Zwei Jahre in Folge musste das Filmfest München als Reaktion auf die Corona-Pandemie das Konzept umwerfen. So gab es 2020 nur ein paar kleinere Pop-up-Veranstaltungen, 2021 folgte eine reine Open-Air-Ausgabe, um den veränderten Rahmenbedingungen gerecht zu werden. 2022 folgt nun die herbeigesehnte Rückkehr in die Kinos der Stadt an. Zwar ist das Programm etwas kleiner als in einem „normalen“ Jahr. 120 Titel sollten aber für die meisten mehr als genug Anschauungsmaterial sein, um den filmischen Sommer zu begrüßen.
Los geht es am 23. Juni mit Corsage, einer ungewöhnlichen und in Cannes ausgezeichneten Neuinterpretation um die österreichische Kaiserin Elisabeth, verkörpert von dem europäischen Top-Export Vicky Krieps. Beim Rausschmeißer am 2. Juli steht hingegen ein Mann im Mittelpunkt: Javier Bardem mimt die Titelfigur in Der perfekte Chef, eine genüssliche Satire auf die Arbeitswelt und Macho-Kultur. Dazwischen tummeln sich die unterschiedlichsten Werke, von denen die meisten das erste Mal in Deutschland zu sehen sein werden. Die deutschen Produktionen sind sogar überwiegend Weltpremieren.
Zwei verdiente Film-Ikonen
Eine davon ist Freibad, die neue Komödie von Doris Dörrie. Die deutsche Regisseurin ist dieses Jahr einer der beiden Ehrengäste: Im Rahmen der Hommage werden neben ihrem neuen Film auch das Debüt Mitten ins Herz und der Episodenfilm Bin ich schön? gezeigt. Zweiter Ehrengast ist die italienische Schauspielerin Alba Rohrwacher, die schon oft mit ihren Werken in München zu Gast war und für ihren Beitrag zum europäischen Kino gewürdigt wird. Die diesjährige CineMerit-Preisträgerin stellt dabei auch ihren neuen Film vor, das leise Drama Das Pfauenparadies um ein Familienessen, das nicht ganz nach Plan verläuft. Weniger versöhnlich ist das betont abgründige Special Body Horror, welches mit mehreren Filmen und Panels beleuchtet wird. Andere Sonderthemen dieses Jahr sind Diversität und der 50. Jahrestag der Olympischen Spiele von 1972.
Rebellischer Neuanfang
Ganz regulär sind dafür die Sektionen, die zum festen Bestandteil des Filmfest gehören, darunter das Neue Deutsche Kino, International Independents oder das Kinderfilmfest, welches von Der Räuber Hotzenplotz eröffnet wird. Ganz neu ist hingegen die Wettbewerbsreihe CineRebels, welche die bewährten Wettbewerbe CineMasters und CineVision ergänzt. In dieser Reihe sollen, der Titel verrät es bereits, besonders mutige, experimentierfreudige, sprich rebellische Filme gewürdigt werden, die sich den alten Konventionen widersetzen und neue Wege beschreiten. Die kommen wie der Rest des Programms aus aller Welt: Ob die chinesische Vergangenheitsbewältigung A New Old Play, die russische Gesellschaftsdekonstruktion Petrov’s Flu, der US-amerikanische Stilmix Quantum Cowboys, die etwas andere Familienzusammenführung La vaca que cantó una canción sobre el futuro aus Chile oder das dänische Kammerspiel The Penultimate: Frische Ansätze lassen sich überall finden, man muss sie nur suchen.
Mehr Infos und das vollständige Programm auf www.filmfest-muenchen.de.
