Theresa Wolff - Waidwund TV Fernsehen ZDF Mediathek
© ZDF/Steffen Junghans

Theresa Wolff: Waidwund

Theresa Wolff - Waidwund TV Fernsehen ZDF Mediathek
„Theresa Wolff: Waidwund“ // Deutschland-Start: 7. Mai 2022 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Als Hauptkommissar Bruno Lewandowski (Aurel Manthei) und sein Kollege Ceyhan Topal (Sahin Eryilmaz) den Fall um einen Toten im Marktplatzbrunnen übernehmen, erleben sie gleich mehrere Überraschungen. Zum einen müssen sie feststellen, dass Rechtsmedizinerin Theresa Wolff (Nina Gummich) nicht auf die Polizei warten wollte und schon mitten in den Untersuchungen steckt. Zum anderen wurde der Mann offensichtlich nicht dort ermordet, sondern erst nachträglich an diese exponierte Stelle gebracht. Während sie noch darüber nachgrübeln, was hinter dieser Tat stecken könnte, wird ein zweites Mordopfer gefunden, das auf ähnliche Weise hingerichtet wurde. Das setzt besonders Wolff zu, sieht sie darin doch eine Verbindung zu ihrem vor einiger Zeit gestorbenen Vater …

Eine Rechtsmedizinerin spielt Polizei

Letzten Herbst startete das ZDF mit Theresa Wolff: Home Sweet Home den Versuch, mal wieder eine neue Krimireihe zu etablieren. Ob es tatsächlich in diesem ohnehin schon gnadenlos überlaufenen Bereich noch unbedingt weitere Filme braucht, darüber kann man sich streiten. Immerhin gab man sich aber Mühe, eine etwas andere Hauptfigur anzubieten. Während in den meisten TV-Krimis Polizisten und Polizistinnen die Verbrechen lösen wollen, da war es hier eine Rechtsmedizinerin. Dieses Berufsfeld ist in dem Krimi natürlich keine Seltenheit. Oft liefern sie den Ermittelnden erst die notwendigen Erkenntnisse und Spuren, damit diese auf Mörderjagd gehen können. Dass sie aber an Stelle der Polizei ermitteln, das war tatsächlich mal was Neues.

Nun liegt mit Theresa Wolff: Waidwund der zweite Film der Reihe vor und setzt den eingeschlagenen Weg fort. Zwar gab es einen Personalwechsel: Der von Thorsten Merten gespielte Kriminalhauptkommissar Robert Brückner ist nach einem Teil schon weg. Dafür gibt es jetzt eben Bruno Lewandowski. Am Prinzip hat das nichts geändert. Noch immer sind die Auftritte der Titelheldin von einem ständigen Kompetenzgerangel geprägt. Während Wolff einerseits darauf achtet, dass ihr bei der Gerichtsmedizin niemand in ihre Arbeit redet und ihre Erkenntnisse für sich behält, mischt sie sich selbst unentwegt in die der Polizei ein. Das führt wieder und wieder zu Streitereien, die nicht immer ganz nachvollziehbar sind. Sie werden mit der Zeit auch recht anstrengend, da nur selten um etwas Bestimmtes gestritten ist. Der Zank wird da schon mal zum Selbstzweck.

Ein Bezug zu den Toten

Das zweite Alleinstellungsmerkmal ist der Versuch der Medizinerin, mit den Toten zu „sprechen“. Die Idee dahinter ist prinzipiell interessant, wenn Wolff sagt, sie müsse das Leben der Verstorbenen kennen, um sagen zu können, was mit ihnen geschehen ist. Theresa Wolff: Waidwund bleibt den Beweis hierfür aber schuldig. Durch die persönliche Verwicklung der Protagonistin in die Mordserie ist es grundsätzlich zwar schon nachvollziehbar, dass sie auf eigene Faust ermittelt. Sie will schließlich wissen, was es mit ihrem Vater auf sich hatte, der irgendwie mit der Sache im Zusammenhang stehen muss. Die Aussage, dass diese Ermittlungen ihr eine Antwort auf die gerichtsmedizinischen Untersuchungen geben, bleibt aber reine Behauptung. So sammelt Wolff zwar neue Erkenntnisse. Diese sind aber privater Natur, nicht beruflicher.

Der Fall an sich ist zudem erneut nicht so wirklich interessant. Die Inszenierung der Toten macht zwar schon neugierig. Die Vorstellung, dass da jemand gezielt Jagd macht, sorgt für Spannung. Der Fall ist aber schon reichlich konstruiert, in Detailfragen sogar völlig unglaubwürdig – etwa der Transport der Leichen. Wer sich Krimis anschaut und selbst ein bisschen spekulieren möchte, was da genau vorgefallen ist, der wird mit Theresa Wolff: Waidwund eher wenig glücklich. Wenn überhaupt, dann ist es die Protagonistin, wegen der man einen Blick auf den Film riskieren kann. Hauptdarstellerin Nina Gummich füllt die Figur mit so viel Leben, kann mal bissig, dann wieder traurig sein, dass zumindest sie positiv in Erinnerung bleibt. Für eine neue Krimireihe reicht das aber noch nicht aus, zumal der Film oft ins Formelhafte abgleitet.

Credits

OT: „Theresa Wolff: Waidwund“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Bruno Grass
Drehbuch: Hansjörg Thurn, Carl-Christian Demke
Musik: Johannes Kobilke
Kamera: Matthias Reisser
Besetzung: Nina Gummich, Aurel Manthei, Alina Levshin, Torsten Michaelis, Peter Schneider, Sahin Eryilmaz, Till Wonka, Paula Hans

Bilder



(Anzeige)

Theresa Wolff: Waidwund
Fazit
„Theresa Wolff: Waidwund“ tauscht zwar den Polizisten aus, bleibt aber dem Konzept des ersten Teils treu. Noch immer ist die Rechtsmedizinerin, die kontinuierlich Zuständigkeitsbereich missachtet und damit Konflikte provoziert, eine Stärke, auch wenn das zum Formelhaften neigt. Der Krimi ist hingegen wenig überzeugend.
Leserwertung42 Bewertungen
4.1
5
von 10