The Lincoln Lawyer Netflix
© Lara Solanki/Netflix

The Lincoln Lawyer – Staffel 1

The Lincoln Lawyer Netflix
„The Lincoln Lawyer – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 13. Mai 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Nach seinem Unfall musste sich Mickey Haller (Manuel Garcia-Rulfo) eine Auszeit nehmen, um seine Erfahrungen zu verarbeiten und auch von seiner Schmerzmittelsucht wieder loszukommen. Nun ist er zurück und hat als Anwalt jede Menge zu tun, wenn auch nicht ganz freiwillig: Sein Kollege Jerry Vincent wurde ermordet und hat ihm sämtliche Fälle vermacht. Während Haller sich durch den Stapel wühlt, ist es vor allem ein Fall, der ihn beschäftigt. So wird dem Spiele-Entwickler Trevor Elliott (Christopher Gorham) vorgeworfen, er habe seine Frau und deren Liebhaber ermordet. Die Chancen der Verteidigung sind bescheiden. Doch Haller will den Fall unbedingt übernehmen. Er hat auch schon einen Plan, gerät dabei aber immer wieder mit Elliott aneinander …

Rückkehr zum Justizdrama

Nachdem es eine Zeit lang ein bisschen ruhiger um ihn geworden war, ist der legendäre TV-Produzent und Serienschöpfer David E. Kelley zur Zeit wieder recht fleißig unterwegs. Gerade erst lief auf Netflix die Miniserie Anatomie eines Skandals, nun steht auf dem Streamingdienst mit The Lincoln Lawyer bereits der nächste Streich bereit. Dabei kehrt er zu einem Thema zurück, für das er besonders bekannt ist: das des Justizdramas. Ob L.A. Law, Ally McBeal oder Boston Legal, einige seiner bekanntesten Titel kommen aus dem Bereich. Dass er nun eine weitere solche Serie ersann, mag nicht übermäßig originell oder überraschend sein. Andererseits weiß der US-Amerikaner, was funktioniert, und bietet dem Publikum genug Bewährtes, dass es sich ein weiteres Mal auf diese Welt einlässt.

Dass einem The Lincoln Lawyer so bekannt vorkommt, hat er noch einen anderen Grund. So handelt es sich hier nicht um eine Original-Entwicklung, sondern eine Adaption von Michael Connellys Romanreihe um den Anwalt Mickey Haller, der vor allem von seinem Lincoln-Wagen aus seine Geschäfte führt – daher der Titel. Der erste Roman der bislang sechs Bände umfassenden Reihe wurde bereits 2011 mit Matthew McConaughey in der Rolle des Anwalts verfilmt, die Adaption hierzulande als Der Mandant veröffentlicht. Die Netflix-Serie wiederum basiert auf So wahr uns Gott helfe, der Folgeband des Autors. Den Vorgänger muss man dabei nicht zwangsläufig kennen, weder als Film noch Buch. Die Auswirkungen der damaligen Ereignisse sind noch zu spüren, haben auf die eigentliche Geschichte jedoch wenig Einfluss.

Die Suche nach der Wahrheit

Dafür wissen Alteingesessene ziemlich genau, was sie hier erwartet. Im Gegensatz zu den anderen Anwaltsserien von Kelley geht es bei The Lincoln Lawyer nicht allein um Strategien vor Gericht, an denen getüftelt wird, oder die Beziehung der Figuren untereinander. Beides kommt vor, macht aber immer wieder einem Krimipart Platz. Hallers Ziel ist natürlich der Freispruch seines Mandanten. Gleichzeitig will er aber schon wissen, was hier eigentlich geschehen ist. Und auch der Mord an seinem Freund und Gönner Vincent will aufgeklärt werden. Zu diesem Zweck kreuzen sich seine Wege immer wieder mit denen von Detective Raymond Griggs (Ntare Guma Mbaho Mwine), der seinerseits ein Interesse an der Auflösung des Falles hat und dabei mal mit, mal gegen den Protagonisten arbeitet.

Bis diese Auflösung vorliegt, dauert es natürlich. Genauer heißt es hier, zehn Folgen à etwa 50 Minuten anzusehen, bevor man erfährt, was wirklich vorgefallen ist. Das ist relativ lang, weshalb ungeduldigere Naturen eventuell schon vorzeitig aussteigen werden. Umso mehr, da die Serie immer mal wieder andere Themen anpackt und der Hauptfall dabei in den Hintergrund rückt. Tatsächlich wird The Lincoln Lawyer erst nach einer ganzen Weile klar, dass es überhaupt einen Hauptfall gibt. In den ersten Folgen scheint die Serie stärker an einem wöchentlichen Format orientiert zu sein, wenn ständig zwischen Fällen gewechselt wird. Zwar taucht Elliott früh auf, ist aber nur einer unter vielen Mandanten und Mandantinnen.

Ein wenig konzeptlos

Grundsätzlich kann eine derartige zweigleise Erzählstruktur schon funktionieren, wenn jede Folge eine eigene Geschichte hat und sich zusätzlich ein Handlungsstrang über mehrere Folgen zieht. Viele Serien tun das. Eigenartig ist jedoch, wenn diese Struktur nur einige Folgen aufrechterhalten wird, nur um diese dann plötzlich fallen zu lassen. Dafür werden andere Nebenhandlungen aufgemacht, etwa um Hallers Exfrau Maggie McPherson (Neve Campbell), die aber auch nie so wirklich von Bedeutung sind. Dadurch fehlt es in The Lincoln Lawyer an einem klar erkennbaren Konzept, was genau die Serie denn eigentlich erzählen will. Es führt auch zu Längen, wenn es zwischenzeitlich nicht wirklich vorangeht. Wer sich damit abfinden kann, kann aber durchaus seinen Spaß haben. Die Szenen vor Gericht, wo er abwechselnd den Staatsanwalt (Michael Graziadei) oder auch den Richter James P. Stanton (Lamont Thompson) in den Wahnsinn treibt, sind beispielsweise unterhaltsam. Teilweise ist der Fall auch ganz clever und wendungsreich, sofern man keine höheren Ansprüche an die Glaubwürdigkeit hat.

Credits

OT: „The Lincoln Lawyer“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Liz Friedlander, Erin Feeley, Bill D’Elia, David Grossman, Alonso Alvarez-Barreda
Drehbuch: David E. Kelley, Ted Humphrey, Chris Downey, Andi Bushell, Gladys Rodriguez, Zach Calig, Justin Peacock, Ryan Hoang Williams, Michael Connelly
Idee: David E. Kelley
Vorlage: Michael Connelly
Musik: David Buckley
Besetzung: Manuel Garcia-Rulfo, Neve Campbell, Becki Newton, Jazz Raycole, Angus Sampson, Christopher Gorham, Ntare Guma Mbaho Mwine, Lamont Thompson, Michael Graziadei

Bilder

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=au06yHMuMGc

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The Lincoln Lawyer – Staffel 1
Fazit
„The Lincoln Lawyer“ folgt dem Anwalt, der einen des Mordes angeklagten Spieleentwickler verteidigt. Der Fall ist ganz spannend und wendungsreich, sofern man nicht viel Glaubwürdigkeit braucht. Schwieriger ist, dass die Serie sich immer wieder verzettelt und Nebenhandlungen aufmacht, die es gar nicht braucht und welche die Geschichte nur in die Länge ziehen.
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