Tatort Stiller Tod
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Tatort: Stiller Tod

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„Tatort: Stiller Tod“ // Deutschland-Start: 26. Januar 2003 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als der Industrielle Wolfgang Reichert ermordet auf seiner Yacht aufgefunden wird, scheint der Fall klar zu sein, Daniel Seefeld (Janek Rieke) muss es gewesen sein. Nicht nur dass er in der Nähe des Tatortes zusammen mit der Tatwaffe gefunden wurde. Er hatte zudem Wertgegenstände des Opfers bei sich. Nur scheint er geistig nicht ganz da zu sein, will sich an nichts erinnern können. Klara Blum (Eva Mattes) wird deshalb schnell misstrauisch und vermutet, dass mehr hinter der Sache stecken könnte. Gerade auch das Verhältnis zu Rita Fürmann (Julia Jäger), der Frau des zuständigen Staatsanwaltes Justus Fürmann (Sylvester Groth), gibt ihr zu denken. Als dieser vorschlägt, ihn mit zum Tatort zu nehmen und somit seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, überschlagen sich die Ereignisse …

Zu einfach kann nicht wahr sein

Wenn zu Beginn vom Tatort der Fall ganz klar zu sein scheint, weiß das genreerfahrene Publikum bereits: Das war in Wahrheit alles ganz anders. Schließlich lebt so ein Krimi davon, die Zuschauer und Zuschauerinnen auf falsche Fährten zu locken. Auch wenn es im Laufe der Jahre natürlich schon einige Ausnahmen gegeben hat, die meisten Teile sollen eine Rätselaufgabe für den Sonntagabend sein. So auch bei Stiller Tod, dem 523. Film der ARD-Krimireihe. Natürlich muss dort am Anfang noch so getan werden, als wäre die offensichtliche Erklärung eine Option. Glücklicherweise hält man sich aber nicht zu lange mit dieser Augenwischerei auf und führt einige neue Hinweise ein, dass an der Geschichte etwas nicht stimmt. Hinweise, die über ein bloßes „ich kann mich nicht erinnern“ hinausgehen.

Dass der Tatverdächtige ausgerechnet bei der Ehefrau des Staatsanwaltes anruft, macht natürlich stutzig. Da wird schnell der Verdacht geäußert, dass bei Tatort: Stiller Tod irgendwelche persönliche Beziehungsgeflechte ausschlaggebend für den Mord waren. Üblicherweise bietet ein Krimi immer eine Auswahl persönlicher wie beruflicher Motive, aus denen sich das Publikum eines heraussuchen darf. Wenn ein Industrieller, der offensichtlich vermögend genug ist, sich eine Yacht zu mieten, das Opfer ist, liegen finanzielle Beweggründe praktisch immer auf de Hand. Hier nicht. Das Drehbuchduo Martina Brand und Dorothee Schön (Die Welt steht still) verzichtet von vornherein darauf, etwas in diese Richtung anzubieten. Stattdessen sind die Gefühle ausschlaggebend, so als wollten die zwei ein weibliches Vorurteil bestätigen.

Emotional ohne Emotionen

Dass der Film in erster Linie auf das Emotionale setzt statt auf das Rationale, ist dabei per se nicht unbedingt ein Problem. Es gab in der Geschichte vom Tatort genügend Beispiele, die einem zu Herzen gehen konnten. Am Ende des Tages oder Warum etwa, um nur zwei zu nennen. Bei Stiller Tod will das hingegen nicht so wirklich funktionieren. Über das Opfer erfährt man nichts, der vermeintliche Täter bleibt einem fremd. Auch bei den sonstigen Figuren, die hier so herumlaufen, ist zu wenig Fundament da, auf dem man eine derartige emotionale Beziehung aufbauen könnte. Im Gegenteil: Irgendwann ist es einem schon egal, wer denn nun warum den Mord begangen hat. Die sind alle nicht interessant genug, man bekommt zu wenige Gründe geliefert, warum man denn bei irgendwem mitfühlen sollte.

Dabei versuchten Brand und Schön durchaus, für ein wenig Komplexität zu sorgen. Nicht nur dass sich die Ereignisse mehrfach überschlagen. Die beiden haben außerdem bei der Figurenkonstellation reichlich Querverbindungen eingebaut. Doch das ist dann auch das Problem: Das ist alles schon ziemlich übertrieben. Streckenweise fühlt man sich an Seifenopern erinnert, während gleichzeitig die Erzählweise ganz ruhig sein sollte. Das passt dann alles nicht wirklich zusammen. Hinzu kommt das enttäuschende Ende von Tatort: Stiller Tod: Wenn man schon einen Krimi auf Basis von Gefühlen aufbaut, sollten diese wenigstens einigermaßen nachvollziehbar sein. Hier wurde stattdessen willkürlich etwas zusammengebastelt, mit einer Erklärung, die aus dem Nichts kommt. Das ist trotz guter schauspielerischer Leistungen zu wenig.

Credits

OT: „Tatort: Stiller Tod“
Land: Deutschland
Jahr: 2003
Regie: Richard Huber
Drehbuch: Martina Brand, Dorothee Schön
Musik: Martin Todsharow
Kamera: Jürgen Carle
Besetzung: Eva Mattes, Sylvester Groth, Julia Jäger, Janek Rieke, Caroline Schreiber, Ercan Özcelik, Justine Hauer

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Tatort: Stiller Tod
Fazit
„Tatort: Stiller Tod“ will ein besonders emotionaler Krimi sein, wenn es bei der Suche nach einem Mörder oder einer Mörderin überwiegend um die Gefühle zwischen den Figuren geht. Davon kommt aber relativ wenig an, da man kaum eine Beziehung zu diesen aufbaut. Der willkürliche Schluss mit höherem Seifenoperanteil tut sein Übriges.
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