Seit seiner Kindheit ist der mit seiner Mutter in die USA ausgewanderte Isaac (Ludovic Hughes) nicht mehr in seiner Heimat gewesen, einer kleinen Gemeinde in Norwegen. Doch jetzt ist er zurück, um zusammen mit seiner hochschwangeren Frau Emma (Sophie Stevens) den alten Familienbesitz zu veräußern. Der Empfang der Einheimischen ist recht frostig. Erst als er verrät, dass sein Vater hier früher lebte, tauen die Menschen auf. Dafür gibt es eine andere schlimme Nachricht: Die lokale Polizistin Renate (Barbara Crampton) verrät dem Rückkehrer, dass sein Vater seinerseits nicht mit einer Neuen abgehauen ist, wie er immer dachte. Stattdessen wurde er ermordet, womöglich von Isaacs Mutter. Und das ist nicht die einzige schreckliche Nachricht, welche auf die beiden wartet …
Der Schrecken der Landbevölkerung
Je weiter man ins Ländliche fährt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die dort lebenden Leute irgendwie komisch sind. Zumindest in Horrorfilmen wird der Ausflug in die Provinz gern dazu genutzt, um irgendwelche Abgründe zu offenbaren. Bei Wicked Witches und Hellbender entpuppten sich kürzlich die abgeschieden lebenden Frauen als Hexen. Und auch bei Sacrifice – Der Auserwählte wird schnell klar, dass ein Besuch des abgelegenen norwegischen Dorfes vermutlich keine besonders gute Entscheidung war. Anfangs meint man noch, dass die Leute dort einfach nur sehr unhöflich sind, wenn sie das vermeintlich rein US-amerikanische Paar mehrfach vorführen. Später ist unverschämtes Verhalten noch das geringste Problem der beiden.
Worauf das Ganze hinausläuft, ist – auch wenn der Film durchaus dem Mysteryhorror zugeordnet werden kann – nicht wirklich ein Geheimnis. So dauert es nicht lange, bis wir einen ersten Blick auf die heimische Bevölkerung erhaschen, wie sie sehr verräterische Kleidung tragen, die sicher nicht ganz zufällig an Midsommar erinnert. Offensichtlich macht es keinen wirklichen Unterschied, wo wir uns der lokalen Bevölkerung ausliefern, sie kaufen alle beim selben Großhändler ein. Aber schon vorher braucht es keine übermäßig raffinierten hellseherischen Kräfte, um eine gewisse Ahnung zu entwickeln. Der Film heißt nun einmal Sacrifice – Der Auserwählte. Da bleiben nicht mehr allzu viele offene Fragen, die der Film zu beantworten hätte.
Gute Atmosphäre, wenig Inhalt
Aber das Horrorgenre ist ohnehin nicht unbedingt dafür berühmt, immer ganz ambitioniert überraschende Geschichten erzählen zu wollen. Die meisten Filme wollen gar nicht mehr sein als bewährter Zeitvertreib, der das Publikum bei Laune hält. Bei Sacrifice – Der Auserwählte funktioniert das aber nur bedingt. Stark ist natürlich das Setting. Abgelegene Gegenden, die direkt an einem See liegen, sind oft so atmosphärisch, dass gar nicht viel geschehen muss. Die farbarmen Landschaften, die in Vergessenheit geraten zu sein scheinen, bedeckte Himmel, viele düstere Orte, die noch nie wirklich Licht erfahren haben: Das Regieduo Andy Collier und Toor Mian fährt da alles auf, was man in solchen Filmen erwarten kann. Das mag nicht ambitioniert sein, ist aber stimmungsvoll in Szene gesetzt. Man kann sich hiermit schon einige Zeit verbringen.
Für knapp anderthalb Stunden reicht es dann aber doch nicht. Und das ist auch das Problem des Films: Es fehlen die notwendigen Ideen, um aus dem Inselbesuch ein bleibendes Ereignis zu machen. Da die Handlung nicht wirklich viel hergibt, verlagert sich das Kreativteam auf eine immer wieder beliebte Notlösung und beschert der Hauptfigur Alpträume, aus denen sie schweißgebadet aufwachen darf. Auch die sind schön in Szene gesetzt. Derart exzessiv verwendet, nutzt sich der Effekt aber rasend schnell ab. Irgendwann ist es so, dass man bei jedem Einsetzen einer unheimlichen Szene schon weiß, dass es wieder nur ein Traum ist – was sicher nicht im Sinne der Erfinder war. Schlecht ist der Film deshalb nicht, die miesen Bewertungen im Internet dürften eher mit der sparsamen Handlung zusammenhängen und den nicht erfüllten Erwartungen. Aber es ist schon schade, wie Sacrifice – Der Auserwählte so viel Gutes zur Verfügung steht, nur um dann so wenig draus zu machen. Zudem macht die schlechte deutsche Synchronisation wie beim parallel veröffentlichten LX 2048 einiges kaputt.
OT: „Sacrifice“
Land: UK
Jahr: 202
Regie: Andy Collier, Toor Mian
Drehbuch: Toor Mian
Vorlage: Paul Kane
Musik: Tom Linden
Kamera: Andy Collier
Besetzung: Sophie Stevens, Ludovic Hughes, Barbara Crampton
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