Schwarze Adler Amazon Prime Video
Schwarze Adler Amazon Prime Video
„Schwarze Adler“ // Deutschland-Start: 15. April 2021 (Amazon Prime Video)

Inhalt / Kritik

Einmal im Leben das Trikot mit dem schwarzen Adler überstreifen und für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen – für den Großteil der deutschen Profifußballer wohl der sehnlichste Traum der gesamten Karriere. Mit dem Einzug in die nationale Auswahl folgt allerdings auch ein immenser Druck. Wer für die Nationalelf spielt, muss nicht nur ein guter Fußballer sein, sondern auch konstant gute Leistung bringen. Während die meisten deutschen Nationalspieler nur mit diesem Druck zu kämpfen haben, müssen sich andere wiederum leider noch mit ganz anderen Problemen auseinandersetzen. Die Dokumentation Schwarze Adler widmet sich schwarzen Spieler*innen, die für die deutsche Nationalmannschaft gespielt haben und zeigt dabei deren harte Wege in die Nationalmannschaft auf. Deutlich wird dabei, dass der Rassismus in Deutschland, sei er subtil oder direkt, immer noch stattfindet und unbedingt aus den Köpfen der Menschen geraten muss – Mensch ist Mensch, unabhängig von seiner Hautfarbe, Religion oder Nationalität.

Das Narrativ

Schwarze Menschen mussten und müssen leider immer noch zahlreiche rassistische Anfeindungen und Vorurteile über sich ergehen lassen. Das haben jüngste Beispiele auf fußballerische Ebene, wie Spielabbrüche in Regionalligen oder die Beleidigungen gegenüber des Berliner Spielers Jordan Torunarigha im Jahr 2020 gezeigt. Schwarze Adler erzählt dabei anhand der interviewten Spieler und Spielerinnen und deren Werdegang ein klares, wiedererkennbares Narrativ. Gerald Asamoah, Shary Reeves und co. verstehen in ihrer kindlichen Unschuld nicht viel von Hautfarben und den damit verbundenen rassistischen Vorurteilen, bemerken durch Blicke, Benachteiligungen und Anfeindungen jedoch nach und nach, dass sie anders zu sein scheinen und flüchten sich so in den Fußball.

Dieser Sport wird zunächst als Rettungsinsel und Anker inszeniert. Hier scheinen alle gleich zu sein, egal welcher Nation, Religion oder Ethnie man zugehörig ist. Der Fußball gibt den Akteuren ein Gefühl der Akzeptanz und der Zugehörigkeit und hilft immer wieder, durch rassistische Anfeindungen hervorgerufene Identitätskrisen zu überwinden. Nach und nach beginnt sich dieser trügerische Schein allerdings zu verflüchtigen. Beleidigende Gesänge in Stadien, Affengeräusche, Drohungen in sozialen Medien, sowie vorurteilsbehaftete Berichterstattung zeigen deutlich die Schattenseiten des Sports auf. Was schwarze Spieler und dementsprechend schwarze Menschen in Deutschland aufgrund ihrer Hautfarbe ertragen müssen, ist unfassbar beschämend und wird von der Dokumentation ungeschönt dargestellt.

Zusätzlich zum Rassismus im Fußball widmet sich die Dokumentation ebenfalls den Vorurteilen und Schwierigkeiten, mit denen Frauen im Sport zu kämpfen haben. Spielerinnen wie Shary Reeves oder Steffi Jones wurden so nicht nur aufgrund ihrer Hautfarbe, sondern auch aufgrund ihres Geschlecht stark benachteiligt. Schwarze Adler zeigt somit geschickt anhand des Fußballs deutliche Probleme der (deutschen) Gesellschaft, die Gleichberechtigung und Toleranz wohl noch nicht gänzlich verinnerlicht hat.

Und heute?

Die Dokumentation beginnt chronologisch mit Erwin Kostedde, dem ersten schwarzen Fußballspieler für die deutsche Nationalmannschaft und unterfüttert seine Erzählung immer wieder mit Reportagen und Zusammenfassungen, die zur jeweiligen Zeit veröffentlicht wurden. Dabei wird deutlich, dass vor allem der subtile Rassismus früher deutlich schlimmer gewesen war als heute und in der heutigen Berichterstattung nicht mehr zu finden ist. So hat sich in dieser Hinsicht durchaus etwas getan, Beleidigungen und Anfeindungen im Stadion und in den sozialen Medien treten allerdings immer noch zu häufig auf. Da gegen solche Vorfälle mit Spielabbrüchen und Strafen jedoch immer vehementer vorgegangen wird, und Slogans von DFB, UEFA und FIFA nicht mehr nur noch hohle Phrasen zu sein scheinen, bleibt die Hoffnung, dass die in der Dokumentation gezeigten Szenen bald zur Vergangenheit gehören.

Credits

OT: „Schwarze Adler“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Torsten Körner
Drehbuch: Torsten Körner
Musik: Hannah von Hübbenet, Edward Mclean
Kamera: Johannes Imdahl
Mitwirkende: Guy Acolatse, Otto Addo, Gerald Asamoah, Anthony Baffoe, Cacau, Rigobert Gruber, Jimmy Hartwig, Steffi Jones, Erwin Kostedde, Jean-Manuel Mbom, Patrick Owomoyela, Beverly Ranger, Shary Reeves, Jordan Torunarigha

Bilder

Trailer

Filmfeste

11mm 2022

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Schwarze Adler
Fazit
Die Dokumentation „Schwarze Adler“ ist kein seichter historischer Abriss über schwarze Nationalspieler, sondern ein ungeschöntes Portrait über die Schattenseiten des deutschen Fußballs. Ein Schlag in die Magengrube, der durchaus für Rassismus in unserer Gesellschaft sensibilisiert und ein Umdenken erreichen kann.
Leserwertung0 Bewertungen
0