Für den jungen Punkrocker Max (Tim Oliver Schultz) läuft es gerade richtig gut. Zusammen mit seinen Bandkollegen Fabio (Tino Mewes), Joscha (Constantin von Jascheroff) und Lukas (Thando Walbaum) startet er gerade richtig durch, sogar ein Plattenvertrag könnte drin sein. Möglich macht das ihr Song „Wenn Inge tanzt“, mit dem sie überall gut ankommen. Mit einer Ausnahme: die nerdige Öko-Aktivistin Inge (Paula Kalenberg), die Max in dem Lied verhöhnt, ist gar nicht glücklich darüber, auf diese Weise verspottet zu werden. Als sich Joscha jedoch kurz vor dem entscheidenden Auftritt verletzt und damit für längere Zeit ausfällt, braucht es dringend einen Ersatz an der Gitarre. Dummerweise ist aber die einzige Person, die für diesen Job geeignet ist, ausgerechnet Inge …
Musik als Identifikation
Ich höre, also bin ich. Auch wenn der eigene Musikgeschmack nur ein Faktor unter ganz vielen ist, die uns ausmachen, wird dieser doch oft zu einem Symbol für die eigene Persönlichkeit. Nicht wenige wollen sich auf die eine oder andere Weise dadurch definieren, welche Musik sie hören. Auch in Systemfehler – Wenn Inge tanzt wird die Musik genutzt, um die beiden Hauptfiguren zu charakterisieren. Auf der einen Seite haben wir den Punkrocker, der oft und gern provoziert und auf keinen Fall Teil des Systems werden will. Auf der anderen Seite ist die klassische Gitarristin, die sich sehr wohl als Teil des Systems versteht, alles richtig machen will und sich für andere einsetzt. So unterschiedlich die jeweiligen Musikrichtungen, so unterschiedlich auch die Charaktere.
Zumindest ist es das, was Systemfehler – Wenn Inge tanzt hier von sich behauptet. So ganz stimmt das dann aber doch nicht. Vielmehr will die deutsche Musikkomödie hier richtig klassisch davon erzählen, wie zwei grundverschiedene Menschen sich annähern und ihre Differenzen überwinden. Dieses Motiv ist bewährt, in vielen Genres, vom Roadmovie über Buddy-Action-Filme bis zu Liebeskomödien, wo es zunächst kracht, dann knistert. Die Geschichte um eine Schulband geht dabei in die letzte Richtung. Theoretisch geht es hier zwar um mehrere Menschen, die einen gemeinsamen (Musik-)Traum verfolgen. Eigentlich sind die meisten Figuren aber nur Beiwerk. Im Mittelpunkt stehen dann doch der Sänger und die Gitarristin, die sich erst bekämpfen und dann Gefühle füreinander entwickeln.
Nett und harmlos
Das ist weder originell noch überraschend. Systemfehler – Wenn Inge tanzt ist eine dieser stromlinienförmigen Komödien, die so sehr auf Erfolg getrimmt wurden, dass ihnen jegliche Persönlichkeit abhandengekommen ist. Bei einem Film über angeblich rebellische Musiker fällt das gleich doppelt auf. Zwar gibt es die eine oder andere Wendung in dem Film. Die meisten davon gehen aber nicht wirklich als solche durch. Und auch bei den Figuren begnügt sich das Drehbuch mit Stereotypen. Zum Teil versucht das Ensemble tapfer gegen diese mäßig interessanten Charakterisierungen anzukämpfen, vor allem Paula Kalenberg (Du Sie Er & Wir) hat ein paar stärkere Momente. Es sind aber nicht genug, um den banalen Inhalt überspielen zu können.
Das bedeutet nicht, dass der Film schlecht ist. Der auf humorvolle Stoffe spezialisierte Regisseur Wolfgang Groos (Enkel für Anfänger, Kalte Füße) hat eine flotte und gut gelaunte Komödie vorgelegt, die während der Musikszenen aufblüht. Wer diese Art Filme mag und nicht den Anspruch verfolgt, dass da irgendwo Tiefgang und echte Charaktere zu finden sind, macht hiermit zumindest nichts wirklich falsch. Gründe zum Ärgern sind selten. Von einigen Ausnahmen abgesehen, darunter ein Auftritt von Peter Krause als lebensmüder Ex-Schlagersänger, ist da aber nichts, das einem über den Film hinaus positiv in Erinnerung bleiben würde. Systemfehler – Wenn Inge tanzt ist nett und harmlos, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
OT: „Systemfehler – Wenn Inge tanzt“
Land: Deutschland
Jahr: 2013
Regie: Wolfgang Groos
Drehbuch: Thomas Winkler, David Ungureit, Rainer Ewerrien
Musik: Helmut Zerlett
Kamera: Armin Golisano
Besetzung: Tim Oliver Schultz, Paula Kalenberg, Jürgen Tarrach, Tino Mewes, Constantin von Jascheroff, Thando Walbaum, Peter Kraus
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