Es gehört zu den Traditionen der Familie Conklin: Jeden Sommer fahren Laurel (Jackie Chung) und ihre beiden Kinder Belly (Lola Tung) und Steven (Sean Kaufman) nach Cousins Beach, um sich mit ihrer besten Freundin Susannah Fisher (Rachel Blanchard) zu treffen. Schließlich hat die dort ein Sommerhaus, wo es sich die zwei Familien, zu denen auch Susannahs Söhne Conrad (Christopher Briney) und Jeremiah (Gavin Casalegno) gehören, gemütlich machen. Doch dieses Jahr ist alles irgendwie anders. Belly steht kurz vor ihrem 16. Geburtstag und hat sich im Laufe der letzten Monate körperlich stark gewandelt. Aber auch der Umgang unter den Jugendlichen hat sich verändert, da zunehmend Hormone das Miteinander bestimmen …
Frühwerk einer Erfolgsautorin
Selbst wer nicht zur Zielgruppe von Jenny Han gehört, könnte in den letzten Jahren mehrfach auf den Namen der US-amerikanischen Jugendautorin gestoßen sein. Grund dafür ist die Netflix-Filmtrilogie To All the Boys I’ve Loved Before, die auf ihren Romanen basiert und zu einem großen Publikumserfolgen wurden. Insofern verwundert es nicht, wenn auf der Suche nach neuen Hits dann auch ihre alten Werke ausgegraben wurden. Überraschend ist allenfalls, dass Der Sommer, als ich schön wurde, welches auf einer zuvor veröffentlichten Buchtrilogie basiert, beim Konkurrenten Amazon Prime Video gelandet ist. Außerdem machte man hier gleich eine ganze Serie daraus, anstatt sich mit einem Film zufriedenzugeben. Von dieser waren die Verantwortlichen offensichtlich so überzeugt, dass eine zweite Staffel bereits in der Mache ist – noch bevor die erste anlief.
Tatsächlich gibt es auch nichts, was gegen einen Erfolg der Serie spricht. Die Zielgruppe solcher Jugenddramen bekommt zumindest genau das, was sie verlangt: schöne junge Menschen, die sich vor schönen Kulissen mit nicht immer ganz so schönen Konflikten herumplagen. Die Hauptfigur ist dabei erneut eine Jugendliche mit fernöstlichen Wurzeln, was den Verdacht nahelegt, dass Jenny Han – selbst koreanischen Ursprungs – in ihren Werken auch eigene Erfahrungen verarbeitet. Bei der Adaption von Der Sommer, als ich schön wurde war sie ohnehin stärker involviert: Sie entwickelte die Serie und schrieb teilweise die Drehbücher, um sicherzugehen, dass ihre schriftstellerische Vision auch in der Umsetzung nicht verlorenging.
Charmant, entspannt, austauschbar
Dabei hat sie eigentlich nichts zu erzählen, was nicht schon Unzählige vor ihr erzählt haben. Während To All the Boys I’ve Loved Before zumindest noch mit einem originellen Szenario begann, bevor die Konventionen stark zunahmen, ist hier von Anfang an Standardsituation angesagt. Daran ändert sich im Lauf der sieben rund 45 Minuten langen Folgen auch nichts mehr. Die meisten Stationen sind vorhersehbar, eine dramatische Wendung einmal ausgenommen, welche auch über jugendlichen Herzschmerz hinaus für schwere Gefühle sorgt. Wobei man der Serie zugutehalten muss, dass sie diese Entwicklungen nicht über Gebühr ausschlachtet. Tatsächlich besticht die Serie sogar eher durch eine zurückgenommene Art: Der Sommer, als ich schön wurde trägt den Sommer nicht nur im Titel, sondern will selbst eine Art Sommergefühl vermitteln.
Das funktioniert, die Geschichte um ein junges Liebesdreieck ist dazu geeignet, sich einfach ein bisschen treiben zu lassen. Viel Tiefgang oder neue Erkenntnisse darf man von einer solchen Serie natürlich nicht erwarten, den Anspruch hat hier niemand. Die Beschäftigung mit einer reinen Äußerlichkeit wird nie problematisiert. Der Aufenthalt in einem schicken Ferienhaus ist zudem nicht unbedingt dazu geeignet, eine Alltäglichkeit zu schaffen, in der man sich wiederfindet. Dafür ist Der Sommer, als ich schön wurde deutlich charmanter als so manch andere Jugendproduktion. Wen es nach einer solchen dürstet, kann es hiermit daher versuchen, selbst wenn man sich später nicht unbedingt an das Gesehene erinnern muss.
OT: „The Summer I Turned Pretty“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Jesse Peretz, Jeff Chan, Erica Dunton
Drehbuch: Jenny Han, Becca Gleason, Jenny Zhang, Speed Weed, Marty Scott, Deborah Swisher, Bayan Wolcott, Gabrielle Stanton
Idee: Jenny Han
Vorlage: Jenny Han
Musik: Zachary Dawes
Kamera: J.B. Smith
Besetzung: Lola Tung, Jackie Chung, Rachel Blanchard, Christopher Briney, Gavin Casalegno, Sean Kaufman, Alfredo Narciso, Minnie Mills, Colin Ferguson, Tom Everett Scott
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