Najmro The Getaway King Netflix
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Najmro The Getaway King Netflix
„Najmro“ // Deutschland-Start: 11. Mai 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Eigentlich ist Zdislaw Najmrodzki (Dawid Ogrodnik) so etwas wie ein Robin Hood. Mit einem kleinen Unterschied: Das, was er den Reichen anknöpft, behält er für sich selbst, da er selbst gern reich wäre, ohne zu viel arbeiten zu müssen. Mit seinen kleinen Raubzügen ist er mal mehr, mal weniger erfolgreich. Immer wieder wird er dann doch von der Polizei geschnappt, die nichts lieber täte, als ihn hinter Gitter zu bringen und dort bis an sein Lebensende zu lassen. Dummerweise ist er nicht nur ein unverbesserlicher Dieb, sondern auch ein geschickter Ausbrecher, der immer wieder aus der Obhut der Justiz entwischt und damit die Behörden kontinuierlich auf Trab hält. Erst als er Teresa (Masza Wagrocka) begegnet, beginnt er, etwas ruhiger zu werden …

Es lebe das Verbrechen

Man könnte irgendwie meinen, dass Netflix ein Herz für Verbrecher hat. Nicht nur, dass der Streamingdienst mehrfach im Monat irgendwelche True Crime Dokus raushaut. Immer mal wieder nehmen sie zudem Titel ins Programm auf, bei denen im Mittelpunkt jemand steht, der sich mit Maßnahmen abseits des Gesetzes ein schönes Leben macht. Erst letzte Woche erzählte Clark von dem schwedischen Gangster Clark Olofsson, der mit seinen spektakulären Banküberfällen in seiner Heimat zur Sensation wurde. Nun folgt mit Najmro quasi das polnische Pendant. Auch Zdislaw Najmrodzki war in seinem Land ein Star. Wobei es in seinem Fall weniger die Überfälle waren, die ihn in die Schlagzeilen brachten, sondern seine ständigen Ausbrüche. Ganze 29 Mal entwischte er in seiner Hochphase in den 1970ern und 1980ern aus der Gefangenschaft.

Eine weitere Gemeinsamkeit beiden Titel: Sie sind in der Inszenierung sehr verspielt. Bei Najmro nimmt das zwar nicht ganz so krasse Formen an wie bei Clark, das sich selbst als wilder Ritt durch die Zeit zeigte. Da sind nicht annähernd so viele Elemente, die kreuz und quer schießen. Regisseur und Co-Autor Mateusz Rakowicz setzt dafür auf ein sehr ausgiebiges Farbenspiel. Immer mal wieder nutzt er sehr ausdrucksstarke Farben, etwa Rottöne, die zwar nicht viel mit einer realistischen Abbildung der Welt da draußen gemeinsam haben. Doch dafür ist der Eindruck umso größer, wenn wir in eine sehr eigenwillige Alternativwelt hinabsteigen. Was genau man mit dieser Optik erreichen wollte, wird beim Anschauen zwar nicht ganz klar. Aber es sieht schon recht stylisch aus.

Zeit für Gefühle

Damit einher geht auch ein Inhalt, der etwas eigene Wege geht. So ist Najmro sehr viel humorvoller, als man im Vorfeld hätte erwarten können. Auch da zeigen sich die Polen etwas zurückhaltender als die Schweden neulich. Aber das muss ja nicht zwangsläufig ein Manko sein. Wem das ständige Gelächter von Clark, selbst in den unpassendsten Momenten, auf die Nerven ging, der findet hiermit eine deutlich angenehmere Variante. Zumal es sich hierbei um einen Film handelt, der mit einer Laufzeit von etwa 100 Minuten nicht vergleichbar die Geduld strapaziert. Wo beim Kollegen durchaus Längen entstanden und sich manche Tricks einfach abnutzten, da ist das hier bei allem Herumgespringe auch im Hinblick auf die Genrezuordnung schon konzentrierter.

Das macht sich gerade bei den emotionalen Szenen bezahlt, wenn sich die Titelfigur verliebt und von einem normalen Leben träumt. Das hat dann hier schon mehr Tiefgang: Teresa ist eben kein reines Mittel zum Zweck, weil sie gerade da war. Da ist alles schon menschlicher. Umgekehrt heißt es beim Humor Abstriche zu machen. Wem bei Clark gerade das völlig Überzogene mochte, die ständige Veralberung von allem und jedem, dem könnte das hier zu wenig sein. Najmro ist bei allem Stilbewusstsein dann doch ein traditionellerer Film, der sich stärker auf den Protagonisten verlässt. Das funktioniert, auch weil Hauptdarsteller Dawid Ogrodnik (Im Sumpf) die Geschichte gut auszufüllen versteht und das Publikum mitnimmt, selbst wenn man den Protagonisten eigentlich verabscheuen sollte.

Credits

OT: „Najmro: Kocha, kradnie, szanuje“
IT: „The Getaway King“
Land: Polen
Jahr: 2021
Regie: Mateusz Rakowicz
Drehbuch: Mateusz Rakowicz, Lukasz M. Maciejewski
Musik: Andrzej Smolik
Kamera: Jacek Podgórski
Besetzung: Dawid Ogrodnik, Robert Wieckiewicz, Jakub Gierszal, Masza Wagrocka, Rafal Zawierucha, Sandra Drzymalska

Trailer

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Najmro
Fazit
„Najmro“ erzählt die Geschichte eines polnischen Diebes, der vor allem für seine Ausbruchskünste bekannt war. Der Film verlässt sich dabei auf eine verspielte Inszenierung, ohne dabei jedoch den Protagonisten außer Augen zu verlieren. Das ist sehenswert, sofern man sich nicht an der zuweilen eigenartigen Optik stört.
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