Nach außen hin erscheint die kleine Gemeinde Garrison, New Jersey wie eine ganz normale Ortschaft vor den Toren New York Citys. Doch wenn man in ihr wohnt, zeigt sich ein ganz anderes Bild: Seit vielen Generationen schon ist der Ort Heimat für viele Polizeibeamte, die ihren Dienst in der nahen Metropole verrichten sowie ihrer Familien. Freddy Heflin (Sylvester Stallone) ist Sheriff dieser Gemeinde und hofft, trotz seines Hörschadens, einmal eine Chance zu haben, in New York als Polizist arbeiten zu können. Wie bei vielen seiner Freunde und Bekannte soll hierbei Lieutenant Ray Donlan (Harvey Keitel) eine wichtige Rolle spielen, der inoffizielle Bürgermeister Garrisons. Das saubere Image der Gemeinde bekommt jedoch einen erheblichen Dämpfer nach dem vermeintlichen Selbstmord von Donlans Neffen (Michael Rapaport), nach dem dieser sich eine Schießerei mit zwei Afroamerikanern geleistet hat. Nicht nur der Ablauf der Schießerei, auch der Selbstmord lässt viele Zweifel zu, die schon lange vermuten, dass Donlan und seine Truppe Dreck am Stecken haben, sodass Moe Tilden (Robert De Niro), Mitglied der internen Ermittlung bei der New Yorker Polizei, eine Untersuchung einberaumt, die aber schon bald an der eingeschworenen Gemeinde Garrisons scheitert. Einzig Officer Gary Figgis (Ray Liotta), ebenfalls Mitglied in Donlans Truppe, aber mittlerweile mehr als unzufrieden mit dessen Machtposition, ermutigt Heflin, es nicht mehr länger hinzunehmen, eine Art Spielball für andere Cops zu sein und selbst Ermittlungen aufzunehmen.
Ein Heim für den Freund und Helfer
Nachdem sein zweiter Film Heavy auf dem Sundance Film Festival 1995 den großen Preis der Jury erhalten hatte, galt Regisseur James Mangold als ein neues Talent in Hollywood. Diesen Ruf nutzte er sogleich für sein nächstes Projekt, das eine interessante Verbindung zu einer Biografie hat. Seine Kindheit und Jugend verbrachte der Filmemacher nämlich in einer Gemeinde, deren Bürger mehrheitlich aktive oder ehemalige Polizisten waren. Auf Basis seiner Erfahrungen um das Leben in einer solchen Gemeinde schrieb der das Drehbuch zu dem Cop-Drama Cop Land, was sich zu einem Projekt entwickelte, was viele namhafte Schauspieler anzog, unter anderem auch einen Darsteller, der in einer Rolle eine Möglichkeit sah, eine willkommene Abwechslung von seinen bisherigen Projekten zu bekommen.
Man darf wohl sagen, dass sich Schauspieler Sylvester Stallone schon lange nicht mehr für eine Rolle so ins Zeug gelegt hat wie für die der gehörgeschädigten Sheriffs in Cop Land. Verlangten andere Filme wie Daylight oder Judge Dredd in erster Linie vor allem eine physische Präsenz, forderte Mangolds Film darüber hinaus auch die schauspielerischen Fähigkeiten Stallones, der für die Rolle sogar einige Kilos zunahm. In einer Produktion, die von einigen Hollywood-Schwergewichten definiert ist, bildet Stallone das Herz und die Seele der Geschichte um Prinzipien, Loyalität und Freundschaft. Zudem ist es Mangolds Verständnis für den Mikokosmos dieser Gemeinde, was, kombiniert mit der Kameraarbeit Eric Alan Edwards und der Musik Howard Shores, die Geschlossenheit und die Vertrautheit von deren Gemeinschaft mehrmals verdeutlicht, aber ebenso ihre Verschworenheit, wenn es darum geht, jene Elemente auszumerzen, die sich gegen sie stellen. Mangolds Film versteht diese Hierarchien und Funktionsweisen eines solchen Ortes, wie dieser sich von einer heilen Welt hin zu einem klaustrophobischen, gefährlichen Terrain verwandeln kann, was man besonders in dem eindrucksvollen Finale bemerken kann.
Wegschauen oder Handeln
Im Grund genommen verbindet Mangold die Elemente des Dramas mit jenen des Thrillers, um die moralische Verwandlung eines Menschen zu beschreiben. Ähnlich wie die Omerta, das eisige Schweigen um die Machenschaften des Mobs, erscheint einem die Gemeinde, von der Cop Land erzählt, und die wie ein Gegenpol zu der großen Metropole vor ihren Toren wirkt, in mehr als nur in einer Hinsicht. Als Freddy Heflin wirkt Stallone wie ein Wiedergänger von Gary Coopers Gesetzeshüter in Zwölf Uhr mittags, der, ebenso angelockt von diversen Versprechungen, sich entscheiden muss, ob er diesen Versuchungen nachgibt oder sich zu seinen Prinzipien bekennt. Während aber der Sheriff in Fred Zinnemanns Meisterwerk von Anfang an diese Werte repräsentiert, scheint Heflin gefangen zu sein in einer Zwickmühle, die ihm zum einen das Handeln abverlangt, aber ihn zum anderen zum Schweigen aufgrund von Loyalität verdammt. Immer tiefer führt Mangold seinen Zuschauer in dieses verzwickte Konstrukt hinein, was zugleich einen Großteil der Spannung in Cop Land ausmacht.
Neben Stallone sollen aber auch die anderen Darsteller erwähnt werden, wobei neben Keitel und De Niro in wichtigen Schlüsselrollen, vor allem Michael Rapaport und der wie immer intensiv spielende Ray Liotta überzeugen können.
OT: „Cop Land“
Land: USA
Jahr: 1997
Regie: James Mangold
Drehbuch: James Mangold
Musik: Howard Shore
Kamera: Eric Alan Edwards
Besetzung: Sylvester Stallone, Harvey Keitel, Ray Liotta, Robert De Niro, Peter Berg, Janeane Garofalo, Robert Patrick, Michael Rapaport, Annabelle Sciorra
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)