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Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus’ geht

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„Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus’ geht“ // Deutschland-Start: 22. Mai 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als in der Spree die Leiche eines Mannes gefunden wird, gestaltet sich die Identifizierung recht schwierig, schließlich hatte jemand den Kopf des Opfers entfernt. Kommissarin Nina Rubin (Meret Becker) wird daraufhin von Julie Bolschakow (Bella Dayne) angesprochen, die angibt, Zeugin eines Mordes geworden zu sein. Nur hängt in der Sache ihr eigener Mann Yasha (Oleg Tikhomirov) mit drin, der ein führendes Mitglied der russischen Mafia sein soll. Zusammen mit der Kriminaldirektorin (Nadeshda Brennicke) schließt Rubin daher einen Deal mit der jungen Frau: Sie verschafft der Polizei belastendes Beweismaterial und kommt dafür ins Zeugenschutzprogramm. Die Sache hat jedoch den Haken, dass Rubin niemanden einweihen darf, nicht einmal ihren Partner Robert Karow (Mark Waschke) …

Ein Krimi am Puls der Zeit

Auch wenn der Tatort bei manchen als Relikt der Vergangenheit gilt, das eigentlich längst überholt ist, sind die Krimis doch oft am Puls der Zeit. Das geschieht meistens bewusst, wenn gezielt aktuelle Themen aufgegriffen und verarbeitet werden, seien es rechte Gewalt (Hetzjagd), toxische Männlichkeit (Borowski und die Angst der weißen Männer) oder der Umgang mit Außenseitern (Marlon). Manchmal kommt es aber auch zu zufälligen Übereinstimmungen. So ist es doch bemerkenswert, wenn in einer Phase, in der der russische Angriffskrieg auf die Ukraine die Medien bestimmt, ein Film wie Das Mädchen, das allein nach Haus’ geht veröffentlicht wird. Schließlich geht es hier um russische Verbrecher, die sich mit Gewalt nehmen wollen, was ihnen ihrer Meinung nach zusteht. Das kann Geld sein oder Einfluss. Oder eben Frauen.

Tatsächlich ist eine der prägnantesten und symbolbeladensten Szenen von Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus’ geht, wie Yasha seine Frau vergewaltigt und die Grenzen zwischen Leidenschaft und Mord fließend sind. Dass Julie nicht mehr als ein Objekt ist, mit dem Mann machen darf, was er will, wird aber auch in anderen Szenen deutlich. Lediglich die Mafiamama darf etwas sagen, da gibt es schon noch Hierarchien und Abstufungen. Ansonsten zeigt sich Drehbuchautor Günter Schütter (Die Sieger) bei der Beschreibung der Figuren ohne Willen zur Nuance. Es sind die üblichen Stereotypen, die bei solchen Gangsterfamilien immer bemüht werden. Schauspielerisch wurde ebenfalls nicht mehr als nötig getan, mit dem Ergebnis, dass die Leute zwar alle ganz gefährlich sind, dabei aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Schöne Bilder, mauer Inhalt

Ohnehin: Inhaltlich ist der 1201. Fall der ARD-Krimireihe ein reines Wegwerfprodukt, lieblos und ohne jegliche Ambition runtergeschrieben. Die Geschichte um brutale Verbrecher und eine Frau, die aussteigen will, spricht selbst von großen Gefahren, geht selbst aber keinerlei Risiko ein. Allenfalls die Konflikte zwischen Rubin und Karow setzen Akzente, wenn es mal wieder um das Thema Vertrauen geht. Das war bei den beiden schon immer ein Problem. Warum sollte es diesmal anders sein? Bei Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus’ geht ist das aufgrund der Geschichte zwar nicht unpassend. Dennoch haben die wiederkehrenden Streitereien etwas sehr Bemühtes, sind zu oft reiner Selbstzweck. Auf Dauer ist das sehr anstrengend, was zusammen mit der langweiligen Handlung immer wieder dazu verleitet, vorzeitig auszuschalten.

Das soll nicht bedeuten, dass es hier nichts zu sehen gibt. Immer wieder findet der oft im Märchenbereich tätige Regisseur und Kameramann Ngo The Chau (Zwerg Nase) schicke Bilder, die den banalen Inhalt zumindest zeitweise vergessen lassen. Beispielsweise bleiben eine gemeinsame Szene der beiden Frauen sowie das temporeiche Finale in Erinnerung. Allerdings wird es an den Stellen schnell exzessiv. Offensichtlich wollte man beim letzten Auftritt von Meret Becker, die mit Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus’ geht der Reihe den Rücken kehrt, diese so unbedingt in Szene setzen, dass dabei das Gespür verloren ging, wann auch mal Schluss ist. Auch wenn der Wegfall der krakeelenden Nachteule ein Verlust für das Team und die Reihe an sich ist, nach dieser zum Pathos neigenden Überdosis hält sich der Trennungsschmerz in Grenzen.

Credits

OT: „Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus’ geht“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Ngo The Chau
Buch: Günter Schütter
Musik: Dürbeck & Dohmen
Kamera: Ngo The Chau
Besetzung: Meret Becker, Mark Waschke, Oleg Tikhomirov, Nadeshda Brennicke, Tan Caglar, Jeanette Spassova

Bilder

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Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus’ geht
Fazit
Wenn in „Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus’ geht“ die Frau eines russischen Mafiabosses aussteigen will, geht es zwar viel um Gefahren und Gewalt. Dennoch ist der Abschied von Meret Becker ziemlich langweilig geworden, da den schicken Bildern ein mehr als mäßiger Inhalt gegenübersteht.
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