Jamaika im Jahre 1668: Als Morgan Adams (Geena Davis) mitansehen muss, wie ihr Vater Harry, ein großer Pirat, stirbt, gelangt sie an einen Teil einer Schatzkarte, die zu einen prächtigen Goldschatz führen soll. So macht sie sich auf die Suche nach ihrem Onkel Douglas „Dawg“ Brown (Frank Langella), der zum einen für den Tod ihres Vaters verantwortlich und andererseits im Besitz eines zweiten Kartenfragments ist. Mit der Crew ihres Vaters sticht sie so in die See, begleitetet von dem Taschendieb und Betrüger William Shaw (Matthew Modine), der als Übersetzer bei der großen Reise fungieren soll. Neben Dawg, der ebenso auf den Schatz aus ist, gibt es mit anderen Rivalen und den Briten jedoch viele Gegenspieler, die das Unterfangen alles andere als einfach machen. So folgt ein Spiel auf Zeit.
Filmhistorie, die Spaß macht
Auch wenn die meisten beim Piratengenre sicherlich an Fluch der Karibik denken müssen, der zurecht für seine Ausstattung und das Setdesign gelobt wird, so muss man schon sagen, dass hier jahrzehntelange Filmgeschichte zusammenkommt. Während in den 30-60er Jahren in jedem Jahr mindestens eine Piratenproduktion in den Kinos lief, so gab und gibt es sicherlich bis zum heutigen Tag viel Material, an dem man sich orientieren kann. Die Piratenbraut, welcher 1995 das Licht der Welt erblickte (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Produktion aus dem Jahre 1950), bedient sich so wenig überraschend an vielen vorherigen Piratenfilmen, jedoch mit einer kleinen Ausnahme – einem weiblichen statt männlichen Protagonisten. Die typische Abenteuersuche wird durch massive Explosionen, gelungene Bilder von der Karibik und einer Powerfrau somit teilweise aufgewertet.
Risikoreiches Piratenkino
Auch wenn Die Piratenbraut des finnischen Regisseurs Renny Harlin (Stirb Langsam 2) einige Stärken mitbringt und in der Gesamtheit einen Blick wert ist, so zeigt er auf der anderen Seite, dass das Piratengenre kein sicheres Geschäft ist. Bei einem Budget von 100 Millionen (das sieht man dem Film auch an) spielte er nur ungefähr zehn Prozent der Kosten wieder ein, sorgte dafür, dass ein Produktionsstudio insolvent ging und brachte ihm lange Zeit den Titel „größter kommerzieller Flop des Filmgeschäfts“ ein. Dies mag aber weniger an der Filmqualität an sich liegen, sondern augenscheinlich mehr an der Zeit, in der er herauskam. Im Wettstreit mit Filmen wie Stirb langsam, Braveheart, Jumanji oder Batman Forever war so vermutlich einfach kein Platz im Sommer von 1995 für die Piratenproduktion. Um fair zu bleiben, muss man jedoch ganz klar sagen, dass Die Piratenbraut kein herausragender Film ist, sondern sich eher auf einem leicht überdurchschnittlichen Niveau einpegelt.
Figuren, die zu kurz kommen
Dass sich das Kino in den letzten Jahren in vielen Fällen mehr auf Filmfiguren, statt auf eigentlichen Geschichte fokussiert und die Zuschauer mithilfe von griffigen Charakteren und Identifikationspotentialen ins Kino locken will, ist keine neue Erkenntnis. Filme wie Fluch der Karibik oder beispielsweise auch Marvel-Produktionen, die sich viel mehr mit Filmfiguren beschäftigen, zeigen dies auf anschaulichste Weise. Bei der Piratenbraut hingegen kommen die Figuren deutlich zu kurz, wodurch man hier einige Abstriche machen muss. Auch wenn man den weiblichen Protagonist als Aufhänger benutzen wollte, so bleibt es hier doch recht oberflächlich. Die typische Rachegeschichte entpuppt sich damit als ziemlich klassisch, bei der das Geschlecht so gut wie keine spürbare Rolle spielt. Die gelungenen Großaufnahmen und Setpieces weichen damit einer zunehmend überzeichneten Theatralik gegen Ende. Wer jedoch Lust auf eine der größten Explosionen in der Filmgeschichte hat, der sollte sich den bombastischen Piratenfilm nicht entgehen lassen.
OT: „Cutthroat Island“
Land: USA, Frankreich, Italien, Deutschland
Jahr: 1995
Regie: Renny Harlin
Drehbuch: Marc Norman, Robert King
Musik: John Debney
Besetzung: Geena Davis, Matthew Modine, Frank Langella, Maury Chaykin, Patrick Malahide, Stan Shaw, Rex Linn
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Goldene Himbeere | 1996 | Schlechteste Regie | Renny Harlin |
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