
Laura Hansen (Wolke Hegenbarth) kann es kaum glauben: Ausgerechnet ihre Mutter soll eine Affäre gehabt haben. Mehr noch, sie hat diese über viele Jahre gepflegt: Einmal im Jahr fuhr sie in die Toskana, um dort heimlich Emanuele della Torre (Rolf Sarkis) zu treffen. Der ist zwar ebenfalls verheiratet, was die beiden Turteltauben aber nicht gestört hat, die den Rest des Jahres so taten, als wäre nicht. Für Laura steht fest, dass sie mehr über die Geschichte erfahren muss, durch die sie ihre verstorbene Mutter noch einmal völlig neu kennenlernt. Noch komplizierter wird das alles, als sie Emanueles Sohn Alessandro (Kerem Can) über den Weg läuft und nun ihrerseits Gefühle für diesen entwickelt …
Filmdreh als Urlaub
Beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen hat man zuweilen das Gefühl, dass die Redaktionen in ihren Filmen gar nicht unbedingt eine Geschichte erzählen wollen. Vielmehr nutzen die Leute die Gunst der Stunde, um ein bisschen in den Urlaub zu fahren und das dann als Dienst am Publikum zu verkaufen. Neben den Donnerstagabend-Krimis im Ersten stechen vor allem die Werke aus der ZDF-Sektion Herzkino hervor. Das Traumschiff ist ein Paradebeispiel dafür, wie die Settings und die damit verbundenen Bilder den Inhalt überlagern. Aber auch bei Ein Sommer in … geht es überwiegend darum, in idyllischen Gegenden unterwegs zu sein und dabei so zu tun, als hätte man etwas zu erzählen.
Fans der meistens am Sonntagabend zur Primetime ausgestrahlten Filme wissen daher natürlich schon, was sie bei Ein Sommer in der Toskana erwartet. Da geht es um große und oft komplizierte Gefühle, wenn die Protagonisten und Protagonistinnen eine neue Liebe finden oder sich mit einer alten auseinandersetzen müssen. Hier ist es mehr oder weniger beides. Anlass der Geschichte ist die alte Affäre, welche nach langer Zeit plötzlich ans Licht kommt und damit die jeweiligen Familienangehörigen durcheinanderbringt. Während Laura noch versucht, das Ganze einzuordnen, muss sie auf einmal selbst schauen, was sie mit Alessandro anfangen soll.
Viel Schönes um Nichts
Für Fans emotionaler Geschichten hört sich das nach einem schönen Abend vor dem Fernseher an. Tatsächlich ist Ein Sommer in der Toskana aber ein Film, der einen ziemlich kalt lässt. Vor allem der Handlungsstrang um Laura, die sich in den charmanten Autoretter in der Not verliebt, gibt nicht sonderlich viel her. Da entsteht in den anderthalb Stunden keine echte Chemie. Szenen, in denen es tatsächlich auch mal kribbelt? Fehlanzeige. Der Film verpasst es an der Stelle auch, den beiden Figuren ein bisschen Persönlichkeit mit auf den Weg zu geben, die über hübsche Oberfläche hinausgeht. Sie sind einfach so langweilig, dass nie ganz klar wird, warum man sich für ihr Schicksal interessieren sollte.
Etwas besser ist die Geschichte um die heimlich Verliebten. Dabei geht es um Liebe im fortgeschrittenen Alter, aber auch um die grundsätzliche Frage, wie Beziehungen aussehen können. Tiefgang darf man an der Stelle aber natürlich nicht erwarten. Selbst wenn Drehbuchautor Thomas Kirdorf mal ein interessantes Thema anschneidet, verliert er zu schnell die Lust, sich damit auch wirklich auseinanderzusetzen. Am Ende sind es dann doch die schönen Bilder, die einem von Ein Sommer in der Toskana am ehesten in Erinnerung bleiben. Allein dafür lohnt es sich dann aber doch nicht einzuschalten, nicht bei der Flut ähnlich gelagerter Filme, die ebenfalls alle als Werbevideos durchgehen würden. Wer unbedingt filmisch nach Italien reisen möchte, weil der eigene Urlaub zu weit weg ist, darf sich hier zumindest einbilden, den Alltag hinter sich gelassen zu machen. Wirklich lohnenswert ist diese Reise aber nicht. Den Humor, den diese vermeintliche Komödie demonstriert, kann man eh vergessen. Das Drehbuch hat es ja auch getan.
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