1977 steht die Menschheit vor einem wichtigen Schritt: Sie wollen eine Goldene Schallplatte ins Weltall schicken, auf der sie wichtige Informationen über die Geschichte der menschlichen Zivilisation festhalten. Das Ziel: Kompakt alles zusammenzufassen, was es über sie zu wissen gibt, damit etwaige andere außerirdische Lebensformen einen Einblick erhalten. Dabei wird der große Bogen gespannt, von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Dr. Gerhard Friedle (Christoph Maria Herbst) hat die ehrenvolle Aufgabe, als Vertreter die Erkenntnisse zusammenzufassen und entsprechend zu kommentieren. Viele Jahre später geschieht das Wunder und die Schallplatte fällt tatsächlich in die Hände – oder Tentakel – von Außerirdischen, die neugierig alles anschauen, was ihnen Dr. Friedle da zu zeigen hat …
Ein historisches Ereignis
Was gibt es Wichtiges zu den Menschen zu erzählen? Was zeichnet uns letztendlich aus? Das waren Fragen, mit denen sich die Männer und Frauen beschäftigten, als sie die sogenannten Voyager Golden Records konzipierten. Diese wurden tatsächlich 1977 an den beiden interstellaren Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 angebracht und ins Weltall geschossen, als Botschaft an ein mögliches Leben da draußen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches tatsächlich die Sonde findet, war natürlich astronomisch gering. Als Symbol der Hoffnung und des Wissensdurstes war die Mission aber von unschätzbarem Wert, zumal die Sonde bis heute noch Daten liefert, die sie auf ihrer Reise durch das Weltall sammelt.
Dass die von diesem Ereignis inspirierte Komödie Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt eine ähnliche Haltbarkeitsdauer hat, dürften selbst die Kreativteams dahinter nicht erwarten. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Film schon in der Startwoche keine größere Rolle spielt. Dabei hat er prinzipiell durchaus einiges zu bieten. Zum einen haben hierzulande produzierte Science-Fiction-Filme echten Seltenheitswert, auch wenn die entsprechenden Szenen hier recht kurz sind. Und auch das prominent besetzte Ensemble eignet sich dazu, ein Publikum anzulocken: Neben Christoph Maria Herbst, der die zentrale Figur der Rahmenhandlung ist und entsprechend oft auftritt, sind unter anderem Tom Schilling, Bastian Pastewka, Ulrich Tukur, Jeanette Hain und Kostja Ullmann in einzelnen Geschichten zu sehen.
Viele Szenen, wenig Witz
Andere sind sogar im Dauereinsatz. Alexander Schubert, Holger Stockhaus oder Carsten Strauch schlüpfen in eine ganze Reihe von Rollen, während sie uns auf eine Reise durch die Jahrtausende einladen. Das Ergebnis ist ein Episodenfilm, der zwar chronologisch geordnet ist – von der Steinzeit bis zur Zukunft –, deren einzelnen Abschnitte aber nichts miteinander zu tun haben. Inhaltlich zumindest. Qualitativ ist Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt hingegen schon von einer gleichbleibenderen Konstanz. In dem Fall ist das aber nicht als Kompliment gemeint, da der gesamte Film selbst bei einem großzügigen Publikum mäßig abschneiden dürfte. Wenn im Vorfeld kaum etwas zu dem Titel geschrieben wurde, es keine größeren Premieren und alles gab, dann hat das schon seine Gründe.
Ein paar nettere Momente finden sich in dem rund anderthalb Stunden dauernden Film zwar schön. Die erste Begegnung der beiden Menschenrassen zum Beispiel oder auch der Versuch, den Wikingerhorden etwas weniger grausam agieren zu lassen, da darf man ein wenig schmunzeln. Andere Zeitabschnitte sind hingegen selbst grausam, zumindest aus Sicht von jemandem, der sich das Ganze anschauen musste. Die Witze in Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt sind oft langweilig, werden teilweise auch bis weit über die Schmerzgrenze ausgedehnt, weil offensichtlich partout kein anderer Einfall gefunden werden konnte. Da hat sich das immerhin vier Mann starke Drehbuchteam wirklich nicht mit Ruhm bekleckert.
Mehr TV als Kino
Insgesamt darf man sich auch fragen: Hätte es hierfür wirklich einen Kinofilm gebraucht? Zwar gibt es schon abwechslungsreiche Kulissen, die Folge der langen Zeitreise. Wir treiben uns auf Marktplätzen herum, sind in der Natur, Raumschiffe treffen auf reguläre Schiffe. Ansonsten macht Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt aber mehr den Eindruck einer TV-Produktion. Dass Regisseur und Co-Autor Erik Haffner zuvor überwiegend im Serienbereich tätig war, darunter bei Pastewka oder Ladykracher, merkt man hier schon. Natürlich gab es in der Geschichte des Films immer wieder Beispiele für solche episodenhaften Erzählstrukturen. Die verrückte Geschichte der Welt von Mel Brooks ist ein naheliegender Vergleich. Aber es ist kein sehr schmeichelhafter Vergleich, wenn wie hier einfach die Ideen fehlen, wie man eine Sketch Comedy auf die Leinwand bringen kann.
OT: „Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt“
Land: Deutschland, Schweiz
Jahr: 2022
Regie: Erik Haffner
Drehbuch: Erik Haffner, Chris Geletneky, Claudius Pläging, Roland Slawik
Musik: Claudio Pagonis, Florian Peil, Sebastian Schubert
Kamera: Gerhard Schirlo
Besetzung: Christoph Maria Herbst, Judith Richter, Jasmin Schwiers, Alexander Schubert, Paul Sedlmeir, Holger Stockhaus, Carsten Strauch, Rick Kavanian, Matthias Matschke, Hannes Jaenicke, Jeanette Hain, Ulrich Tukur, Kostja Ullmann, Christian Tramitz, Bastian Pastewka, Gustav Peter Wöhler
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