Als Bauunternehmer hat sich Martin Roumagnac (Jean Gabin) einen Namen gemacht, ist zu Geld und Ansehen gekommen. Doch er würde all das hergeben, wenn er doch nur das Herz der Saatgutverkäuferin Blanche Ferrand (Marlene Dietrich) erobern könnte. Um ihr zu imponieren, will er ihr eine Villa schenken, der Beweis seiner großen Liebe. Zu spät erkennt er, wie sehr er sich bei dieser Geschichte übernimmt, finanziell sieht es plötzlich sehr düster aus. Zudem lässt der Erfolg zu wünschen übrig. So ist Blanche zwar schon von ihrem Verehrer angetan, könnte sich ein Leben mit ihm vorstellen. Doch da ist eben auch der Konsul de Laubry (Marcel Herrand), der um sie wirbt und von dem sie sich erhofft, sie endlich aus der Provinzstadt herauszuholen …
Das Scheitern eines Paares
Jean Gabin (Wiesenstraße Nr. 10) und Marlene Dietrich (Zeugin der Anklage) gehörten in den 1940ern ohne Zweifel zu den ganz Großen des europäischen Kinos. Umso eigenartiger ist, dass ihr gemeinsamer Auftritt in Martin Roumagnac – Verrückt vor Liebe doch eher wenig bekannt ist, heute größtenteils in Vergessenheit geraten. Zumal auch das Drumherum eigentlich für einen größeren Erfolg sprachen. Nicht nur dass die beiden Ikonen hiermit nach dem Schrecken des Krieges wieder ins französische Kino zurückkehrten. Die beiden waren zudem seinerzeit ein Paar. Das Drama um zwei Menschen, die Gefühle füreinander entwickeln und dabei mit jeder Menge Hindernisse zu kämpfen haben, war der einzige Film, den die zwei Stars während ihrer langen Karriere zusammen drehten.
Martin Roumagnac ist dabei, wie der deutsche Untertitel Verrückt vor Liebe bereits verrät, ein recht düsteres Beispiel für eine Romanze. Genauer schildert Regisseur und Co-Autor Georges Lacombe in seiner Adaption von Pierre-René Wolfs gleichnamigen Roman eine sehr tragische Geschichte. Die Titelfigur ist in seiner unerschütterlichen Liebe zu der schönen Witwe gefangen, ist bereit, dieser alles zu opfern, was er hat. Dabei ahnt das Publikum schnell, dass dies vergebene Liebesmühe ist. Blanche geht es bei ihren Männergeschichten immer nur ums Geld. Schon die Liebe zu ihrem verstorbenen Mann war, den Eindruck darf man zumindest haben, rein finanzieller Natur. Auch der Konsul steht wegen der mit ihm verbundenen Möglichkeiten auf ihrem Einkaufzettel, weniger wegen dessen gewinnendem Wesen.
Gut gespielt, aber inhaltlich wenig interessant
Wobei in dem Film praktisch niemand so wirklich gut wegkommt. Blanche selbst ist die typische Femme Fatale, die allen den Kopf verdreht und damit ein Unglück heraufbeschwört. Martin ist hingegen ein einfacher und bodenständiger Mensch, der jedoch völlig außerstande ist, seine Gefühle in den Griff zu bekommen. Vor allem der späte Versuch, aus ihm eine tragische Gestalt zu machen, ist für ein heutiges Publikum eher befremdlich. Um diese beiden herum sind lauter Leute, mit denen man ebenfalls wenig zu tun haben möchte. Wo Liebesgeschichten meistens mit einem Traumpaar aufwarten, bei denen die Zuschauer und Zuschauerinnen Daumen drücken wollen, da erlaubt sich Martin Roumagnac – Verrückt vor Liebe, ein Schreckensszenario zu entwerfen, in dem irgendwie alle nur verlieren können.
Als Geschichte ist das eher wenig interessant. Szenen, wenn Blanche lauter Vögel frei lässt als Symbol für ihren eigenen Freiheitswunsch, sind schon ein bisschen plump. Auch bei der Charakterzeichnung hätten die beiden für ihre Charakterdarstellungen bekannten Leinwandlegenden Gabin und Dietrich mehr verdient. Martin Roumagnac – Verrückt vor Liebe ist letztendlich nicht wirklich mehr als ein 08/15-Melodram. Aber eben eines, das durch die Anwesenheit der beiden Stars so weit veredelt wird, dass der Film letztendlich doch sehenswert ist. Das Gefühl des kommenden Unheils ist spürbar, man sieht hier hilflos zu, wie sich zwei Menschen völlig unnötig und sehenden Auges in den Abgrund stürzen.
OT: „Martin Roumagnac“
Land: Frankreich
Jahr: 1946
Regie: Georges Lacombe
Drehbuch: Pierre Véry, Georges Lacombe
Vorlage: Pierre-René Wolf
Musik: Giovanni Fusco, Marcel Mirouze
Kamera: Roger Hubert
Besetzung: Jean Gabin, Marlene Dietrich, Margo Lion, Jean d’Yd, Daniel Gélin, Jean Darcante
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