Meine schrecklich verwöhnte Familie Pourris gâtés
© Arnaud Borrel

Meine schrecklich verwöhnte Familie

„Meine schrecklich verwöhnte Familie“ // Deutschland-Start: 12. Mai 2022 (Kino) // 6. Oktober 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Beruflich hat Francis Bartek (Gérard Jugnot) alles erreicht, was man sich nur wünschen kann. Mit seinen Immobiliengeschäften ist der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Unternehmer zu enormem Reichtum gekommen. Privat läuft es hingegen nicht so toll. Seit dem Tod seiner Frau ist der Zusammenhalt innerhalb der Familie bescheiden. Dabei ärgert Francis vor allem, dass seine erwachsenen Kinder Philippe (Artus), Stella (Camille Lou) und Alexandre (Louka Meliava) nichts auf die Reihe bekommen. Noch immer liegen sie ihm auf der Tasche, ohne Anzeichen, dass sich daran etwas ändern könnte. Also muss das Familienoberhaupt selbst einschreiten und macht die drei glauben, sie hätten all das Geld verloren. In dem heruntergekommenen Familienhaus in Marseille will er ihnen zeigen, worauf es im Leben wirklich ankommt …

Bewährter Stoff

Auch wenn wir Filmremakes in erster Linie mit den USA hin Verbindung bringen, vor allem natürlich der traumlosen Traumfabrik Hollywood, so werden doch auch in Europa immer mal wieder Werke aus dem Ausland neu verfilmt. Das berühmteste und produktivste Beispiel ist sicher Perfetti Sconosciuti – Wie viele Geheimnisse verträgt eine Freundschaft?. Die italienische Komödie um einen Freundeskreis, der einen Abend lang alle Handys auf den Tisch legt und damit peinliche Geheimnisse preisgibt, wurde viele Male adaptiert. Unter anderem entstanden lokale Ausgaben in Deutschland (Das perfekte Geheimnis) und in Frankreich (Le Jeu – Nichts zu verbergen). Mit der französischen Komödie Meine schrecklich verwöhnte Familie kommt nun ein weiteres Beispiel bei uns in die Kinos. Die Grundlage stammt dieses Mal aus Mexiko und erschien unter dem Titel Die Kinder des Señor Noble 2013 auch bei uns.

Wer diesen Film gesehen hat, weiß daher schon, was ihn hier erwartet. Erneut will ein Unternehmer seinen verwöhnten und irgendwie nichtsnutzigen Kindern den richtigen Weg aufzeigen. Und das geht am besten durch eine Lüge und eine Schocktherapie: Stell dir vor, du verlierst von einem Tag zum nächsten alles, was du hast – und damit alles, was dich ausmacht. Wobei Meine schrecklich verwöhnte Familie den drei hoffnungslosen Sprösslingen durchaus drei unterschiedliche Charakteristiken mit auf den Weg gibt. Während Stella die quintessentielle Shopping Queen ist, gibt sich Alexandre alternativ, will sich dieses Leben aber ebenfalls vom Papa finanzieren lassen. Lediglich Philippe versucht, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Nur hat er dafür keinerlei Talent und dazu völlig falsche Vorstellungen.

Wenn Reiche ein normales Leben führen müssen

Anfangs nutzt Nicolas Cuche, der als Regisseur und Co-Autor das Remake zu verantworten hat, diese extremen Kontraste zwischen der Traumwelt des Trios und der realen Welt zu humoristischen Zwecken. Wenn völlig entrückte Reiche auf einmal ganz alltägliche Sachen machen müssen und damit überfordert sind, dann ist das Anlass, um sich richtig schön lustig zu machen. Damit verbunden sind auch starke Überzeichnungen der Figuren. Zumindest am Anfang hat man es hier weniger mit Menschen als vielmehr mit Schablonenschnitten zu tun. Ein Problem ist das jedoch nicht unbedingt, da Meine schrecklich verwöhnte Familie mit eben diesen Überzeichnungen das Publikum unterhalten will. Die drei sollen so bescheuert sein, dass daraus automatisch Lacher entstehen.

So richtig erfolgreich ist der Film damit aber nicht. Auch wenn das Konzept von Meine schrecklich verwöhnte Familie recht klar ist, überzeugend ist es nicht. Die einzelnen Witze sind einfallslos. Das satirische Potenzial wird praktisch nicht genutzt, da hierfür der Biss fehlt. Im Gegenteil: Im weiteren Verlauf gibt sich die Komödie sehr versöhnlich. Natürlich werden sich die vier im Rahmen dieser Erfahrung annähern. Dass das vom Vater aufgebaute Lügenkonstrukt nicht bis zum Schluss durchhalten wird, ist jetzt auch nicht gerade ein Spoiler. Der Film bedient hier so viele Klischees und Konventionen, bis die Frage aufkommt, warum man diese Geschichte überhaupt mehrfach erzählen musste. Das bedeutet nicht, dass die französische Variante schlecht ist. Sie ist nur leider uninteressant: Auch wenn man sich hier tiefgründig geben will, das ist schon sehr oberflächlich.

Credits

OT: „Pourris gâtés“
Land: Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Nicolas Cuche
Drehbuch: Nicolas Cuche, Laurent Turner
Musik: Alexandre Azaria
Kamera: Tristan Tortuyaux
Besetzung: Gérard Jugnot, Camille Lou, Artus, Louka Meliava, Tom Leeb

Bilder

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Meine schrecklich verwöhnte Familie
Fazit
Ein reicher Unternehmer hat die Schnauze voll von seinen nichtsnutzigen Kindern und tut deshalb so, als habe er alles Geld verloren. „Meine schrecklich verwöhnte Familie“ will aus diesem Realitätsschock komische Szenen gewinnen. Dafür fehlen aber die Ideen. Auch bei der obligatorischen Aussöhnung gab man sich keine Mühe.
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