Honig im Kopf
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Honig im Kopf

Honig im Kopf
„Honig im Kopf“ // Deutschland-Start: 25. Dezember 2014 (Kino) // 27. August 2015 (DVD/blu-ray)

Inhalt / Kritik

Nachdem die Frau von Amandus Rosenbach (Dieter Hallervorden) gestorben ist und die Trauergäste bei seiner Rede merken, dass etwas im Kopf des Seniors nicht mehr ganz richtig funktioniert, zieht er zur Freude seiner Enkelin Tilda (Emma Schweiger) zu seinem Sohn Niko (Til Schweiger) und dessen Gattin Sarah (Jeanette Hain). Während Niko den Macken seines Vaters anfangs noch mit einem Lachen begegnet, muss auch er sich bald eingestehen, was seiner Frau bereits klar ist: Amandus hat Alzheimer. Da sie merkt, dass ihre Eltern mit der Situation überfordert sind, nimmt Tilda die Sache selbst in die Hand, um ihrem Opa zu helfen …

Toller Anfang, blöd verhunzt

In den Händen eines fähigen Regisseurs hätte die Einstiegsszene von Honig im Kopf richtig stark sein können. Die Trauerrede von Amandus auf der Beerdigung seiner Frau führt nicht nur den Charakter ein, sondern zeigt bereits seine geistige Veränderung auf. Als er beispielsweise, nach bereits einigen Fauxpas, sie auch noch mit einem falschen Namen referenziert, ist mit dem Schnitt auf den Priester und dessen nonverbaler Reaktion eigentlich alles gesagt. Aber da muss natürlich ein Til Schweiger daherkommen und die gesamte Szene kaputtschneiden lassen. Bei fast jedem Schnitzer Rosenbachs hält die Kamera kurz danach auf einen der Charaktere auf den Kirchenbänken und lässt diesen dann noch einmal seinem Nebensitzer, und somit natürlich dem Zuschauer, schön explizit erklären, wieso das denn gerade eine falsche Aussage war, damit auch die aus der letzten Reihe verstehen, die in der Schule öfter zum Kreideholen geschickt wurden.

Bei Werken wie Keinohrhasen oder Kokowääh rechnet ja bereits im Vorfeld niemand mit hoher Filmkunst; auch plumpe Witze sind zu erwarten und daher keine Enttäuschung. Es soll hier ja noch nicht einmal der Vorwurf der Pietätlosigkeit in den Raum gestellt werden. Sicher sind Beerdigungen oder Alzheimer ernstere Themen, aber auch ernste Themen können humorvoll angegangen werden, ohne dass es respektlos wird und dennoch lustig ist. Inhaltlich scheint Schweiger dazu nur bedingt in der Lage zu sein, was natürlich auch niemanden wirklich überraschen wird. Aber es kann doch wohl nicht zu viel verlangt sein, das Ganze wenigstens filmisch kompetent über die Bühne zu bringen.

Pointen um jeden Preis

Schnitt und Drehbuch sind die größten Schwächen von Honig im Kopf, viele Setups ergeben intern kaum einen Sinn, sondern existieren nur, um zu zeigen in welch blöde Situation Amandus sich wieder hineinmanövriert hat. Nachdem er ein Weilchen bei seinem Sohn wohnt, fragt seine Schwiegertochter ihn etwa, ob er die Hecke um zehn Zentimeter kürzen könnte. Als sie später am Tag nach Hause zurückkehrt, stellt sie erschrocken fest, dass er sie auf zehn Zentimeter gekürzt hat. Warum um alles in der Welt sollte man einen offensichtlich verwirrten Mann mit so einer Aufgabe betrauen und ihn dann noch für eine Weile unbeaufsichtigt lassen? Alles, was in einem Drehbuch geschieht, geschieht einzig und alleine deshalb, weil der Autor auf ein bestimmtes Payoff hinausmöchte. Der Trick aber ist es, das Ganze so zu gestalten, dass der Zuschauer das nicht merkt, sondern es beispielsweise mit Charaktermotivation zu erklären sucht. Hier gibts nichts dergleichen, die Pointen werden um jeden Preis stattfinden, ob sie nun vernünftig vorbereitet wurden oder nicht.

Starker Hallervorden

Mittlerweile sollte klar geworden sein, dass Honig im Kopf kein guter Film ist. Tatsächlich ließe er sich noch über ein paar mehr Absätze hinweg komplett auseinander nehmen, allerdings gibt es einen ganz bestimmten Grund, wieso ihm eine schlechtere Bewertung erspart bleibt: Hauptdarsteller Dieter Hallervorden. Was dieser als Komiker berühmt gewordene Mann für ein brillanter Schauspieler in ernsten Rollen ist, zeichnete sich in Grundzügen bereits 1970 in Das Millionenspiel ab. Es ist sicher hilfreich, dass Amandus Rosenbach der bestgeschriebene Charakter ist, der jemals für einen Schweiger-Film erfunden wurde, aber wie Hallervorden die Rolle zum Leben erweckt, ist kaum in Worte zu fassen. Er schafft es mit seiner Figur, selbst mit der (für lange Zeit) extrem unsympathischen Sarah Chemie aufzubauen und in gemeinsamen Szenen mit ihm wirkt sogar Emma Schweiger als Schauspielerin beinahe kompetent. Trotz der generell plumpen Albernheit des Skriptes sieht es einige emotionale Szenen für ihn vor, die vor allem dank ihm gelungen sind und den ein oder anderen Zuschauer vielleicht sogar zu aufrichtigen Tränen rühren mögen.

Credits

OT: „Honig im Kopf“
Land: Deutschland
Jahr: 2014
Regie: Til Schweiger
Drehbuch: Hilly Martinek, Til Schweiger
Musik: David Jürgens, Dirk Reichardt, Martin Todsharow
Kamera: Martin Schlecht
Besetzung: Dieter Hallervorden, Til Schweiger, Emma Schweiger, Jeanette Hain, Katharina Thalbach, Jan Josef Liefers

Bilder

Trailer

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Honig im Kopf
Fazit
„Honig im Kopf“ ist der gescheiterte Versuch, sich einem ernsten Thema humorvoll zu nähern. Der Film hat seinen Hauptdarsteller nicht verdient, dennoch macht ein überragend spielender Dieter Hallervorden viele der Schwächen wett und rettet ihn in die Anschaubarkeit.
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von 10