The Violent Heart
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The Violent Heart

„The Violent Heart“ // Deutschland-Start: 13. Mai 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

15 Jahre ist es her, dass seine ältere Schwester ermordet wurde. Doch noch immer ist Daniel (Jovan Adepo) über den Verlust nicht hinweggekommen. Immer wieder hat er mit Wutanfällen zu kämpfen, kann auch schon mal richtig brutal werden, was ihm eine Haftstrafe eingebracht hat. Seine große Hoffnung ist, dass er beim Militär endlich zu sich finden und ein normales Leben anfangen wird. Bevor es so weit ist, begegnet er jedoch der Schülerin Cassie (Grace Van Patten). Mit ihr schafft es der introvertierte junge Mann endlich, ein wenig aus sich herauszugehen. Aber auch dieses Glück ist von keiner größeren Dauer. Nicht nur, dass es Daniel schwerfällt, seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Cassies Eltern wettern zudem vehement gegen diese Beziehung …

Beschäftigung mit der Vergangenheit

Kann man die Vergangenheit jemals wirklich hinter sich lassen? Wie sehr sind wir von dem definiert, was uns geschehen ist? Das sind Fragen, mit denen sich die Figuren in The Violent Heart befassen müssen. Auf der einen Seite sind zwar Daniel und Cassie auf die Zukunft ausgerichtet. Der Film hat anfangs eine schöne Aufbruchstimmung. Während er darauf hofft, bei den Marines angenommen zu werden und damit seine Heimat und alles hinter sich zu lassen, was er damit verbindet, steht sie an der Schwelle zum Erwachsenenleben. Außerdem ist da natürlich die frische Liebe der beiden, wenn es recht schnell zwischen ihnen funkt. Vielleicht kann ja doch noch alles gut ausgehen, so die Hoffnung der Figuren und natürlich auch des Publikums.

Gleichzeitig macht Regisseur und Drehbuchautor Kerem Sanga deutlich, dass er nicht viel von dem Konzept des Happy Ends hält, das einem mit viel Kitsch und Zuckerguss daran glauben lassen will: Wird alles prima! Von Anfang an wird die Beziehung der beiden überschattet. Gibt es Zweifel daran, ob es die zwei schaffen werden. Der wichtigste Faktor ist natürlich die traumatische Vergangenheit, welche Daniel nachhaltig geschadet und zu einem emotionalen Ungleichgewicht geführt hat. Aber auch die Gesellschaft könnte etwas dagegen haben, dass die zwei zusammen kommen. Zumindest wird an einer Stelle von The Violent Heart impliziert, dass der Altersunterschied und auch die Hauptfarbe – er ist Schwarz, sie Weiß – ein Hindernis darstellen. Man bleibt unter sich, zumindest in der US-amerikanischen Kleinstadt.

Leises Drama trifft Seifenoper-Thriller

Sanga verfolgt diese Themen aber nicht weiter. Sie sind höchstens ein wenig Kontext und Teil des Settings. Ob es diese Themen überhaupt gebraucht hätte, darüber lässt sich streiten. Eigentlich ist die Kombination aus Aufarbeitung und beginnender Beziehung schon genug Stoff, um damit einen ganzen Film zu füllen. Unsere verlorenen Herzen zeigte dies 2020 schon sehr schön, das ebenfalls von einer nicht ganz einfachen Annäherung zweier jungen Menschen erzählte. The Violent Heart verbindet dies jedoch mit dem besagten und noch immer nicht aufgeklärten Mordfall. Dass der Film an manchen Stellen als Mysterythriller bezeichnet wird, mag ziemlich übertrieben sein, da es über weite Strecken darum gar nicht geht. Genreanleihen hat das hier aber schon, zumindest punktuell.

Leider sind genau diese Genreanleihen aber auch die Schwäche des Films. Nicht nur dass die Ausschläge ein bisschen wie Fremdkörper sind. Das Ganze entpuppt sich als dermaßen überzogen und überkonstruiert, dass die leisen Fragen völlig überdeckt werden. Was als nachdenkliches Drama beginnt, bewegt sich plötzlich in eine unglückliche Seifenoper-Richtung, mit der sich der Film keinen Gefallen tat. Diese Passage ist zwar recht kurz, aber störend genug, um den positiven Eindruck erheblich zu schaden. Insgesamt ist The Violent Heart durchaus noch ein solides Drama mit einem sehenswerten Paar. Jedoch eines, bei dem am Ende gar nicht klar wird, was es eigentlich hätte sein sollen.

Credits

OT: „The Violent Heart“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Kerem Sanga
Drehbuch: Kerem Sanga
Musik: John Swihart
Kamera: Ricardo Diaz
Besetzung: Jovan Adepo, Grace Van Patten, Lukas Haas, Kimberly Williams-Paisley, Cress Williams, Jahi Di’Allo Winston, Mary J. Blige

Bilder

Trailer

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The Violent Heart
Fazit
„The Violent Heart“ ist ein insgesamt solides Drama mit fragwürdigen Entscheidungen. Was als nachdenkliche Aufarbeitung der Vergangenheit beginnt, verbunden mit einer rührenden jungen Liebe, bewegt sich später in eine unglückliche Seifenoper-Richtung mit Genreanleihen.
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