Bei Andreas Ellguth (Wotan Wilke Möhring) läuft es gerade richtig mies. So hat ihn Pia Thomann (Katharina Schüttler) vor die Tür gesetzt, weswegen er notgedrungen bei seinem Sohn Daniel (Ben Münchow) einzieht. Und dann landet er auch noch vor Gericht. Wie kann man aber auch betrunken Auto fahren und sich mit der Polizei anlegen? Daraufhin wird er zu einer Geldstrafe verdonnert und muss seinen Führerschein abgeben. Schlimmer noch ist für ihn aber, dass er Sozialstunden leisten muss. Genauer soll der Basketballtrainer seine speziellen Fähigkeiten nutzen, um ein Team zu trainieren. Aber nicht irgendein Team: Es handelt sich um Menschen mit einer geistigen Behinderung, derer er sich annehmen und sportlich voranbringen soll …
Deutsche Fassung eines spanischen Hits
Auch wenn immer mal wieder Hollywood an den Pranger gestellt wird für die ständigen Remakes, die dort entstehen: In Deutschland lässt man sich auch gern mal von anderen europäischen Erfolgsgeschichten inspirieren. Die diskussionsfreudige Komödie Contra basierte auf einem französischen Film. Das perfekte Geheimnis wiederum hat italienische Wurzeln. Für Weil wir Champions sind reiste man nun nach Spanien, wo Wir sind Champions vor einigen Jahren ein großer Erfolg war. Hierzulande nahm man von der Sportkomödie zwar weniger Notiz, als sie 2018 in die Kinos kam. Aber vielleicht klappt es ja mit deutscher Besetzung besser, dachte man sich wohl. Dieses Mal verzichtete man zudem auf eine kostspielige Kinoauswertung. Streaming und Fernsehen müssen reichen.
Eine Verlust für die hiesigen Leinwände ist das nicht unbedingt. Schon das Original war nicht gerade eine Sternstunde des europäischen Kinos, den Einspielergebnissen zum Trotz. Regisseur Christoph Schnee (Matze, Kebab und Sauerkraut, Goldjungs), dem die Aufgabe anvertraut wurde, den Import für ein hiesiges Publikum aufzuarbeiten, findet keinen Weg, seine Version der Geschichte interessanter zu machen. Weil wir Champions sind ist damit wie die spanische Variante ein ziemlich mäßiger Film, bei dem das Herz zwar am richtigen Fleck sitzt. Aber was hilft das, wenn alles andere nicht passt und man sich hier durch anderthalb Stunden quälen muss?
Langweilig mit schwachem Humor
Ein Problem ist die einfallslose Geschichte. Selbst wer nicht die Vorlage gesehen haben sollte, weiß hier schon nach wenigen Minuten, wie das alles weitergehen wird. Klar wird sich der selbstsüchtige und unbeherrschte Idiot im Laufe des Filmes neu orientieren und zu einem besseren Menschen werden. Dass er anfangs dermaßen unerträglich ist, dass unklar ist, warum überhaupt jemand etwas mit ihm zu tun haben wolle, relativiert sich dadurch. Er braucht nur einen Schub in die richtige Richtung, so wird impliziert. Nur hielt man es nicht wirklich für nötig, diese Veränderung in Weil wir Champions sind auch zu zeigen. Irgendwann ist aus der ihm verhassten Aufgabe ein Herzensprojekt geworden. Warum, das wird nicht gesagt oder gezeigt. Vielmehr wird das Publikum vor vollendete Tatsachen gestellt. Und auch sonst wird nicht viel in die Figur investiert, die sehr grob gezeichnet wurde.
Damit ließe sich noch leben, wenn denn der Humor mehr hergeben würde. Leider hat der Film aber gerade in der Hinsicht massive Defizite. Vor allem die erste halbe Stunde ist eine Zumutung, wenn ein schlechter Witz nach dem anderen folgt. Später wird es etwas besser. Das liegt aber vor allem daran, dass man gar nicht mehr so oft und verzweifelt versucht, witzig zu sein. Wenn wir uns auf die eigentliche Geschichte zubewegen und der Film ein Plädoyer dafür sein soll, auch Menschen zu akzeptieren, die in irgendeiner Form anders sind, bekommt Weil wir Champions sind doch noch eine Form der Daseinsberechtigung. Gut macht das die Komödie aber nicht. Sie ist ja nicht einmal Durchschnitt: So sehr man diesen Film mögen möchte für seinen Einsatz für die Ausgestoßenen, so wenig gelingt es auch.
OT: „Weil wir Champions sind“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Christoph Schnee
Drehbuch: Andreas Fuhrmann, Oliver Philipp
Musik: Frederik Wiedmann
Kamera: Armin Golisano
Besetzung: Wotan Wilke Möhring, Ben Münchow, Katharina Schüttler, Ursula Werner, Matthias Sander, Jonas Relitzki, Jochen Riemer, Simon Rupp, Nico Michels, Luca Davidhaimann
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