Seit ihrer Scheidung konzentriert sich Simone Braydon-Eggebrecht (Caroline Redl) auf ihre wohltätige Arbeit. Nicht nur, dass sie fest entschlossen ist, ein Hotel für Menschen mit Behinderung zu errichten. Sie will dafür zudem Jugendliche beschäftigen, die straffällig geworden sind und deswegen nur wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Doch das Vorhaben steht unter keinem guten Stern. So wird immer wieder ihr Projekt sabotiert. Und dann verschwindet auch noch Patrick Horn (Max Schimmelpfennig), einer dieser jungen Leute mit Vergangenheit, und wird kurze Zeit später tot aus der Ostsee geborgen. Während Staatsanwalt Dr. Brunner (Max Hopp) Eggebrechts Ex-Mann Victor Braydon (John Keogh) und Parteifreund Enno Littmann (Jörg Witte) im Visier hat, verfolgt Karin Lossow (Katrin Sass) eine andere Spur …
Mehr Drama als Krimi
Aller guten Dinge sind drei? Bei Der Usedom-Krimi trifft das nicht so wirklich zu. Nachdem wir es in Nachtschatten mit ein paar Jugendlichen zu tun bekamen, die sich einer exzessiven Feier hingaben und es anschließend in Schmerzgrenze um Misshandlungen in einem Altenheim ging, steht in Vom Geben und Nehmen, dem Abschluss der Staffel, die Frage im Mittelpunkt, wer den jungen Kriminellen ermordet hat. Wobei hier, anders als bei den anderen Filmen der ARD-Krimireihe, anfangs nicht einmal sicher ist, dass da überhaupt ein Mord vorliegt. Aber selbst wenn nicht, irgendwelche Abgründe und kriminellen Machenschaften werden schon drin sein, sonst hätte man keinen Film draus gemacht. Das Publikum will schließlich ein bisschen was geboten bekommen.
Wobei Der Usedom-Krimi: Vom Geben und Nehmen wie schon der direkte Vorgänger ohnehin stärker ins Richtung Drama geht. Auch wenn natürlich bis zum Schluss nach einer Antwort gesucht wird, woran der junge Mann denn nun gestorben ist, stärker im Eindruck bleiben zwei Frauen. Da ist Simone Braydon-Eggebrecht, die ihren Schmerz und ihre Einsamkeit mit Tabletten zu betäuben versucht. Außerdem ist da noch Wiebke Siehl (Julia Hartmann), die im Rollstuhl sitzt und jedem Anflug von Mitleid mit besonders giftigem Zynismus begegnet. Eine Sympathieträgerin ist sie nicht gerade. Dafür ist sie eine Figur, die einem noch länger in Erinnerung bleibt, was bei Krimis alles andere als selbstverständlich ist.
Atmosphärisch, aber wenig spannend
Und ohnehin: Sympathische Figuren sind in Der Usedom-Krimi: Vom Geben und Nehmen eine Seltenheit. Lossow und Brunner sind zwar nicht so unerträglich, wie es noch in Schmerzgrenze der Fall war. Aber es ist jetzt auch nicht so, dass man zwangsläufig große Wiedersehensfreude verspüren müsste. Sie sind bestenfalls das kleinere Übel im Vergleich zu so manch anderer Person, die hier herumläuft. Aber das muss ja nicht zwangsläufig verkehrt sein. Man schaut dieses Genre oft eher aus anderen Gründen als dem, die Figuren so zu mögen. Andere Faktoren können genauso wichtig. Atmosphäre zum Beispiel. Davon hat die Reihe meist einiges, was auch am stimmungsvollen Setting liegt. In Kombination mit der melancholischen Natur der Geschichte kommt da schon ein bisschen was zusammen.
Spannend ist der Film hingegen weniger. Es entstehen beispielsweise keine weiteren Bedrohungssituationen oder sonst etwas, wofür man gebannt auf den Bildschirm starren müsste. Und auch der Kriminalfall ist nicht gerade befriedigend. Die Auflösung kommt schon sehr abrupt und ist zudem nicht unbedingt nachzuvollziehen. Klar, das ist bei dem Genre keine Seltenheit. Richtig glaubwürdig sind die Filme oft nicht. Da Der Usedom-Krimi: Vom Geben und Nehmen aber so viel Wert auf das Menschliche und Zwischenmenschliche legt, wäre in der Hinsicht mehr psychologische Plausibilität schön gewesen. Zu mehr als Durchschnitt reicht es deshalb nicht, auch wenn die starke Beschäftigung mit dem Thema Behinderung grundsätzlich lobenswert ist.
OT: „Der Usedom-Krimi: Vom Geben und Nehmen“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Felix Herzogenrath
Drehbuch: Marija Erceg
Musik: Colin Towns
Kamera: Dominik Berg
Besetzung: Katrin Sass, Rikke Lylloff, Till Firit, Caroline Redl, Max Hopp, Julia Hartmann, Merab Ninidze, Jörg Witte, John Keogh
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