Als Melina (Marika Sila) zu sich kommt, weiß sie nicht so recht, wie ihr geschehen ist. Eigentlich hätte es ein ganz normaler Gefangenentransport sein sollen. Offensichtlich kam es dabei jedoch in einer abgelegenen Waldgegend zu einem schweren Unfall, bei dem sich der Wagen überschlagen hat. Neben der Sanitäterin befinden sich noch ihre Kollegen Jake (Declan O’Reilly) und Aiden (Lee Lopez) an Bord, dazu die Verbrecher Franson (Kris Loranger) und Sideburns (Reamonn Joshee) sowie Officer Revesz (J. Lindsay Robinson). Während die Gruppe noch darüber diskutiert, was vorgefallen ist und wie sie reagieren sollen, müssen sie feststellen, dass sie nicht allein sind. Jemand oder etwas ist da draußen und macht auf sie Jagd …
Vorsicht, mörderische Provinz!
Wenn in einem Film die Hauptfiguren zu Beginn der Geschichte mitten im Nirgendwo einen Unfall bauen, dann weiß man bereits: Das gibt Ärger. Schließlich wimmelt es gerade im Horrorgenre von Beispielen, bei denen ein ungeplanter und ungewollter Aufenthalt in der Provinz noch ungewolltere Folgen nach sich ziehen kann. Bei We Still Say Grace fielen kürzlich drei junge Männer einer ultrareligiösen Familie in die Hände. Hexen, Kannibalen oder Fabelwesen stehen ebenfalls hoch im Kurs, wenn es darum geht, solche ländlichen Zwischenstopps möglichst tödlich zu gestalten. Das ist bei Ditched nicht anders. Ungewöhnlich ist allenfalls, dass man hier längere Zeit gar nicht weiß, was genau da eigentlich vorgefallen ist und worin die Bedrohung denn besteht.
Tatsächlich legt Regisseur und Drehbuchautor Christopher Donaldson bei seinem Spielfilmdebüt einen gesteigerten Wert auf einen Mystery-Faktor. So beginnt die Geschichte mit einem umgekippten Transportwagen und jeder Menge Fragen. Wo sind wir? Wer sind diese Leute? Was hat den Unfall verursacht? Verstärkt wird dieses Gefühl der Verwirrung durch die Figuren, die selbst nicht so wirklich im Bilde sind. Melina, die inmitten des Ensembles so etwas wie die Hauptfigur von Ditched ist, versucht sich zu erinnern, was vorgefallen ist, aber vergeblich. Das erinnert an die ganzen Thriller, bei denen Protagonisten und Protagonistinnen am Anfang ohne Gedächtnis aufwachen und nun gemeinsam mit dem Publikum versuchen müssen, die Vergangenheit zu rekonstruieren. Da wird nach Hinweisen gesucht, Bruchstücke von Erinnerungen zusammengesetzt, am Ende steht die Auflösung.
Ein unwirklicher Mischmasch
Dass man sich hier ein wenig verloren fühlt, hängt aber auch mit der Inszenierung als solcher zusammen. So bewegt sich Donaldson mit Vorliebe im Nebulösen, was durch die doch sehr auffällige Farbwahl unterstützt wird. Vom regulären Wald ist fast nichts zu sehen. Stattdessen gibt es Neontöne en masse, sei es giftiges Grün oder schummriges Rot. Auch ein schmutziges Gelb ist zwischendurch mal drin, um die unwirkliche Atmosphäre zu verstärken. Inhaltlich ist das zwar alles nicht zu rechtfertigen, man hatte bei Ditched einfach Lust darauf, ohne viel darüber nachzudenken. Zumindest anfangs funktioniert das noch recht gut. Die Suche nach Antworten und die seltsamen Bilder, die keine Orientierung zulassen, führen dazu, dass man hier allein schon deshalb dran bleibt, weil man doch gern wissen würde, was das alles denn soll.
Schwierig wird es, sobald Donaldson nach diesem stimmigen und neugierig machenden Einstieg die Masken fallen lässt. Wortwörtlich sogar. Ditched wird dann zu einer Mischung aus Das letzte Wochenende und Assault – Anschlag bei Nacht, wenn die Leute in dem Wagen gegen die äußere Bedrohung ankämpfen. Das hätte spannend werden können. Leider entpuppt sich der Film hier aber als trashiger Splatter. Das wird dann so überzogen, dass man sich zwischenzeitlich auch fragen darf, ob das hier nicht vielleicht doch eine Komödie hätte sein sollen. Konsequent umgesetzt hätte auch das funktionieren können. So aber ist das hier ein Mischmasch, der irgendwie nichts so richtig macht. Der Film ist sicherlich nicht so austauschbar wie viele andere Horrorwerke, die bei uns so veröffentlicht werden. Tatsächlich gut ist er deswegen aber nicht.
OT: „Ditched“
Land: Kanada
Jahr: 2021
Regie: Christopher Donaldson
Drehbuch: Christopher Donaldson
Musik: Clayton Worbeck
Kamera: Wes Miron
Besetzung: Marika Sila, Kris Loranger, Lee Lopez, Declan O’Reilly, Mackenzie Gray, Reamonn Joshee, J. Lindsay Robinson
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