Eigentlich war es ein schöner Anlass, der Ekki Talkötter (Oliver Korittke) nach Bielefeld geführt hat: Sein Freund Elmar Barnack (Christian Näthe) feiert sein Firmenjubiläum, Ekki ist dazu eingeladen. Die Feierlaune ist aber vorbei, als die neue Smartphone-App Face23, die Menschen per Gesichtserkennung identifiziert und alle im Netz verfügbaren Informationen zusammenträgt, für unangenehme Enthüllungen sorgt. Benjamin Heller (Jörg Pintsch) ist einer der Leute, die zu der Entwicklung der neuen App beigetragen haben. Und ausgerechnet der wird ermordet, gerade als er mit Alex Holtkamp (Ina Paule Klink) intim werden wollte. Gemeinsam mit Georg Wilsberg (Leonard Lansink) und Overbeck (Roland Jankowsky), die ebenfalls in Bielefeld sind, wollen sie den Mörder suchen – sehr zum Ärger von Kommissar Harald Drechshage (Stefan Haschke), der eigentlich für den Fall zuständig ist …
Das Leben in der Öffentlichkeit
Auch wenn es bei Wilsberg natürlich in erster Linie darum geht, Mörder und Mörderinnen zu schnappen und hinter Gitter zu bringen, so hat die ZDF-Krimireihe doch immer mal wieder weitergehende Ambitionen und wendet sich gesellschaftlichen Themen zu. Bei Aus heiterem Himmel wurde beispielsweise das Problem der Gentrifizierung angesprochen, wenn Leute aus ihren Häusern vertrieben werden, um reicheren Leuten Platz zu machen. Überwachen und belohnen beschäftigte sich mit sozialem Druck und dem Phänomen des gläsernen Menschen, wenn unser Alltag öffentlich gemacht wird. Einige Jahre zuvor kam dieses Thema schon einmal an die Reihe, wenn auch Ins Gesicht geschrieben davon spricht, wie wir heute nicht mehr wirklich privat leben können.
Dass es in der Hinsicht einige Probleme gibt, ist natürlich kein Geheimnis. Skandale um Facebook und weitergegebene Daten waren vor nicht allzu langer Zeit in den Schlagzeilen. Der 64. Teil der Reihe nimmt auf diese Ereignisse auch deutlich Bezug, will diese aber noch weiter auf die Spitze treiben. Ein kurzer Scan eines Gesichtes und schon weiß man alles über einen Menschen, was online zu finden ist. Und das ist bekanntlich jede Menge, wenn heutzutage ein beträchtlicher Teil des eigenen Lebens ins Virtuelle verlagert und veröffentlicht wird. Wilsberg: Ins Gesicht geschrieben kritisiert dabei jedoch weniger diese Verschiebung an sich, sondern warnt davor, was in den falschen Händen damit gemacht werden kann. Antwort: jede Menge.
Zwischen Alltäglichem und Absurdem
Der Film versucht dabei die Balance aus Alltäglichkeit und Absurdität zu halten. Denn während die grundsätzliche Thematik genug Anknüpfungspunkte für das Publikum liefert, mag es Drehbuchautor Mario Sixtus doch gern ein wenig übertriebener. Damit einher geht wieder ein größerer Humorfaktor, wie so oft in der Reihe. Wilsberg: Ins Gesicht geschrieben setzt dabei auf die beiden üblichen Elemente Ekki und Overbeck, die jeweils in brenzlige oder auch peinliche Situationen geraten. Und auch der titelgebende Privatdetektiv darf Teil einer Mission sein, die derart bescheuert ist, dass der Film mehr in die Sparte Komödie wandert. Spaß kann man damit aber natürlich schon haben, sofern man diesen Humor teilt und nicht unbedingt eine klassische Spannung braucht.
Wobei es gegen Ende hin doch zu einer solchen kommt. Außerdem dürfen Fans von traditionellen Krimis hier sehr viel rätseln, wenn es wie so oft mehrere gibt, die dem Opfer zuvor den Tod wünschen durften. Da Wilsberg: Ins Gesicht geschrieben auch noch einige sehr tragische Elemente enthält, gibt es in der Summe also schon genug, wofür man hier einmal reinschalten kann. Ein bisschen viel vielleicht, da hier so viel zusammengeworfen wurde, dass das alles nur noch notdürftig zusammengehalten wird. Eigentlich sind es mehrere Geschichten, die parallel erzählt werden, während gleichzeitig so getan wird, als wäre das alles dasselbe. Zu viel nachdenken ist da nicht angesagt.
OT: „Wilsberg: Ins Gesicht geschrieben“
Land: Niederlande
Jahr: 2022
Regie: Dominic Müller
Buch: Mario Sixtus
Musik: Dirk Leupolz
Kamera: Ralf M. Mendle
Besetzung: Leonard Lansink, Oliver Korittke, Ina Paule Klink, Roland Jankowsky, Arnd Klawitter, Suzan Anbeh, Christian Näthe, Mirjam Weichselbraun, Jörg Pintsch, Stefan Haschke
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