The Colour Room Sky
© Sky

The Colour Room

The Colour Room Sky
„The Colour Room“ // Deutschland-Start: 2. Mai 2022 (Sky Ticket)

Inhalt / Kritik

Clarice Cliff (Phoebe Dynevor) liebt die Arbeit an Töpfereiobjekten, in allen Größen, Formen und Farben. Zu diesem Zweck lässt sie sich in den verschiedensten Aspekten dieses Handwerks unterrichten. Ihr Traum: eigene Designs entwickeln, die anschließend verkauft werden. Dummerweise scheint dieser Traum jedoch unerfüllbar zu sein, denn im England der 1920er haben Frauen nicht wirklich etwas zu sagen. Und zu designen auch nicht. Hinzu kommt, dass man bei der Fabrik A.J. Wilkinson stolz ist auf die Traditionen, sodass die Männer dort eisern an den alten Figuren und Produkten festhalten, selbst als die Verkaufszahlen in den Keller gehen. Lediglich Colley Shorter (Matthew Goode), der in der Fabrik eine leitende Funktion hat, hat Vertrauen in die junge Frau mit den überbordenden Ideen …

Kunst ist, wenn man es trotzdem schafft

Irgendwie ist es doch immer wieder schön, die Geschichten von Menschen zu erfahren, die sich entgegen aller Wahrscheinlichkeiten durchsetzen und es dem Rest zeigen. Das kann im sportlichen Bereich geschehen, vielleicht bahnbrechende Erfindungen betreffen oder doch auch künstlerische Ambitionen betreffen. Kürzlich lief Die wundersame Welt des Louis Wain bei uns im Kino an, bei dem wir mehr über den gleichnamigen Mann hinter den eigenwilligen Katzenzeichnungen erfahren dürfen, durch die er bekannt wurde. Nun kommt ein weiteres Künstlerporträt aus Großbritannien zu uns, dieses Mal per Sky Ticket, wo das biografische Drama The Colour Room exklusiv zu sehen ist. Statt skurriler Bilder gibt es jetzt bunt bemalte Töpferarbeiten.

Der größere Unterschied ist aber, dass die beiden Hauptfiguren kaum miteinander zu vergleichen sind. So begann Louis Wain zwar mit reizvoller Exzentrizität, wurde im weiteren Verlauf aber eine sehr tragische Geschichte um einen Mann, der von einem Schicksalsschlag nach dem anderen verfolgt wurde. Ein Mann, dessen eigene geistige Gesundheit mit der Zeit immer größeren Schaden nahm. The Colour Room hingegen ist eine klassische Aufsteigergeschichte mit größerem Wohlfühlfaktor. Hindernisse gibt es dabei natürlich auch. Während der Zeichner an diesen jedoch kaputt ging, dürfen diese hier mit anfänglichen Mühen, letztendlich aber auch Bravour genommen werden. Cliffs Innovationen waren von Erfolg gekrönt, sie profitierte auch davon – anders als der Schöpfer der berühmten Katzenzeichnungen.

Feministische Selbstverwirklichung

Damit einher geht eine deutlich feministische Note. Regisseurin Claire McCarthy (Ophelia) und Drehbuchautorin Claire Peate betonen, wie schwierig es für eine Frau in dieser Zeit war sich durchzusetzen. Clarice Cliffs Talent wurde zwar anerkannt, von den einen mehr, von den anderen weniger. Dennoch taten die Entscheidungsträger alles dafür, dass sie keinen Einfluss hat und sich nicht ausprobieren durfte. Das damalige Selbstverständnis der Männer: Sie allein dürfen relevante Entscheidungen treffen. Dass dies auch bedeutet, für Frauen gedachte Objekte wie die Töpferarbeiten nur von Männern entwerfen zu lassen, ist da gleichermaßen konsequent wie bizarr. Ein Großteil von The Colour Room besteht dann auch darin, diese aus heutiger Sicht so unsinnige Bevormundung zu bekämpfen.

Ein bisschen geht das noch mit einem Zeitporträt einher, wenn etwa zwischendurch von den Suffragetten die Rede ist, die Anfang des 20. Jahrhunderts in England für das Wahlrecht der Frauen kämpften. Man sollte in der Hinsicht aber keine zu großen Erwartungen an den Film haben. Er knausert sowohl mit Kontexten wie auch der Figurenzeichnung. Selbst die beiden Hauptfiguren Cliff und Shorter sind eher zweckmäßig als wirklich faszinierend. Die Männer in der Fabrik sind größtenteils ohnehin nur alte, aus der Zeit gefallene und überhebliche Besserwisser. Das funktioniert natürlich, um auf diese Weise den Triumph noch ein bisschen mehr spürbar zu machen. Interessant ist es eher weniger. Letzten Endes ist The Colour Room dann auch nur solide, ein Film, der zwar schon irgendwie schön ist, aber sehr viel weniger bahnbrechend und mutig ist als die Frau, die er beschreibt.

Credits

OT: „The Colour Room“
Land: UK
Jahr: 2021
Regie: Claire McCarthy
Drehbuch: Claire Peate
Musik: Nitin Sawhney
Kamera: Denson Baker
Besetzung: Phoebe Dynevor, Matthew Goode, Kerry Fox, David Morrissey, Darci Shaw, Luke Norris

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

The Colour Room
Fazit
„The Colour Room“ begleitet eine junge Frau, die sich mit ihren neuartigen Töpfereidesigns in den 1920ern gegen wenig experimentierfreudige, dafür umso überheblichere Männer durchsetzen musste. Das hat schon einen größeren Genugtuungs- und Wohlfühlfaktor, bleibt bei den Figuren aber schematisch und scheut selbst jedes Risiko.
Leserwertung6 Bewertungen
6.7
6
von 10