Unsere Rezensionen vom Filmfest München 2022
Acht Berge (2022)
Aftersun (2022)
Alle wollen geliebt werden (2022)
Bin ich schön? (1998)
Broker (2022)
Burning Days (2022)
Corsage (2022)
Damaged Goods – Staffel 1 (2022)
Das Leben ein Tanz (2022)
Das Licht in einem dunklen Haus (2022)
Das Netz – Spiel am Abgrund (2022)
Das Pfauenparadies (2021)
Das weiße Schweigen (2022)
Der perfekte Chef (2021)
Der Räuber Hotzenplotz (2022)
Der Russe ist einer, der Birken liebt (2022)
Der Spalter (2022)
Die Magnetischen (2021)
Die Purpursegel (2022)
Domingo and the Mist (2022)
Dual (2022)
Ear for Eye (2021)
Ein Hauch Leben (2021)
Elfriede Jelinek (2022)
Ennio Morricone – Der Maestro (2021)
Falcon Lake (2022)
Forever Young (2022)
Freibad (2022)
Full Time (2021)
Für Jojo (2022)
Gesicht der Erinnerung (2022)
Gib mir Dein Leben (2021)
Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song (2021)
Irrlicht (2022)
It Is In Us All (2022)
Jagdsaison (2022)
Juniper (2021)
King of Stonks (2022)
Lauchhammer – Tod in der Lausitz (2022)
Laufen (2022)
Liberame – Nach dem Sturm (2022)
Liebe Angst (2022)
Mariupolis 2 (2022)
Märzengrund (2021)
Medusa (2021)
Mehr denn je (2022)
Menschliche Dinge (2021)
Minions 2 (2022)
Munich Games (2022)
Mutter (2022)
Nicht ganz koscher (2022)
Notre-Dame in Flammen (2021)
Oink (2022)
One in a Million (2022)
Pacifiction (2022)
Performer (2022)
Petite Solange (2021)
Petrov’s Flu (2021)
Quantum Cowboys (2022)
Ramstein – Das durchstoßene Herz (2022)
Rex Gildo – Der letzte Tanz (2022)
Servus Papa, See You In Hell (2022)
So laut du kannst (2022)
Speak no Evil (2022)
Strafe (2022)
The Cell (2000)
The Humans (2021)
The Ordinaries (2022)
The Princess (2022)
Trouble Every Day (2001)
Under the Fig Trees (2022)
Utama (2022)
Verlorene Illusionen (2021)
Wann kommst du meine Wunden küssen? (2022)
Watcher (2022)
Interviews
Wo Filme gezeigt werden, sind Filmschaffende nicht weit. Wer mehr über die Werke oben erfahren möchte, findet unten die passenden Interviews dazu, die wir auf dem Filmfest München 2022 geführt haben. Auf die Weise erfahrt ihr, was Künstler und Künstlerinnen aus den Bereichen Regie und Schauspiel zu ihren Titeln zu sagen haben.
Adrian Goiginger zu „Märzengrund“ (2022)
Alba Rohrwacher zu „Das Pfauenparadies“ (2022)
Clemens Schick zu „Servus Papa, See You in Hell“ (2022)
Ed Perkins zu „The Princess“ (2022)
Emily Atef zu „Mehr denn je“ (2022)
Friedrich Mücke zu „Liberame – Nach dem Sturm“ (2022)
Hanna Doose zu „Wann kommst du meine Wunden küssen“ (2022)
Jean-Jacques Annaud zu „Notre-Dame in Flammen“ (2022)
João Pedro Rodrigues zu „Irrlicht“ (2022)
Kai Schumann zu „Rex Gildo – Der letzte Tanz“ (2022)
Katharina Woll zu „Alle wollen geliebt werden“ (2022)
Kirill Serebrennikow zu „Petrov’s Flu“ (2022)
Marc Benjamin zu „Liberame – Nach dem Sturm“ (2022)
Marie Colomb und Thimotée Robart zu „Die Magnetischen“ (2022)
Marie Kreutzer zu „Corsage“ (2022)
Max Hubacher zu „Ramstein – Das durchstoßene Herz“ (2022)
Max von der Groeben zu „Das Netz“ (2022)
Peter Keller und Stefan Sarazin zu „Nicht ganz koscher“ (2022)
Tim Oliver Schultz zu „Damaged Goods“ (2022)
Trystan Pütter zu „Ramstein – Das durchstoßene Herz“ (2022)
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