Eine dem Untergang geweihte Liebe
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Eine dem Untergang geweihte Liebe

Eine dem Untergang geweihte Liebe
„Eine dem Untergang geweihte Liebe“ // Deutschland-Start: 20. Juni 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Ein wenig ungewöhnlich war das Geschäftsmodell von Firat (Boran Kuzum) ja schon. Aber es war auch erfolgreich: Mit seiner Agentur und den von ihr geschriebenen Trauertexten verdiente er eine Zeit lang tatsächlich Geld. Als dieser morbide Traum platzt und er nach dem Bankrott des Unternehmens nach einem neuen Weg sucht, nehmen ihn seine Freunde Melda (Seda Turkmen) und Serhat (Gürhan Altundasar) mit zu einem Yoga-Trip, wo er entspannen und auf andere Gedanken kommen soll. Vor allem aber findet er dort Lidya (Pinar Deniz), die Sängerin einer Gruppe. Rasch entwickeln sie Interesse füreinander, ohne dass daraus etwas würde. Als sie sich später ein zweites Mal treffen, soll sich das ändern. Doch das Glück ist nur von begrenzter Dauer …

Zwischen Anfang und Ende

Eines muss man dem Netflix-Film Eine dem Untergang geweihte Liebe ja schon zugutehalten: Der Titel macht neugierig. Wo die meisten Sachen, die der Streamingdienst ins Programm aufnimmt, das Thema Liebe immer sehr positiv begleitet wird – zuletzt etwa bei Herzensparade. Da mag dann unterwegs das eine oder andere Hindernis auftauchen, das erst genommen werden muss. Vielleicht gibt es Missverständnisse oder schwierige Beziehungen, die verarbeitet gehören. Aber am Ende fällt man sich verlässlich in die Arme, das Publikum will es so. Bei der türkischen Produktion ist das etwas anders. Da nimmt der Titel vorweg, dass sich die Zuschauer und Zuschauerinnen lieber auf eine Enttäuschung einstellen sollten. Zumindest wenn sie das Happy End wollen.

Wobei Ende und Anfang Konzepte sind, die in Eine dem Untergang geweihte Liebe bewusst in Frage gestellt werden sollen. Zum einen beginnt der Film bei einer Art Ende und nutzt die in Filmen immer wieder gern verwendete Methode, mit einem besonderen Moment anzufangen, um anschließend die Vorgeschichte zu erzählen. Das soll das Publikum neugierig machen, damit es auch ja vor dem Bildschirm bleibt. Das Drama ist dabei aber nicht allein manipulative Unterhaltung nach dem alten Rezeptbuch. Vielmehr ist die Aufhebung der Zeiten Teil einer allgemeineren Lebensphilosophie, der zufolge alles miteinander verbunden ist. Das schließt den Tod mit ein.

Wenig subtile Moral

Insgesamt ist Eine dem Untergang geweihte Liebe dadurch deutlich spiritueller, als man es von anderen Netflix-Romanzen gewohnt ist. Tatsächlich kann man sich sogar darüber streiten, ob das hier überhaupt eine Romanze sein soll. Es geht in der Geschichte nur zum Teil darum, wie zwei Menschen zusammenkommen. Wichtiger noch ist die individuelle Entwicklung, gerade auf Firat bezogen. Der ist zu Beginn noch stark auf Geld und beruflichen Erfolg ausgerichtet. Die Begegnung mit Lidya wird für ihn zum Anlass, einen Schritt zurückzutreten, das große Ganze zu suchen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auch das ist in Filmen natürlich ein beliebtes Motiv. Vor allem wenn Stadtmenschen in einer ländlichen Gegend landen, meist unfreiwillig, dürfen sie das lernen, was uns Kalendersprüche schon seit Ewigkeiten predigen: Besitz macht nicht glücklich.

Diese Erkenntnisse sind natürlich nicht neu und auch nur bedingt realistisch, da wird gern mal ein bisschen idealisiert und an der Welt vorbeigelebt. Außerdem ist Eine dem Untergang geweihte Liebe nicht gerade subtil, wenn es darum geht, diese Nachricht unters Publikum zu bringen. Wer aber empfänglich ist für diese Art Moral, der kann sich hier auf einen kleinen Trip begeben, der zwar vielleicht nicht so viel zu sagen hat, wie er es von sich selbst behauptet, aber doch eine recht entspannte Art hat. Hier heißt es nicht wirklich viel nachzudenken, sondern sich zurückzulehnen, sich treiben zu lassen, nur um dann am Ende an einem Punkt anzukommen, der genauso gut ein Anfang sein kann.

Credits

OT: „Askin Kiyameti“
IT: „Doom for Love“
Land: Türkei
Jahr: 2022
Regie: Hilal Saral
Drehbuch: Yilmaz Erdogan
Musik: Ugur Ates
Kamera: Firar Güney Kayran
Besetzung: Boran Kuzum, Pinar Deniz, Yigit Kirazci, Seda Turkmen, Gürhan Altundasar, Zeynep Tokus, Musa Uzunlar

Trailer

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Eine dem Untergang geweihte Liebe
Fazit
„Eine dem Untergang geweihte Liebe“ klingt recht fatalistisch, will aber ein inspirierendes und aufmunterndes Drama sein. Am Ende mag dabei nicht das klassische Happy End stehen, dafür die Erkenntnis, worauf es wirklich ankommt und dass das Ende vielleicht auch ein Anfang ist.
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