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Tatort: Warum

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„Tatort: Warum“ // Deutschland-Start: 1. Mai 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Marie Keller (Valentina Sauca) wusste sofort, dass etwas nicht stimmt, als ihr Sohn Lukas (Caspar Schuchmann) nicht wie verabredet zum Essen kommt. Sie solle sich keine Sorgen machen, heißt es noch bei der Polizei. Nur kurze Zeit später werden die schlimmsten Befürchtungen bestätigt und noch übertroffen: Der junge Mann ist tot, auf offener Straße brutal ermordet. Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Felix Voss (Fabian Hinrichs) übernehmen daraufhin die Ermittlungen und stoßen dabei auf einen Fall, der bereits mehrere Monate zurückliegt. Auch Mia Bannert (Julie Engelbrecht), die Freundin des Opfers, rückt in den Fokus der Ermittlungen. Gleichzeitig ist die Sorge um Marie und ihren Ex-Mann Fritz Keller (Karl Markovics) groß, die mit dem Schmerz überfordert sind …

Das Leben nach dem Tod

Auch wenn es den Tatort natürlich in den unterschiedlichsten Formen, Zusammensetzungen und Tonalitäten gibt, das Grundprinzip ist fast immer dasselbe. Und das bedeutet: Am Anfang wird irgendwo eine Leiche gefunden, danach suchen die Polizisten und Polizistinnen nach den Verantwortlichen, nach anderthalb Stunden kommt die Auflösung. Das ist bei Warum grundsätzlich nicht anders. Auch hier wird gleich zu Beginn jemand ermordet, was selbstverständlich aufgeklärt und gesühnt werden muss. Es gibt verschiedene Fährten und Theorien, was in dieser fatalen Nacht geschehen ist. Es werden Zeugen und Zeuginnen befragt. Und am Ende, so viel sei verraten, wissen wir, was und wer hinter allem steckt und warum der junge Mann sterben musste.

Und doch, irgendwie ist Tatort: Warum etwas anders als die Filme, die man sonst so in dieser Reihe sieht. Der Fokus liegt deutlich stärker auf den Figuren und ihrer Gefühlswelt. Noch bevor der eigentliche Fall beginnt, bekommen wir kurze Ausschnitte aus dem Leben des Opfers zu setzen. Da ist eine längere Szene mit der Freundin, die sich einen innigen Moment teilen, die ihre Liebe teilen. Auch bei dem anschließenden Gespräch mit der Mutter wird deutlich: Da ist jemand, der geliebt wird. Grundsätzlich trifft das natürlich auf die meisten Menschen zu, weswegen wir das ein bisschen für gegeben hinnehmen. Hier wird es aber stärker betont, um damit zu verdeutlichen, wie groß der Verlust ist. In den meisten Krimis ist der anfängliche Tod nur ein Mittel zum Zweck. Hier wird er zu einem wirklichen Ereignis, welches das Leben mehrerer Menschen durchtrennt.

Die Liebe und der Schmerz

Auch später wird der emotionale Part immer wieder im Mittelpunkt stehen. Das sind die Momente, in denen Tatort: Warum zur Hochform aufläuft. Die beiden Eltern, die nach dem plötzlichen Tod des Sohns vor dem Nichts stehen, gehen einem so sehr zu Herzen, dass die ganzen Dramen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ganz neidisch zusehen, welche emotionale Wucht das hier entfaltet. Aber auch losgelöst von diesem Verlust gibt es hier ein paar gefühlvolle Tiefschläge, die das Publikum erst einmal verkraften muss. Foss, sonst ein freundlicher, zuvorkommender Mensch, stößt an seine Grenzen, gerät in existenzielle Krisen. Gleichzeitig ist das die Liebe. Eine Liebe aber, die von der eigenen Endlichkeit bedroht wird. Ausgerechnet der Besuch eines Kinos bringt den schlimmsten Satz hervor: „Ich liebe dich nicht mehr“. Beim 1199. Fall der ARD-Krimireihe ist das Glück immer nur einen Augenblick vom Schmerz entfernt.

Während Tatort: Warum auf diese Weise zu einem sehr sehenswerten Drama wird, das einen im Anschluss nicht ganz los wird, ist der Krimipart sehr viel weniger interessant. Regisseur und Co-Autor Max Färberböck (Ich brauche euch) hat zwar versucht, auch in der Hinsicht etwas zu bieten. Tatsächlich soll sein Film sogar betont relevant sein. Das Ergebnis überzeugt jedoch nicht wirklich: Der Fall selbst ist recht langweilig, der gesellschaftliche Anspruch bestätigt nur Klischees, auch bei der verantwortlichen Person gibt es nichts Nennenswertes zu holen. Was so kraftvoll und niederschmetternd begonnen hat, baut so mit der Zeit immer stärker ab, bis nach dem Abspann dann ziemlich gemischte Gefühle zurückbleiben. So sehr die Figur mit sich hadern, manchmal das Wesentliche zu übersehen, so sehr fragt man sich, ob der Film selbst sich nicht auch dieses Vorwurfs schuldig gemacht hat.

Credits

OT: „Tatort: Warum“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Max Färberböck
Drehbuch: Max Färberböck, Catharina Schuchmann
Musik: Ben Lukas Boysen
Kamera: Georgij Pestov
Besetzung: Dagmar Manzel, Fabian Hinrichs, Valentina Sauca, Karl Markovics, Eli Wasserscheid, Andreas Leopold Schadt, Matthias Egersdöfer, Caspar Schuchmann, Julie Engelbrecht, Maja Beckmann, Götz Otto

Bilder

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Tatort: Warum
Fazit
„Tatort: Warum“ beginnt mit einer emotionalen Szene, wenn ein junger Mann brutal ermordet wird und die Mutter daran zerbricht. Auch später hat der Film einige Tiefschläge auf Lager, die man erst verkraften muss. Als Krimi taugt der Film jedoch kaum: Der Fall ist langweilig und zu bemüht, weshalb das hier mit der Zeit eher uninteressant wird.
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