Franklin (J.K. Simmons) und Irene (Sissy Spacek) leben zurückgezogen in einem kleinen Ort in Illinois. Kontakt zu anderen Menschen haben sie kaum, ihr Zuhause verlassen sie nie. Und doch unternehmen sie regelmäßig eine Reise, von denen andere nur träumen können: Mittels einer Kammer, die im Boden versteckt ist, reisen sie zu einem weit entfernten, menschenleeren Planeten. Wie diese Kammer dorthin gekommen ist, wissen sie nicht, ebenso wenig, was es mit diesem Planeten auf sich hat. Sie wissen nur, dass sie den Ort geheim halten müssen. Das ändert sich erst, als sie zu ihrer großen Überraschung einen verletzten jungen Mann namens Jude (Chai Hansen) dort antreffen, der sich an nichts mehr erinnern kann …
Zu Besuch auf einem fremden Planeten
Wer hat nicht schon mal geträumt, an ferne Orte zu reisen und völlig fremde Welten zu erkunden? Gerade die Vorstellung, einmal weit entfernte Planeten zu betreten, ist so faszinierend, dass das Science-Fiction-Genre oftmals gezielt diese Sehnsucht bedient. So auch die Amazon Prime Video Serie Night Sky. Hier sind es jedoch keine Raumschiffe, die uns diese weiten Reisen ermöglichen. Wir haben es nicht mit einer kampferfahrenen Heldencrew zu tun, welche große Abenteuer bestreitet bei ihrem Weg durchs All. Stattdessen sehen wir ein Ehepaar, das schon auf der Zielgeraden des eigenen Lebens ist und den Teleporter hinterm Haus verwendet, um einen Blick auf einen unbekannten Planeten zu werfen. Diesen zu erkunden, haben sie gar nicht vor. Es reicht ihnen, einen Blick durch die großen Fenster zu werfen, so als wären sie auf einer beliebigen Aussichtsplattform.
Eines vorweg: Wer die Serie anschaut, weil er mehr von dem Planeten sehen möchte, der kann sich die acht Folgen sparen. Mit dem Science-Fiction-Hit Stargate hat das hier zwar die Idee solcher Welten verbindenden Portale gemeinsam. Genutzt wird dieses aber nicht. Und auch im Hinblick auf Erklärungen geben sich Holden Miller und Daniel C. Connolly, die zusammen Night Sky entwickelt haben, sehr zurückhaltend. Es mag durchaus sein, dass in einer etwaigen weiteren Staffel die Informationen nachgeholt werden. Beim Auftakt begnügt man sich aber damit, eine Reihe von Rätseln in den Raum zu werfen und diese dann erst einmal dort zu lassen. Im Laufe der Zeit kommen zwar schon weitere Hinweise hinzu. Aber es sind nicht genug, um für ein befriedigendes Ende zu sorgen.
Mehr Drama als Science-Fiction
Im Mittelpunkt stehen vielmehr die Menschen. Der Drama-Faktor übersteigt die Science-Fiction-Elemente um ein Vielfaches. Dabei ist es vor allem das alte Ehepaar, das wir mit der Zeit immer besser kennenlernen. Wir erfahren ihre Geschichte, vor allem die um ihren verstorbenen Sohn, dessen Verlust sie noch immer verfolgt. Nach und Nach ergibt sich das komplexe Bild eines Paares, das vieles durchgemacht hat und daran zu zerbrechen drohte. Unterbrochen werden diese Passagen durch eine Parallelhandlung rund um die Argentinierin Stella (Julieta Zylberberg) und deren Tochter Toni (Rocío Hernández). Ein Zusammenhang zu der Haupthandlung besteht dabei zunächst nicht, was zu dem Frust des Publikums beitragen kann. Night Sky ist eine sehr langsam erzählte Serie, die sich für alles viel Zeit nimmt und gern noch diverse Nebenhandlungen eröffnet.
Das erinnert ein wenig an Tales from the Loop, das vor zwei Jahren ebenfalls mit Science-Fiction-Mystery lockte, stattdessen aber größeres Interesse an menschlichen Dramen hatte. Wer diese Serie mochte oder allgemein Gefallen an Geschichten findet, die alltägliche Sorgen und Schicksale mit einem ungewöhnlichen Drumherum verbinden, der sollte auf jeden Fall hier mal reinschauen. Allein die Leistung der beiden mit Oscar gekrönten schauspielerischen Schwergewichte Sissy Spacek und J. K. Simmons ist Grund genug, es zumindest mit den ersten Episoden zu versuchen. Man sollte sich nur darauf einstellen, dass es danach nicht in dem Tempo weitergeht, das man sich von Night Sky erhoffen durfte, wenn die Handlung sehr sparsam ist, die Folgen mit einer Laufzeit von knapp einer Stunde dafür recht lang.
OT: „Night Sky“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Juan José Campanella, Philip Martin, Robert Pulcini, Shari Springer Berman, Sara Colangelo, Jessica Lowrey, Victoria Mahoney
Drehbuch: Holden Miller, Daniel C. Connolly, Allison Moore, Anne-Marie Hess, Ezra Claytan Daniels
Idee: Holden Miller, Daniel C. Connolly
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans
Kamera: Ashley Connor, Andrew Wehde, Pablo Desanzo
Besetzung: Sissy Spacek, J. K. Simmons, Chai Hansen, Adam Bartley, Julieta Zylberberg, Sonya Walger, Rocío Hernández, Kiah McKirnan, Beth Lacke, Stephen Louis Grush, Cass Buggé
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