Paul Blart (Kevin James) wäre gerne Polizist, scheitert jedoch leider an der körperlichen Aufnahmeprüfung – nicht seines Übergewichtes wegen, sondern weil er aufgrund seiner Hypoglykämie kurz vor der Ziellinie ohnmächtig wird. So führt er eben weiter gewissenhaft und mit Leidenschaft seinen Job als Sicherheitsmitarbeiter in einer Mall aus. Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem, den Neuling Veck (Keir O’Donnell) einzuweisen. Als Blart am Black Friday gegen Ladenschluss alleine in der Spielhalle Guitar Hero spielt, wird die Mall ohne sein Wissen von Verbrechern besetzt – darunter auch Veck, der sich nur eingeschleust hatte, um das Gelände auszuspionieren. Die Crew ist gut vorbereitet, sie nehmen Angestellte als Geiseln und wissen die Polizei am Eingreifen zu hindern. Der einzige Mann, der ihnen jetzt noch das Handwerk legen kann, ist der Kaufhaus-Cop …
Lauffreudiger Polizist, fauler Film
Wenn der offensichtlich übergewichtige Paul Blart in der Anfangssequenz von Der Kaufhaus Cop den Großteil des Hintergrundparcours bei der Aufnahmeprüfung der New Jersey State Police, wenn auch unter starkem Schwitzen, mit Bravour besteht, drängt sich schnell der Verdacht auf, die Szene würde mit der lahmen Auflösung enden, es wäre alles nur eine Wunschvorstellung des Bewerbers gewesen und er würde mitsamt des Publikums gleich in die Realität zurückgeholt werden. Tatsächlich mündet die Darbietung sportlichen Könnens in einer anderen Pointe, was in gewisser Weise natürlich begrüßenswert ist, aber leider andere Probleme aufwirft. Zum einen ist es ein fauler Weg, Pauls Hypoglykämie einzuführen, zum anderen scheint der Film schon bald vergessen zu haben, wie die Krankheit in der internen Realität funktioniert, da deren Symptome im weiteren Verlauf sich nie wieder so präsentieren wie zu Beginn.
Das ist nicht das einzige Mal, dass Der Kaufhaus Cop sich die Dinge so zurechtlegt, wie es ihm gerade in den Plot passt. Es ist auch nicht das einzige Mal, dass der Film etwas vergisst. Besonders evident ist das bei den Charakteren – dass Paul eine Mutter (Shirly Knight) hat, verschwindet schon kurz nach ihrem Auftreten in der Irrelevanz und selbst manche Zuschauer mögen sich ab der Mitte des Streifens nicht einmal mehr daran erinnern, dass sie existierte. Bei seiner Tochter (Raini Rodriguez) sieht es zwar minimal anders aus, da sie im dritten Akt tatsächlich wieder auftaucht, dennoch scheint ihre einzige Funktion im Film schlicht zu sein, das ein oder andere Plothole zu konstruieren, von denen es auch sonst schon zu viele gibt. Jayma Mays als Pauls Love Interest Amy mag zwar bezaubernd in ihrer Rolle wirken, hat aber im Grunde nichts zu tun und existiert hauptsächlich, um sich von diversen Männern anflirten zu lassen.
… und schwache Witze noch dazu
Der Kaufhaus Cop scheint stolz auf seine Enthüllung zu sein, dass Veck zu den Bösewichten gehört. Noch stolzer darauf, dass er sogar deren Anführer ist. Dass ist nur leider absolut vorhersehbar und der Charakter nicht genügend etabliert, als dass irgendjemand groß schockiert von der Wende sein könnte. Gegen Ende gibt es einen weiteren Twist dieser Art, welcher ebenfalls ungenügend vorbereitet ist und zudem direkt wieder negiert wird. Die Grundidee des Films hat Potenzial, die Umsetzung ist aber kaum gelungen. Mit acht bis zehn weiteren Überarbeitungen des Skriptes hätte der Streifen durchaus als amüsante Parodie auf Stirb langsam durchgehen können. So aber wirken die auf den besten Weihnachtsfilm aller Zeiten anspielenden Elemente eher nervig und peinlich, wie gewollt doch nicht gekonnt. Schauspielern lässt sich normalerweise bei den Filmen, in denen sie mitwirken, natürlich nicht die Verantwortung für deren Unzulänglichkeiten zuschieben. Da Kevin James aber nicht nur als Co-Autor fungierte, sondern auch im Produktionsteam saß, kann er seine Hände hier wahrlich nicht in Unschuld waschen.
Nun ist Der Kaufhaus Cop primär eine Komödie und muss als solche vielleicht nicht das konsistenteste Drehbuch vorweisen, muss noch nicht einmal als Parodie funktionieren. Auch die blassen oder überflüssigen Charaktere können in dem Genre leicht verziehen werden, wenn der Film nur mit seinen Witzen überzeugt. Leider lässt es sich kaum schönreden, dass die Happy Madison-Produktion brutal unlustig ist. Die wenigen Schmunzler, die es gibt, lassen sich an einer Hand abzählen. Lobend lässt sich erwähnen, dass es dieses Mal wenigstens familienfreundlich zugeht; weder Gossensprache noch Toilettenhumor lassen sich hier finden. Auch wenn er weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, ist Kevin James dann aber immerhin doch sympathisch genug, um vielleicht doch nicht vorzeitig abzuschalten; zumindest wenn einen nicht schon direkt das Deppenleerzeichen beim deutschen Titel abschreckt.
OT: „Paul Blart: Mall Cop“
Land: USA
Jahr: 2009
Regie: Steve Carr
Drehbuch: Kevin James, Nick Bakay
Musik: Waddy Wachtel
Kamera: Russ T. Alsobrook
Besetzung: Kevin James, Keir O’Donnell, Jayma Mays, Raini Rodriguez, Shirley Knight, Stephen Rannazzisi, Peter Gerety, Bobby Cannavale
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