Für den neunjährigen Nick (llan Debrabant) bricht eine Welt zusammen, als er erfährt, dass seine Familie umziehen wird. Was soll er denn bitteschön in Südfrankreich, so ganz ohne seine Freunde? Und Schuld daran ist nur sein Vater (Jean-Paul Rouve). Auf der einen Seite ist es zwar toll, dass der endlich befördert wird. Lange genug macht er seine Arbeit ja schon. Auch seine Mutter (Audrey Lamy) darf jetzt endlich mal stolz sein. Aber wenn das bedeutet, dass Nick in Zukunft auf alles verzichten muss, dann geht das auch nicht. Zum Glück haben er und seine Freunde aber schon einen Plan, wie sie das alles verhindern können: Sie müssen nur einen Schatz finden! Wenn sie den einmal haben, sind sie reich genug, dass der Papa doch bei seinem alten Job bleibt. Dabei stellen sie bald fest, dass die Umsetzung des Plans nicht ganz so einfach ist, wie sie sich das vorgestellt haben …
Rückkehr eines Kinderhelden
Aller guten Dinge sind drei? Schon zweimal wurden die beliebten Geschichten rum um Der kleine Nick von René Goscinny und Jean-Jacques Sempé als Realfilme umgesetzt, 2009 im gleichnamigen Film, 2014 in Der kleine Nick macht Ferien. Die Hauptfigur wurde beim zweiten Teil damals schon neu besetzt, da der Nachwuchsschauspieler inzwischen schon zu alt geworden war. Bei Der kleine Nick auf Schatzsuche gibt es nun den kompletten Neustart, das gesamte Ensemble wurde ausgetauscht. Und auch hinter der Kamera gab es einen Wechsel. Dieses Mal darf sich Julien Rappeneau an dem beliebten Stoff versuchen. Die schlechteste Wahl ist das nicht, hat er doch zuletzt in Lügen haben kurze Beine bewiesen, dass er durchaus in der Lage ist, einen Kinderfilm rund um einen Jungen mit großen Plänen zu verwirklichen.
Wobei in Der kleine Nick auf Schatzsuche der Humoranteil natürlich höher ist. Schließlich waren die Geschichten aus der Feder von Goscinny, der den meisten für seine Arbeit an Asterix ein Begriff sein dürfte, mit einem feinen Gespür für Komik geschrieben. Dabei hielt der französische Autor immer die Balance aus Alltagsbetrachtung und Absurditäten. Die Figuren und ihre Marotten waren immer so weit überzogen, dass man immer wieder mindestens schmunzeln musste. Für kleinere satirische Spitzen war auch noch Platz. Gleichzeitig kamen einem die Erlebnisse vertraut vor, vertrauter, als man es vielleicht zugeben wollte. Kaum jemandem gelang es so gut, die Welt aus der Sicht von Kindern zu beschreiben wie ihm.
Weniger charmant, aber unterhaltsam
Bei Der kleine Nick auf Schatzsuche gelingt das nur zum Teil. Eine Schwierigkeit mag darin liegen, dass es sich hier eben nicht um eine direkte Adaption einer der damaligen Geschichten handelt. Waren die bei Goscinny kurz und letztendlich nur Anekdoten, kleine Einblicke in das Leben eines Jungen, da muss hier eine „richtige“ Geschichte erzählt werden, die einen ganzen Spielfilm trägt. Zu diesem Zweck wird deshalb alles etwas größer aufgezogen, inklusive einer Reihe von Schauplätzen. Auch die Funktion der Erwachsenen wurde ausgebaut, sie dürfen jetzt mehr sein als nur Hintergrundrauschen. Ob das nun eine sinnvolle Erweiterung ist oder ein Verrat am Original, darüber lässt sich streiten. Mehr Tiefgang gibt es durch diese Verschiebungen zumindest nicht, auch wenn das größere Format dies eigentlich ermöglicht hätte.
Was notgedrungen auf der Strecke bleiben muss bei der Adaption sind die Zeichnungen von Jean-Jacques Sempé, die doch einen beträchtlichen Anteil an dem Reiz der Bücher damals hatten. Wie groß dieser Anteil ist, wird einem bewusst, wenn man sich Little Nicholas – Happy As Can Be danebenstellt. Während es dem Animationsfilm, der einerseits die Geschichten umsetzte, gleichzeitig aber auch das Leben der beiden Künstler beleuchtete, sehr schön gelingt, den Charme des Originals einzufangen, da wirkt Der kleine Nick auf Schatzsuche dann doch nur wie eine Kopie. Immerhin: Es ist eine unterhaltsame Kopie. Auch die Liebe zum Detail, die das Team bei der optischen Ausgestaltung beweist, rechtfertigen einen Blick. Der Kinderfilm hat zwar keine Chance, selbst zu einem Klassiker zu werden, wie es die geschriebene und gezeichnete Version war. Aber manchmal reicht es, ein wenig Spaß zu haben.
OT: „Le Trésor du Petit Nicolas“
Land: Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Julien Rappeneau
Drehbuch: Julien Rappeneau, Mathias Gavarry
Vorlage: René Goscinny, Jean-Jacques Sempé
Musik: Martin Rappeneau
Kamera: Vincent Mathias
Besetzung: llan Debrabant, Jean-Paul Rouve, Audrey Lamy, Pierre Arditi, Grégory Gadebois, Jean-Pierre Darroussin, François Morel
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