Jennifer Lopez Halbzeit Halftime Netflix
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Jennifer Lopez: Halbzeit

Jennifer Lopez Halbzeit Halftime Netflix
„Jennifer Lopez: Halbzeit“ // Deutschland-Start: 14. Juni 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

2019 und die ersten Monate von 2020 war Jennifer Lopez so beschäftigt und begehrt, wie lange nicht mehr. Für mehrere Monate tourte sie als Sängerin durch die USA, bevor im September 2019 ihr Film Hustlers Premiere feierte, bei dem sie als Schauspielerin und Produzentin fungierte. Im Februar 2020 schließlich trat sie gemeinsam mit Shakira in der Halbzeitpause des Superbowls auf, was für sich allein genommen schon ein Höhepunkt in der Karriere jeder Entertainerin wäre. Im selben Zeitraum wurde sie aber auch noch für ihre Rolle in Hustlers für einen Golden Globe nominiert; Kritiker und Kollegen sprachen zudem von guten Oscar-Chancen für Lopez, die 2019 ihren 50. Geburtstag gefeiert hatte, womit man den Titel Halbzeit der neuen Netflix-Dokumentation wohl doppelt verstehen darf. Der Film geht zwar mehrmals auf die Biographie von „J.Lo“ ein, konzentriert sich im Wesentlichen aber auf die Proben für den Superbowl-Auftritt und den Erfolg von Hustlers. Das Narrativ, das danach beim Zuschauer hängen bleibt, ist das von Lopez als extrem hart arbeitendem Showbusiness-Profi, der sich auf immer wieder in mehreren Feldern künstlerisch austoben will und dabei schon seit dem Beginn ihrer Karriere stets dafür kämpfte, als Frau und Latina anerkannt und ernst genommen zu werden.

Wer sich für das seit Jahrzehnten von Klatschblättern ausgeschlachtete Privatleben von J.Lo interessiert, wird hier allerdings enttäuscht werden. Zwar darf Ben Affleck in einem Kurzauftritt ein paar freundliche Sätze über sie sagen und Lopez’ Tochter ist sogar häufig im Bild (allerdings nur, weil sie tatsächlich regelmäßig mit ihrer Mutter auf der Bühne steht, wie etwa beim Superbowl). Sie werde auch hier nicht über ihre Beziehungen reden, kündigt Lopez aber in der Doku an, kurz nachdem sie erklärt hat, wie stolz sie darauf ist, sich in der Öffentlichkeit stets zusammenreißen zu können, so dass man ihr nicht anmerkt, was sie fühlt. Dementsprechend darf man auch in Halbzeit keine Beichten oder Gefühlsausbrüche erwarten, die das Privatleben des Superstars betreffen.

Unerwartet politisch

Dafür erhält man immer wieder Einblicke in Lopez’ Arbeitsethos. Sie hängt sich etwa im wahrsten Sinne des Wortes richtig rein, wenn sie für ihre Rolle als Stripperin in Hustlers Unterricht im Pole Dancing erhält und anschließend der Kamera stolz ihre blauen Flecken präsentiert. Auch beim Superbowl-Auftritt ist sie von Anfang an involviert, überlegt sich gemeinsam mit ihrem Team ein Konzept, leitet die Tänzer bei ihren Proben an und muss noch zwei Tage vor dem Auftritt ihr Bühnenbild in einem Telefonat vor der NFL-Spitze verteidigen. Die Superbowl-Performance zeigt nämlich Mädchen in Käfigen, womit wir bei den politischen Statements sowohl dieses Auftritts als auch der Dokumentation wären. Sie sehe sich eigentlich nicht als politische Künstlerin, sagt Lopez im Film. Jedoch habe sie während der Trump-Jahre die Vereinigten Staaten von Amerika nicht wiedererkannt. Dies ließ sie zu der Erkenntnis kommen, dass sie eine Verantwortung habe, sich zu positionieren und schließlich zu der Frage, wofür sie denn stehe und welche Botschaft sie senden wolle. Trumps Narrativ, dass alle, die ins Land kommen, kriminell seien, bezeichnet sie explizit als „Bullshit“.

Die Botschaft, die sich nach langen Überlegungen, Meetings und Proben für die 12-14 Minuten, die ihr für ihren Auftritt in der Halbzeitpause zur Verfügung stehen (und die sie mit Shakira teilen muss!), herauskristallisiert, ist schließlich eine von Inklusion und weiblicher Stärke. J.Los 2000er Hit Lets Get Loud hört man danach mit ganz anderen Ohren und entdeckt in dem vermeintlichen Party-Kracher ungeahnte politische Botschaften. Dass Unabhängigkeit, Willensstärke und Kreativität aber immer schon wichtige Leitlinien im Leben von Lopez waren, machen die regelmäßig in den Film eingestreuten biographischen Rückblicke deutlich. So schildert sie nicht nur, dass sie mit 18 Jahren ihr Elternhaus verlassen hat, weil sie lieber weiter tanzen lernen wollte, statt den Plänen zu folgen, die ihre Mutter für sie hatte. Sie macht auch mehrmals deutlich, dass immer dafür kämpfen musste, sich nicht auf ein einziges kreatives Betätigungsfeld festlegen zu lassen und zum Beispiel nicht nur als Sängerin, sondern auch als Schauspielerin ernst genommen zu werden.

Die Geschichte einer harten Arbeiterin

Dass ihr andauernder Erfolg in so vielen Bereichen nicht ohne Hilfe möglich ist, zeigt die große Zahl an Assistenten und Mitarbeitern, die im Film zu sehen sind. Halbzeit präsentiert Lopez als Anführerin eines großen Teams, in dem jeder ein Mitspracherecht hat. Die Entscheidungsgewalt über das Endprodukt liegt aber natürlich stets bei Lopez, die damit auch das Bild, das die Öffentlichkeit von ihr hat, streng kontrolliert. Ganz in diesem Sinne funktioniert auch die Dokumentation: Jennifer Lopez wird hier als Frau mit klaren Ideen gezeigt, die weiß, wie sie diese Realität werden lassen kann. Die wenigen Einblicke in ihr Familienleben zeigen stets Harmonie; somit wird die öffentliche Fassade aufrechterhalten und J.Los Erfolg auf ihre harte Arbeit zurückgeführt. An einer Stelle merkt sie im Film kurz an, dass sie sich manchmal fragt, ob ihr all die Arbeit und all die Entscheidungen nicht doch zu viel werden – es wirkt fast so, als sei dieser Satz im Film, um sie nicht zu perfekt und übermenschlich wirken zu lassen.

Credits

OT: „Jennifer Lopez: Halftime“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Amanda Micheli
Musik: Antonio Pinto
Kamera: Jason B. Bergh

Trailer

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Jennifer Lopez: Halbzeit
Fazit
„Jennifer Lopez: Halbzeit“ bietet zwar keine kritische Auseinandersetzung mit dem Entertainment-Phänomen J.Lo. Die Einblicke in ihr kreatives Schaffen und ihr Arbeitsethos sind dennoch sehr interessant, zumal der Film abwechslungsreich immer wieder zwischen verschiedenen von Lopez‘ Projekten und Lebensabschnitten hin- und her wechselt.
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