Die alleinerziehende Mutter Renee Morgan (Noomi Rapace) führt ein recht herkömmliches Leben mit ihrem Sohn Evan (Percy Hynes White). Allerdings leidet sie schon ihr ganzes Leben an einer starken Phobie gegen Spinnen. Als sie eines Tages von unbekannten Männern auf helllichster Straße betäubt und entführt wird, ändert sich ihr Leben jedoch schlagartig. So wird sie Teil eines Experiments, in dem es darum geht, die eigenen Ängste über sich ergehen zu lassen, um diese irgendwann zu überwinden. Sie ist dabei jedoch nicht die Einzige, die sich diesem Psycho-Horror der etwas anderen Art aussetzen muss.
Filmische Expositionstherapie
Während der Horror-Thriller des amerikanischen Regisseurs Steven Shainberg (Secretary – Womit kann ich dienen?) recht typisch anfängt, so schlägt sich dies schnell um. Neben den typischen Horror-Elementen, wie man sich schon zuhauf gesehen hat – ganz vorn dran ein dunkles Verließ mit atmosphärischen Neonlichtern – wird man Blut und Eingeweide dagegen nicht finden. Stattdessen geht es – der deutsche Titel lässt es bereits erahnen – um psychologischen Horror, bei dem individuelle Ängste im Fokus stehen. Die Arachnophie, das heißt die übersteigerte Furcht vor Spinnen, wird so zu Renees Achillesferse. In grausigen Experimenten wird sie daraufhin mit einer Vielzahl der krabbligen Tiere konfrontiert. Um das Ziel dieser Experimente und die Frage warum all dies passiert, wird jedoch noch ein großes Mysterium gemacht – für all dies gibt es nämlich einen guten Grund, wie sich später herausstellt. So muss sich Renee und die Arachnophobiker im Publikum auf eine harte Zeit gefasst machen. Für Menschen, denen Spinnen keinerlei Probleme bereiten, könnte jedoch die Gefahr bestehen, dass diese sich mit Rupture langweilen werden.
Schreien, bis der Arzt kommt
Im Vergleich steht Rupture dem restlichen Spinnenhorror-Genre in nichts nach. Betrachtet man beispielsweise Arachnophobia, Enemy sowie die Herr der Ringe oder Harry Potter Filme, die mit gigantischen Spinnen in Übergröße schockieren wollen, so sind die Krabbler in Rupture „relativ“ klein gehalten. Shainberg zeigt uns damit: Größe ist nicht alles, auch wenn eine normale Vogelspinne für den Phobiker natürlich immer noch gewaltig wirkt. Hier wird daher in erster Linie auf Realismus gesetzt. So hallen die Schreie durch die dunklen Flure, da etwas zutiefst Urmenschliches im Menschen geweckt wird. Auch wenn die weiteren Teilnehmer mit diversen anderen Tieren und Sachen gefoltert werden, so fokussiert sich Rupture in erster Linie aber doch auf Renee und ihre Spinnenangst. Ophidiophobiker, das heißt Menschen, die mit Schlangen ihre Probleme haben, bleiben somit verschont – zumindest die meiste Zeit.
Warum das alles?
Mit einem Twist, der sich erst gegen Ende hin herauskristallisiert, bekommt Rupture in der Gesamtheit eine interessante Wendung, besonders hinsichtlich der Frage „Will man sich überhaupt mit den eigenen Ängsten befassen?“. Während sich viele andere Horrorfilme bei Twists oft etwas plump entwickeln, so kann man Rupture dagegen eine gewisse Kreativität nicht absprechen. Zwischen Horror und Science-Fiction lernen wir so am Ende: Angstlose Menschen sind die besseren Menschen. Durch diese nette Gedankenspielerei stellt sich die Horrorproduktion als durchaus solide heraus, auch wenn die Schauspieler auf einem drittklassischen Niveau spielen. Von einem herkömmlichen Horrorfilm, bei dem auf übertriebene Jump-Scares gesetzt wird und vieles künstlich zu aufgesetzt wirkt, ist Rupture jedoch (glücklicherweise) weit entfernt. Beim Ende, über das man sich sicherlich streiten kann, lässt sich dafür sagen: So etwas Verrücktes hat man lange nicht gesehen.
OT: „Rupture“
Land: USA, Kanada
Jahr: 2016
Regie: Steven Shainberg
Drehbuch: Brian Nelson
Kamera: Karim Hussain
Musik: Nathan Larson
Besetzung: Noomi Rapace, Michael Chiklis, Kerry Bishé, Peter Stormare, Ari Millen, Lesley Manville
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