Maurice Teirlinck (Gene Bervoets) kann seinen Augen nicht glauben, als er am Mast des Segelboots „Beau Séjour“ seine eigene Leiche baumeln sieht. Der Fall scheint klar zu sein, der ehemalige Marineoffizier muss sich das Leben genommen haben. Er selbst will das aber nicht glauben. Vielmehr ist er überzeugt davon, dass jemand anderes ihn umgebracht und dort aufgehängt haben muss. Nur wie soll er das beweisen? Schließlich kann ihn niemand sehen, seine Möglichkeiten als Toter sind begrenzt. Doch es kommt noch schlimmer, da kurze Zeit später sein Enkel Jasper (Lennard Corne) spurlos verschwindet und der Verdacht aufkommt, Maurice könnte etwas damit zu tun haben …
Die Toten sind zurück!
Wenn in Filmen oder Serien Tote wieder zurückkehren, dann handelt es sich meistens um Titel aus dem Horrorbereich. Schließlich ist die Vorstellung, dass Leute, die wir begraben haben, irgendwie doch noch da sind, eine, die uns durchaus Angst machen kann. Aber es gibt auch Beispiele, wie dieses Motiv anderweitig genutzt wird. Eines der bekanntesten ist die französische Mysteryserie The Returned, in der zahlreiche verschwundene Opfer eines Busunfalls Jahre später wieder da sind. Aber auch die belgische Produktion Beau Séjour fand hierzulande ihre Fans. Veröffentlicht unter dem Titel Zimmer 108 erzählte sie von einer jungen Frau, die in dem Zimmer eines Hotels ihre Leiche entdeckt und ihren Mord aufzuklären versucht.
Staffel 2 hat nun ein ganz ähnliches Szenario. Während bei der ersten das Hotel den Namen Beau Séjour trug, ist es dieses Mal ein Segelschiff, das der Serie den Original-Titel gibt. Im Deutschen funktioniert das natürlich so nicht, weshalb die Folgestaffel den recht generischen Titel Die Rückkehr trägt, der keinerlei Verbindungen zum Auftakt zulässt. Die braucht es aber auch nicht zwangsläufig. Zwar kehren mit der Staffel auch Teile des Kreativteams zurück, darunter das Regieduo Nathalie Basteyns und Kaat Beels sowie Bert Van Dael und Sanne Nuyens, die gemeinsam die Serie entwarfen. Inhaltlich handelt es sich jedoch um keine Fortsetzung, weder auf die Geschichte noch die Figuren bezogen, weshalb auch Neulinge herzlich willkommen sind.
Postmortale Krimialternative
Der Ablauf ist dafür natürlich ähnlich. Erneut begibt sich eine verstorbene Hauptfigur auf Spurensuche und will den eigenen Tod aufklären. Dabei ist sie für die meisten unsichtbar, nur einige wenige können sie sehen und sogar interagieren. Das gilt auch für Jasper, dessen Schicksal eng mit dem seines Großvaters zusammenhängt. Wie genau, das ist die große Frage in Die Rückkehr. Nach und nach versuchen die beiden, mit ein bisschen Hilfe der anderen, zu rekonstruieren, was in dieser Nacht vorgefallen ist. In der Hinsicht ist die Serie also schon ein klassischer Krimi, mit dem Unterschied eben, dass das Opfer selbst die Hinweise sucht, wodurch die Serie noch einen größeren Fantasy- und Mystery-Faktor bekommt. Wer genug hat von den immergleichen TV-Krimis, die tagein tagaus ausgestrahlt werden, sollte es daher mit der arte-Serie versuchen.
Allerdings muss man sich darauf einstellen, dass sich irgendwann der Fokus deutlich in Richtung Drama verschiebt. Die Frage nach dem Täter wird sekundär, stattdessen sind die Figuren mit den zwischenmenschlichen Problemen beschäftigt. Denn irgendwie ist in der Familie praktisch alles kaputt, vieles wurde nicht oder nicht rechtzeitig angesprochen. Hinzu kommt die schwierige Trauerarbeit, wenn Leute irgendwo zwischen den Toten und den Lebenden herumgeistern. Dadurch gerät das Tempo ins Stocken, die zehn zwischen 50 und 60 Minuten langen Folgen sind zudem großzügig dimensioniert. Sehenswert ist Die Rückkehr dennoch, überwiegend auch spannend genug, um die gelegentlichen Längen durchzustehen. Mit Hauptdarsteller Gene Bervoets (The Bank Hacker) ist die Serie zudem gut besetzt, wenn er sich irgendwo zwischen Held und Antiheld bewegt und die Ambivalenz seiner vielgehassten Figur anschaulich herausspielt.
OT: „Beau Séjour“
Land: Belgien
Jahr: 2021
Regie: Nathalie Basteyns, Kaat Beels
Drehbuch: Bert Van Dael, Sanne Nuyens, Roel Mondelaers
Idee: Bert Van Dael, Sanne Nuyens
Musik: Jeroen Swinnen
Kamera: Anton Mertens
Besetzung: Gene Bervoets, Greet Verstraete, Emilie De Roo, Lize Feryn, Lennard Corne, Kasper Vandenberghe, Tom Vermeir, Alessia Sartor, Lennert Lefever, Katelijne Verbeke
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