Für Joe (Michael Caine) könnte das Leben im Moment nicht schlechter laufen. Offene Rechnungen, zahlreiche Schulden und eine fällige Hypothek machen dem Rentner ordentlich zu schaffen. Als dann bei einem Termin bei seiner Bank diese überfallen und ausgeraubt wird, kommt Joe eine Idee. Was spricht eigentlich dagegen, einen eigenen Überfall zu planen und durchzuführen? Überzeugt von seinem tollkühnen Vorhaben wird er zunächst von seinen ebenfalls in Armut lebenden Freunden Willie (Morgan Freeman) und Albert (Alan Arkin) für verrückt erklärt. Als dann allerdings der ehemalige Arbeitgeber der drei den Rentenfond auflöst, um eigene Schulden zu bezahlen, beschließen die Rentner sich ihr zustehendes Geld von der Bank zurückzuholen. Doch so ein Vorhaben ist leichter gesagt als getan und so steht man relativ schnell vor einem Problem: Wie plant man einen Banküberfall ohne aufzufliegen?
Die richtige Mischung
Clevere Gags, schräger Humor und eine gesunde Mischung aus Komik, Melancholie und Dramatik. Das sind die Schlagwörter, die beim Lesen des Namens Zach Braff in den Sinn kommen. Bekannt durch seine Rolle in der Serie Scrubs hat der Schauspieler und Regisseur schon das ein oder andere Mal seine Kreativität unter Beweis gestellt. Vor allem mit seinem Regiedebüt Garden State verknüpft der US-Amerikaner eindrucksvoll Weltschmerz und Traurigkeit mit der angemessenen Brise Witz. Daraus entstehen trotz der tristen Thematiken durchaus herzerwärmende Momente, die den Film von 2004 zu einer einzigartigen Seherfahrung machen.
Stellt sich nun die Frage, ob Braff dieses gefühlvolle Gespür auch in seinem dritten Film Abgang mit Stil beweisen kann. Auch hier vermischen sich auf den ersten Blick brisante Themen, wie Altersarmut und lebensbedrohliche Krankheiten mit dem filmischen Genre der Komödie. Die kritische Situation, in der sich die drei Protagonisten befinden, wird so immer wieder von skurrilen Momenten durchzogen und dominiert. So blamieren sich Joe, Willie und Albert schon bei ihrer ersten Straftat, bei der sie versuchen als Vorbereitung auf den Überfall den örtlichen Supermarkt zu bestehlen. Aufgrund von sehr auffälligem Verhalten wird dieses Vorhaben allerdings schon am Ausgang gestoppt. Humor ist also durchaus vorhanden, begrenzt sich an den meisten Stellen allerdings auf plumpen Slapstick oder freche Sprüche. So wirklich neu wird das humoristische Rad also nicht erfunden.
Generell funktioniert die von Braff gern genutzte Koexistenz von Witz und Drama hier nur in der Theorie. Der vermutete emotionale Tiefgang kommt neben den vielen auf Lacher ausgelegten Momenten viel zu kurz, wodurch Abgang mit Stil eben nicht zu einer gefühlvollen, sondern eher zu einer durchschnittlichen Komödie avanciert. Der dritte Film von Braff ist also keineswegs ein schlechter, lässt jedoch immer wieder dessen Gespür für Melancholie in Verbindung mit Humor vermissen.
Abgang mit Stil?
Trotz all dem ist Abgang mit Stil ein kurzweiliges und spaßiges Seherlebnis, was zum größten Teil am nennenswerten und gut aufgelegten Schauspielensemble liegt. Der Titel des Filmes ist dabei glücklicherweise kein Programm, denn Michael Caine, Morgan Freeman und Alan Arkin zu sehen, ist immer eine Freude und wird dem Kino- und Fernsehpublikum hoffentlich noch einige Zeit ermöglicht bleiben. Um Kopf und Kragen spielen sich die drei Altmeister natürlich nicht, sorgen dennoch immer wieder für die richtige und passende Wirkung von Gags und emotionalen Momenten.
OT: „Going in Style“
Land: USA
Jahr: 2017
Regie: Zach Braff
Drehbuch: Theodore Melfi, Edward Cannon
Musik: Rob Simonsen
Kamera: Rodney Charters
Besetzung: Michael Caine, Morgan Freeman, Alan Arkin, Ann-Margret, Matt Dillon, Joey King, Christopher Lloyd, John Ortiz, Siobhan Fallon Hogan, Peter Serafinowicz, Josh Pais
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