild herangezogen wird. In Tatort: Alle meine Jungs folgen wir einer Gruppe von Müllmännern, die sich eine Parallelwelt erschaffen haben, irgendwo zwischen Familie und Mafia-Clan. In Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee bekommen es die Knirpse mit einem besonders fiesen Unternehmer zu tun. Nun darf auch in Marie Brand und der entsorgte Mann ermittelt werden. Dabei geht es zunächst um die Frage, wer den Mitarbeiter der Anlage ermordet hat. Dass mehr an der Sache dran ist und vor allem das Unternehmen irgendwie dubios, daraus wird aber kein Hehl gemacht.
Das bedeutet aber nicht, dass von Anfang an alles völlig klar ist. Marie Brand und der entsorgte Mann ist dann doch der klassische Whodunnit, der eine ganze Reihe von Verdächtigen aufführt. Diese kommen, auch da ist der Film traditionell, aus dem privaten wie beruflichen Umfeld, damit das Publikum daheim möglichst lange rätseln kann. Da gibt es die üblichen falschen Fährten und Leute, an denen mehr dran ist oder umgekehrt ganz verdächtige, die es dann doch nicht sind. Zumal es auch eine Weile dauert, bis alle Möglichkeiten vorgestellt wurden, aus denen die Zuschauer und Zuschauerinnen sich bedienen dürfen. Der 31. Film der ZDF-Krimireihe hat es da nicht besonders eilig und nimmt sich recht viel Zeit, bis es dann mal konkret wird.
Umständlich zum Liebesglück
Das hängt auch damit zusammen, dass die Reihe sich gern immer mal wieder mit den privaten Befindlichkeiten des Duos befasst. Ein Dauerthema: die oft glücklosen Versuche von Simmel, die Frau seines Lebens zu finden. In Marie Brand und der entsorgte Mann sieht es ausnahmsweise mal besser aus. Wo er sonst oft unglücklich verliebt ist oder in irgendwelche Situationen schlittert, die sich mit seinem doch eher konservativen Weltbild beißen, da ist diesmal eigentlich alles gut. Oder es wäre gut, wenn er es nicht selbst mal wieder verbocken würde. Er hatte schon immer ein Händchen dafür, alles ganz umständlich zu machen, was sich mit seinen Versuchen beißt, sehr locker zu sein. Aber das Publikum kennt ihn mittlerweile: Man liebt ihn oder hasst ihn.
Das gilt dann auch für den Humor, der damit verbunden ist. Dann und wann gibt es in Marie Brand und der entsorgte Mann auch wirklich Grund zum Schmunzeln. Das liegt dieses Mal nicht nur an Simmel selbst, sondern auch an Brand, die es genießt, die peinliche Situation auszuschlachten. Zusammen mit dem Müllumfeld sind deshalb ein paar Elemente drin, die es lohnenswert machen können, hier einmal vorbeizuschauen – zumindest wenn man ein Fan der Reihe ist. Wer bislang nichts mit diesen Filmen anfangen konnte, den wird auch dieser hier nicht umstimmen können. Dafür läuft hier zu viel per Autopilot. Drehbuchautor Timo Berndt versucht nicht wirklich, hiermit eigene Akzente zu setzen. Die bewährte Formel zu wiederholen, reicht ihm völlig.
OT: „Marie Brand und der entsorgte Mann“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Oliver Schmitz
Drehbuch: Timo Berndt
Musik: Hansjörg Kohli
Kamera: Paul Pieck
Besetzung: Mariele Millowitsch, Hinnerk Schönemann, Thomas Heinze, Ceci Chuh, Ricarda Seifried, Vidina Popov, Tanja Schleiff, Joachim Raaf
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